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Der Büchermarkt ist gigantisch, die Genres sind extrem vielfältig, und das Buch ist noch lange nicht "tot", wie von manchen Leuten vorhergesagt.
Aber natürlich brauchen Bücher auch Leser. Und die sind genau so unterschiedlich und vielfältig wie die Bücher, die sie lesen.
Der Schlamper
Dieses Individuum liest das Buch, das ihn gerade fesselt, bei allem was er tut. Die Flecken auf den Seiten zeigen die Speisekarte der letzten Wochen an, und die vielen Eselsohren machen das Buch einzigartig.
Er legt – weil er wieder kein Lesezeichen zur Hand hat – das Buch mit den aufgeschlagenen Seiten nach unten überall hin. Es interessiert ihn einfach nicht. Sieht er die Kaffeepfütze noch rechtzeitig, nimmt er, was gerade in Reichweite ist – ein Papiertaschentuch, einen Kugelschreiber oder die Stromrechnung. Das tut der Schlamper auch dann, wenn das Buch über einen praktischen Faden zum Seitenmarkieren verfügt – so etwas nimmt er kaum wahr. Seine Buchregale sind kaum befüllt, weil seine Bücher überall herumliegen oder gestapelt sind.
Der Ordnungsfanatiker
Wie alles und jedes hat der Schlamper einen Gegenpol. Dieser Leser-Typ hat viele Bücher im Regal, die – obwohl mehr als einmal gelesen – aussehen, als kämen sie gerade aus der Buchhandlung. Er hat seine Lektüre streng geordnet. Entweder nach Genre, Fachgebiet oder nach Autoren. Streng alphabetisch natürlich.
Es empfiehlt sich nicht, von diesem Leser ein Buch zu leihen. Außer natürlich, man trägt beim Lesen Handschuhe und schlägt das Buch in Folie ein. Erstaunlicherweise verleiht dieser Typ sogar seine Bücher. Er kann gar nicht auf den Gedanken kommen, dass jemand anders mit dem Lesestoff umgeht als er.
Eine Abart stellt der zwanghaft veranlagte Überordentliche dar: dieser beschäftigt einen erfahrenen Diener zum "Bücher stoßen". Mit Lineal bewaffnet sorgt sein Personal dafür, dass die Buchrücken stets exakt Vorderkante zum Buchregal stehen – perfektionistisch nach Farben sortiert, versteht sich.
Der Nichtleser, der Bücher besitzt
Diesen Lesertyp findet man öfter, als man glaubt. Er hat in der Regel mehrere Bücher mit hübsch geprägtem Rücken im entsprechenden Regalfach seiner Wohnwand stehen. Sie wurden mitgeliefert. Das sieht gut aus. Weiter interessiert ihn das nicht. Eine Sonderform der Nichtleser besitzt Buch-Attrappen.
Der Blender
Ein Blender hat keine Zeit, die angesagten Bestseller zu lesen. Er ist nämlich damit beschäftigt, sich völlig dem angesagten Lifestyle zu unterwerfen. Er hält sich für intelligent und informiert. Wobei sich seine Informationen meist auf die Kosten der Geschenkgutscheine bei Douglas beziehen. Was er wirklich überfliegt, sind die Klappentexte. Möglicherweise auch eine Rezension im Internet, während er verschiedene Fenster offen hat – zwischen Chat und dem neuesten Gerry-Weber-Angebot verschafft er sich einen Überblick.
Mit dieser minimalen Ausstattung holt er sich die wirklichen Informationen über das betreffende Buch, während er sich mit anderen Menschen darüber unterhält. Das ist einfacher, als es aussieht und fällt nie wirklich auf. Der Blender kann sich in eine Diskussion über ein Werk stürzen, das er nie gelesen hat. Und dabei als gebildeter Leser erscheinen.
Der strenge Leser
Dieser Lesertyp weicht niemals vom bevorzugten Genre ab. Ob das nun Fachliteratur oder Science Fiction ist. Andere Genres werden mitleidig bis höhnisch abgetan. Dieser Leser lebt in einem eigenen Universum und hat eine tief sitzende Angst vor artfremden Informationen. Andere Leser akzeptiert er nur, falls sie in der von ihm geschätzten Richtung lesen. Wobei er Abweichungen kaum toleriert. Beispiel: hat jemand fast alle Bücher der von ihm geliebten Art gelesen und gibt einen einzigen Liebesroman zu, wird er sofort als der eigenen Aufmerksamkeit unwürdig eingestuft.
Der Allesleser
Dieser zum vorigen Typus entgegengesetzte Leser liest alles, was er in die Finger bekommt. Zwar hat der Allesleser gewisse Vorlieben, frisst aber in der Not sozusagen auch andere Fliegen.
Dieser Typ hat seit der frühesten Schulzeit begeistert die Texte auf den Cornflakes-Packungen gelesen und ebenso hatte er das Lesebuch schon in den Sommerferien durch. Sobald er es in Händen hatte. Was den Allesleser sympathisch macht, ist die Tatsache, dass er keine Vorurteile kennt und über ein breitgefächertes Wissen verfügt.
Der Sammler
Dieser Leser bringt es absolut nicht über das Herz, ein Buch wegzugeben oder gar wegzuwerfen. Der chronische und zuweilen bedrohliche Platzmangel lehrt ihn keineswegs etwas anderes, sondern bringt ihn dazu, sich Bücher über Platzmanagement zu besorgen.
Der Realist
Er verfügt ebenfalls nicht über zu viel Platz, kann aber damit besser umgehen. Er sieht nicht ein, wieso er ein Buch, das ihm nicht gefiel, oder eines, das er schon dreimal gelesen hat, behalten soll. Er stellt einen Karton vor die Haustür, mit einem Zettel versehen, auf dem steht: "Bitte mitnehmen!" Die Überbleibsel befördert er in die Papiertonne. Dann freut er sich über den gewonnenen Platz und die neuen Bücher, die er sich jetzt kaufen kann.
Mischtypen
Ein Allesleser kann ein Schlamper sein, ein Blender wiederum ein Ordnungsfanatiker oder umgekehrt. Reine Lesertypen gibt es kaum.
Da Sie den Beitrag bis zum Ende gelesen haben, stufe ich Sie hiermit als Allesleser ein.
© "Blender, Sammler oder Realist: Welcher Lesertyp sind Sie?": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2015. Bildnachweis (CC0, Public Domain Lizenz): Bibliothek | Traum und Buch | Bücherstapel.
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