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In den Medien wird über einen schlimmen Vorfall berichtet, bei dem ein Kind erheblich von einem so genannten Kampfhund, einem Staffordshire-Terrier, verletzt wurde. Der Hundehalter habe sich im Bad aufgehalten und das auf Besuch weilende Kind sei mit dem Hund alleine gewesen. Ein Veterinär soll nun einen Wesenstest mit dem Tier durchführen, dann wird weiter entschieden, wie mit dem Hund verfahren wird.
Solche und ähnliche Meldungen lesen wir immer wieder, und immer wieder fragen sich die Leser, wie es dazu kommen konnte. Diese Frage kann nicht umfassend beantwortet werden, denn jeder Zwischenfall ist anders. In den meisten Fällen kann man davon ausgehen, dass ein Fehlverhalten des Halters letztendlich zu der Katastrophe führte, obwohl es auch physische Ursachen geben kann – ein Gehirntumor zum Beispiel – das den Hund anders als normal agieren lässt.
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Hund falsch zu behandeln, und auch viele Menschen, die es falsch machen, so dass man sich fragen muss, wieso es eigentlich so wenig Unfälle dieser Art gibt. Leider ist es kein Schauermärchen, dass es Hundehalter gibt, die ihren Hund stunden- oder tagelang in einen dunklen Raum sperren, um ihn "scharf" zu machen. Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, sind solche Tiere absolut unberechenbar, sobald sie die Möglichkeit haben, nach draußen zu kommen. Das gilt im Übrigen auch für Ketten- oder Zwingerhunde. Und wir sprechen hier nicht von kurzzeitigem Anketten oder in den Zwinger bringen, sondern von Dauerzuständen.
Es hat Fälle gegeben, bei denen solche Hunde, die auf irgendeine Weise entwischen konnten, kaum aus der Hoftür waren und sofort einen Menschen angriffen – und man muss kein Kynologe oder Verhaltensforscher sein, um zu verstehen, warum. Die Probleme fangen meist schon mit dem ersten falschen Schritt an, sprich: mit dem falschen Hund. Wer in einer Stadtwohnung im sechsten Stock wohnt, oft außer Haus ist und so gut wie keine Grünflächen oder Wälder in der Nähe hat, sollte auf die Anschaffung eines Gebrauchshundes verzichten. Dazu gehört zum Beispiel ein Jagdhund oder auch ein Hütehund. Einen Weimaraner oder einen Border-Collie in einem Appartement zu halten und ihn ohne Beschäftigung vor sich hinvegetieren zu lassen, ist Tierquälerei. So ein Tier muss eine Aufgabe haben und braucht sehr viel Bewegung.
Durch die Züchtungen und Selektionen über Jahrtausende sind Rassen entstanden, die gewisse Dinge im Blut haben. Ein Windhund muss rennen, rennen, rennen. Dafür ist er geboren, und nicht etwa für ein kurzes Gassi an der strassbesetzten Leine mit Frauchen. Ein Border-Collie ist ein blitzgescheites Tier – eines, das dafür gezüchtet ist, die Herde seiner Halter selbstständig zu hüten, und das bei Wind und Wetter. Wer sich in ein solches Tier verliebt hat, muss ihm einiges an Sport und Unterhaltung ... an Aufgaben bieten, damit es nicht psychisch krank wird. Das kann einem Hund ebenso passieren wie einem Menschen.
Wer sich über die kleinen Hunde, wie zum Beispiel Chihuahuas, amüsiert, weil sie so schnell mit dem Kläffen und "Angeben" bei der Hand sind, der sollte sich vor Augen halten, dass sie einfach ihren Job machen. Sie sind, egal wie groß oder klein, Wächter ihres Rudels – und schließlich warnt ein solcher. Dass diese Tierchen oftmals geradezu pathologische Verhaltensweisen annehmen, liegt daran, dass sie oft nicht wie ein Hund, sondern wie ein Püppchen oder batteriebetriebenes Spielzeug behandelt werden. Ein winziger Yorkshire-Terrier kann nur in den seltensten Fällen wirklich gefährlich werden, gleichgültig wie durchgeknallt er sein mag (einen Finger durchbeißen kann er trotzdem allemal), aber schon bei der nächsten "Konfektionsgröße" sieht das anders aus.
Wer sich also für einen bestimmten Hund entscheidet, muss sich die Konsequenzen gut überlegen. Und Menschen, die sagen, dass die Rasse gleichgültig ist und der Hund das wird, was man aus ihm macht, haben nur bedingt recht. Denn ein durch falsche Behandlung bösartig gewordener Pudel oder Collie ist ein anderer Gegner als ein Staffordshire-Terrier. Das soll nicht heißen, dass man die erstgenannten unterschätzen sollte, denn ein Kind hat auch hier kaum eine Chance – doch die ungeheure Stärke des letzteren und seine Art des Angriffs machen ihn gefährlicher. Es ist immer schwer zu glauben, wenn Menschen die Haltung eines Molosserartigen damit begründen, dass diese Hunde ganz liebe Familienmitglieder sein können. Das ist zwar richtig, aber wer wirklich so etwas sucht, sollte sich etwas anderes zulegen.
Das größte Problem dabei ist nicht eigentlich der Hund, denn man muss sich fragen, wie irgendjemand auf die Idee kommen kann, ein großes und kräftiges Tier mit Kindern alleine zu lassen. Das ist etwas, das man niemals und unter keinen Umständen tun sollte – ob es sich nun um einen Bullterrier, einen Molosser oder einen Königspudel handelt (was Toy-Pudel betrifft, sollte man es auch nicht tun, schon im Interesse des Tieres).
Normalerweise wird ein gesunder und wesensicherer Hund ein Kind nicht angreifen – außer, er hat aus seiner Sicht einen Grund. Er wird sich sogar vielleicht viel gefallen lassen, weil er einen Welpen in dem Kind sieht. Und einem Welpen geschieht außer einem Zwicken, wenn er zu frech wird, nichts. Aber es gibt immer Ausnahmen, und manchmal sind die Kinder unwissentlich der Auslöser für einen Angriff. Wie auch immer, niemals darf ein Kind mit einem oder gar mehreren Hunden allein gelassen werden. Wer das tut, fordert das Schicksal heraus.
© "Unfälle mit Kindern und Hunden": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. die Zeichnung stammt von Wilhelm Busch (1832-1908), Lizenz: gemeinfrei.
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