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In ihrem Hochzeitskleid, aufs Schönste geschmückt, steht Jenny Makensie vor dem Spiegel und wartet auf die Ankunft ihres Bräutigams. Aber es ist weder Glück, was sich in den Zügen der Braut abzeichnet, noch die Vorfreude auf den schönsten Tag im Leben einer jungen Frau.
Hin- und hergerissen von ihren Gefühlen denkt die junge Plantagenbesitzerin an die bevorstehende Trauung, denn sie ist voller Zweifel, ob der Bräutigam, den ihr verstorbener Vater testamentarisch für sie bestimmt hat, die richtige Wahl ist. Doch halt – was sind das plötzlich für Stimmen, die laut und bedrohlich wirkend durch das Haus schallen? Jeden Moment werden sie in Jennys Zimmer treten, und danach ... wird für die schöne Waise nichts mehr so sein, wie es einmal gewesen ist.
Woher soll nun noch Rettung kommen, arme Jenny? Wo ist der Mann, der dich so sehr liebt, dass er es mit der ganzen Welt aufnehmen würde, nur um wieder ein Lächeln auf deinem Gesicht erstrahlen zu sehen?
Der Autor August Schrader, der ungekrönte König der romantischen Action- und Abenteuer-Literatur des 19. Jahrhunderts, bringt uns diesmal über den Großen Teich nach Louisiana, wo er uns ins alte New Orleans und auf Pflanzungen führt, deren Bewirtschaftung ohne Sklavenarbeit noch undenkbar war. Es wird uns eitles Dandytum und gefühllose Rohheit, aber auch unverbrüchliche Freundschaft und selbstlose Liebe begegnen, die nicht fordert und dennoch reich belohnt wird.
Die Buchausgabe "Die Braut von Louisiana" ist in elektronischer Form im Online-Buchhandel erhältlich. Die Gesamtausgabe dieses Südstaaten-Romans beinhaltet als E-Book drei Teile (Der Pflanzer | Der Hochzeitstag | Die Sklavin) und umfasst rund 350 Buchseiten.
Der Klassiker von August Schrader ist in den Genres "Historische Romanzen", "Action und Abenteuer" oder "Liebesromane" zu finden und wurde vom Quality Books Verlag Mitte 2019 in einer sprachlich modernisierten Neufassung herausgegeben.
Ein tiefer Seufzer durchtönte das stille, dunkle Gemach, dem gleich darauf ein leises Weinen folgte. Eva schwieg, um ihren Schmerz nicht zu verraten, denn auch ihr rollten die Tränen über die Wangen – das Unglück ihrer jungen Herrin betrauerte sie wie ihr eigenes.
So mochte wohl eine Viertelstunde vergangen sein, als sich in dem Park vor dem Fenster leise Schritte vernehmen ließen.
"Was ist das?", fuhr Jenny erschrocken auf. "Man umschleicht diesen Pavillon!"
Beide Mädchen sahen durch das Fenster. Die Finsternis unter den Baumstämmen war so dicht, dass ihre forschenden Blicke nichts zu erkennen vermochten.
Nach einigen Minuten ließ sich dasselbe Geräusch noch einmal vernehmen.
"O mein Gott", flüsterte Jenny, "mir raubt die Angst fast die Besinnung – wir sind so allein in diesem einsamen Haus! Fühlst du keine Angst, Eva?"
"Nein, Miss, ich fühle sogar das Gegenteil – eine freudige Ahnung des Wiedersehens einer geliebten Person."
"Du meinst Arthur?"
"Ich leugne es nicht."
"Wer sollte ihm gesagt haben, dass ich hier wohne?"
"Wer weiß!", flüsterte die Zofe und drückte freudig die Hand der ängstlichen Jenny.
Sie lauschten wieder. Das Geräusch der Schritte entfernte sich.
Es ist Kato, der um das Haus zu meinem Fenster schleicht, dachte Eva; er ist aus der Stadt zurückgekehrt – sicher bringt er Nachricht von Arthur.
"Unerklärlich", sagte Jenny, "wer kann so spät in der Nacht ein Interesse haben, dieses Haus zu umschleichen?"
"Ich glaube, ich kann es herausfinden", antwortete Eva scherzend. "Wenn der Besuch nicht Ihnen gilt, so gilt er ganz gewiss mir – ich werde nachsehen."
"Eva, begibst du dich nicht in Gefahr?"
