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Mehr als ein Dutzend Bände der "Prähuman-Serie" prägen das Schaffen des beliebten Dark-Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Autors Carl Denning. Weitere bekannte Titel sind unter anderem "Monster", "Blutige Schatten" oder "Todesstation". Viel mehr Bücher findet der Interessent auf Dennings Autorenseite im Web.
Aus der Horror- und Phantastik-Anthologie "Zwielicht 11" präsentieren wir die Leseprobe "Ein Porträt von Shirley Love". In Carl Dennings Kurzgeschichte geht es um eine Filmdiva und ihre dunklen Augen, die so manchen ins Verderben treiben:
Haushaltsauflösungen sind eine wahre Fundgrube. Besonders für mich als Antiquitätenhändler. Es ist erstaunlich, was die Hinterbliebenen alles auf den Müll schmeißen, nur weil sie mit dem Stuhl, dem Tisch, einer Schallplatte oder einem Buch nichts anfangen können. Auf diese Weise stieß ich bereits mehrfach auf wahre Schätze. Wie etwa eine Art Deco-Lampe aus dem Jahr 1932, die ich später für mehrere hundert Dollar verkaufte. Oder Porzellanfiguren aus dem frühen 18. Jahrhundert, die mir beim Verkauf fast fünftausend Dollar eingebracht haben. Einmal entdeckte ich unter dem ganzen Kram, den ein an Krebs gestorbener DJ gesammelt hatte, eine Schallplatte der Sex Pistols mit dem Titel Spunk, eine Platte, die angeblich nie erschienen sein soll.
Und eines Tages machte ich einen nicht weniger Aufsehen erregenden Fund. Ein verstorbener Filmnarr, der einfach alles gesammelt hatte, was nicht bei drei auf den Bäumen war, hatte ein Bild an der Wand seines Arbeitszimmers hängen. Ein altes Porträtfoto aus den 20er Jahren. Noch dazu handsigniert. Es zeigte niemand anderen als Shirley Love, eine der wohl rätselhaftesten Schauspielerinnen der Stummfilmzeit. Eine wunderschöne Frau mit schwarzem Haar, dunklen Augen und geschwungenen Lippen und einer Figur wie eine griechische Göttin. Shirley Love. Eine Legende. Eine Diva. Eine Frau, über die es die eigenartigsten Gerüchte gab. Es existierte nur noch ein einziger Film mit ihr. Einer ihrer Liebhaber, ein Regisseur namens William Koerner, hatte alle anderen Filmrollen in einer Art Tobsuchtsanfall 1942 vernichtet, bevor er sich selbst erschoss.
Shirley Love. – Auf dem Foto wirkte sie unglaublich lebendig. So als wäre es überhaupt keine Aufnahme, sondern als blickte ich durch ein Fenster in einen angrenzenden Raum, in dem eine wunderschöne, überaus sinnliche Frau meinen Blick erwiderte. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn sie sich bewegt hätte, wenn sie mir zugezwinkert oder ihre Lippen zu einem sanften Lächeln geformt hätte.
Mit einem Schulterzucken reichte mir der Sohn des Verstorbenen das eingerahmte Foto. "Sie können es haben. Für mich hat das alles keinen Wert."
Genau dies waren die Argumente, die ich jedes Mal bei einer Haushaltsauflösung hörte: Für mich hat das alles keinen Wert.
Shirley Love war in der Tat unglaublich schön gewesen. Auf dem Foto blickte sie mit laszivem Blick direkt in die Augen des Betrachters. Um ihren Hals eine lange Perlenkette. Der weite Ausschnitt ihres schwarzen, glitzernden Kleides zeigte die Ansätze ihrer wohlgeformten Brüste.
Ich stellte das Bild auf den Schreibtisch meines kleinen Büros, das sich am hinteren Ende meines Ladens Blacks Antiquitäten anschloss. Neben dem Büro führte eine Treppe hinauf in den ersten Stock, wo meine Wohnung lag. Das Porträt verkaufen? Das kam für mich nicht infrage. Dafür war es zu einzigartig. Genauso wie die Platte der Sex Pistols, die ich behalten hatte. Das Foto fesselte mich. Immer wieder ertappte ich mich dabei, dass ich in meiner Arbeit innehielt, um das Porträt zu betrachten.
Das alles geschah am 12. Oktober. Einem sonnigen Herbsttag, der keine schlechten Gedanken zuließ. Es war am folgenden Tag, als auf einmal alles anders wurde. ...
Die vollständige Geschichte "Unheimliches von Carl Denning – Ein Porträt von Shirley Love" lesen Sie in der Horror- und Phantastik-Anthologie "Zwielicht 11", die im März 2018 im Taschenbuch-Format mit 324 Seiten veröffentlicht wurde (ISBN 978-1985711884). Als E-Book ist diese Anthologie ebenfalls erhältlich.
Bereits seit 2009 erscheint die Magazin-Reihe "Zwielicht" der beiden Herausgeber Michael Schmidt und Achim Hildebrand. Im Autorenprofil von Michael Schmidt finden Sie alle Bücher dieser Horrorbuch-Reihe und noch viel mehr.
Geschichten in "Zwielicht 11":
Thomas Stumpf – Der Mann, der Jimmy Page kannte
Abel Inkun – Die Essenz der Veronesen
Gordon McBane – The Hanky Panky Girl
Leander Milbrecht – Phelesto
Markus K. Korb – 80 Grad
Carmen Maria Machado – Abstieg
Karin Reddemann – Das samtrote Sofa
Carl Denning – Ein Porträt von Shirley Love
Manuel Otto Bendrin – Der perfekte Moment
Matthias Schulz – Beschreibung einer norwegischen Spezies von Theraphosidae sowie der mysteriösen Ereignisse im Rahmen ihrer Untersuchung
Lea Reiff – Adze
Harald A. Weissen – Eisberg Blues
Algernon Blackwood – Der Blutweiher
David Wright O'Brien – Ausstrahlung
Textbeiträge in "Zwielicht 11":
Matthias Kaether – Die Horror- und SF-Stories von O'Brien und Yerxa
Matthias Kaether – Museum des Wundervollen
Karin Reddemann – Verführerin mit Biss
Michael Schmidt – Die einflussreichen Werke des Genre Horror und Unheimliche Phantastik
Ralf Steinberg – Das Durchdrehen der Schraube
Christian Weis, 1966-2017 – Ein Nachruf
Das Titelbild ist von Björn Ian Craig unter Verwendung von Elementen aus einer Fotografie von Alessio Lin (linalessio.co).
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© "Zwielicht 11": Den Herausgebern und den beteiligten Autoren / Autorinnen danken wir herzlich für diese Leseprobe und das Coverbild, 03/2019.
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