"Beruhigen Sie sich, es wird Kato sein, der seit einiger Zeit die Fensterpromenaden zu seiner Lieblingsbeschäftigung erkoren hat. Schon diesen Morgen, noch ehe die Sonne aufgegangen war, sandte er mir mit gewohntem Anstand durch das Fenster einen Gruß zu. Vielleicht flüstert er in diesem Augenblick seinen Nachtgruß; ich werde gehen, um ihm zu danken."
Rasch und leise verließ Eva das Zimmer, denn die Neugierde, die Nachrichten des Mulatten über Arthur zu erfahren, trieb sie zur Eile an.
Kato ist ein getreuer Seladon, dachte sie lächelnd, obgleich ermüdet von der Reise, kommt er dennoch unter mein Fenster – schade, dass ich ihn nicht wiederliebe, er hätte es verdient.
Leise öffnete sie die Tür ihres Schlafzimmers und trat zum Fenster. Sie lauschte – die Schritte kamen näher und die Person, die sie verursachte, blieb stehen, denn alles war still. Die Gestalt des Verliebten konnte Eva nicht erkennen, denn die Nacht unter den Bäumen war undurchdringlich.
"Armer Kato", flüsterte Eva, "ich will dich nicht zu lange warten lassen!"
Bei diesen Worten öffnete sie einen Flügel des Fensters und beugte sich hinaus.
"Kato, sind Sie es?"
Das Geräusch näherte sich dem Fenster. "Ich bin es!", flüsterte tonlos eine Stimme.
"Haben Sie meinen Brief abgegeben und bringen Sie Nachricht zurück?"
"Ja", war die leise Antwort.
"In einem Brief?"
"Nein!"
"Haben Sie Sir Arthur gesehen?"
"Öffnen Sie für einen Augenblick die Tür und ich erzähle Ihnen alles."
"Kommen Sie morgen früh wieder, lieber Kato – wie heute."
"Die Nachrichten sind wichtig, morgen früh könnte es zu spät sein", war die Antwort nach einer Pause.
"Zu spät für Miss Jenny?"
"Ja!"
"Ist Sir Jackson mit Ihnen zurückgekehrt?"
"Nein, er ist noch in der Stadt; wichtige Geschäfte halten ihn zurück."
In diesem Augenblick öffnete Jenny das Fenster ihres Schlafzimmers. Eva nahm an, dass sie die Worte ihres Gespräches verstehen könne, deshalb flüsterte sie, sich tief hinabbeugend:
"Kommen Sie zur Tür, Kato, ich werde öffnen."
Eva schloss leise das Fenster wieder und trat aus dem Schlafzimmer in den Vorsaal hinaus. Hier zündete sie eine Kerze an, um mit dem verliebten Mulatten nicht im Dunkeln allein zu sein. Ein leises Zittern hatte sich des jungen Mädchens bemächtigt, denn sie fürchtete neue trübselige Nachrichten für die arme Jenny. Sich die Worte wiederholend: "Morgen früh könnte es zu spät sein", legte sie die Hand an das Schloss und schob geräuschlos den Riegel zurück.
Kaum war die Tür von ihrer Fessel befreit, als sie von außen so heftig aufgestoßen wurde, dass Eva erschrocken zurückfuhr. Zwei wild aussehende Männer in großen Hüten und beschmutzter Kleidung traten mit ungestümer Hast in den Vorsaal. Während der eine die Tür wieder schloss, zog der andere ein langes Messer aus seinem Gürtel, stürzte auf die zusammenbrechende Eva zu und rief mit gedämpfter Stimme, während er mit der blitzenden Klinge auf ihre Brust zielte:
"Ein Laut, Weib, und und du liegst in deinem Blut!"
Die Drohung war unnütz, denn der Schreck hatte Evas Zunge und Glieder bereits so gelähmt, dass sie regungslos am Boden lag. ...
Mehr von August Schrader und über den Verlag "Quality Books" in Hameln lesen Sie hier auf unserem Portal: Klassische Literatur neu entdeckt.
Der Verlag "Quality Books" bietet auf der Plattform von "reinlesen.de" weitere "Klassiker in neuem Glanz" an. Alle Bücher bieten ein außergewöhnliches Lesevergnügen der ganz besonderen Art!
© Klassische Literatur von August Schrader: "Die Braut von Louisiana". Wiedergabe der Leseprobe aus Teil 3 von August Schrader mit freundlicher Genehmigung von "Quality Books", 08/2019, Nachtrag 12/2020.
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