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"Ein Chilene zu viel in Deutschland" ist der Blick eines Chilenen auf seine beiden Heimatländer Chile und Deutschland. Der Autor Juan Meyerholz Vivanco erzählt in seiner Geschichte, wie er im Chile der 30er- und 40er-Jahre erwachsen wurde. Er erzählt von seinem Studium der Ingenieurwissenschaften in Valparaiso und beschreibt seine Lehrer und Kollegiaten.
Meyerholz Vivanco erzählt von seinen Erfahrungen in der Arbeitswelt. Schließlich gipfelt die Erzählung im Exil nach Deutschland. Die Pinochet-Diktatur bewog ihn, seinen deutschen Wurzeln nachzuspüren und in einer deutschen Firma in Stuttgart als "Director Americana Latina" in Erscheinung zu treten.
Diese beeindruckende Erzählung, die als Taschenbuch und E-Book veröffentlicht wurde, zeichnet sich durch einen leichten und dennoch präzisen Erzählstil aus. Einzelne Erlebnisse und Begegnungen werden auf 135 Seiten anschaulich geschildert.
Fast jeden Tag, etwa um 18.30 Uhr, lief ich die Straßen um die Universität bis an die Gittergrenze ab, der "Los Placeres Straße", und wartete auf dem Gang der "Sünderin" (La Pecadora), bis sie von der Schule kam. Ich kannte sie nicht und fand sie so schön in ihrer Lyceum-Uniform.
Sie warf mir durchs Gitter einige verführerische Blicke zu und das war alles.
Eines Tages, an einem Mittwoch, der Wochentag, an dem ich zur Versammlung der "Accion Catolica" ging, sah ich sie kommen, wartete auf sie, folgte ihr der Straße entlang und fragte sie, all meinen Mut zusammennehmend: "Darf ich dich begleiten?"
Sie warf mir einen Blick des Verlangens zu, aber aus ihrem Mund kam der fast kränkende Satz: "Nein, Idiot."
Das war tödlich für mich und an diesem Tag habe ich, als des Schicksals Rache, alles abgestritten und angezweifelt, was Pfarrer "Jara" über den "Garten Eden", die Schlange und all die anderen biblischen Irrkonzepte gesprochen hatte.
Ich spürte, dass er sich an meinen Zwischenbemerkungen und Interventionen erfreute, denn ohne mich sei die Versammlung die reine Langeweile, wie er mir schon gesagt hatte.
Viele Jahre waren seitdem vergangen. Inzwischen war ich mehrmals verliebt. Achtzehn Jahre war mein Alter, als ich Gladis Sucarrat liebte. Danach war Frida Weinschenker diejenige, die ich liebte. Sie kam jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag zu mir. An diesen Tagen gab es Film- und Konzertaufführungen in der "Aula Magna" der Universität. Wir liebten uns ohne Zweifel. So ging es monatelang. Ich erinnere mich jetzt nicht exakt, in welchen Abständen dies geschah.
Eines Tages fragte ich sie: "Frida, wann wirst du mich zu dir nach Hause einladen?" Ihre Antwort war: "Bist du verrückt? Wenn mein Vater erfährt, dass ich in einen Nazi verliebt bin, kann er mich totschlagen."
"Aber, Frida, welcher Nazi? Ich bin doch Chilene und kein Nazi."
"Leider wird das mein Vater nicht glauben und er wird wollen, dass ich einen Kandidaten aus der Kolonie heirate, aber meine Liebe zu dir wird ewig bleiben."
Danach haben wir uns weniger gesehen.
Viele Jahre später, ich meine, es war das Jahr 1974 auf der Ahumada Straße in der Stadtmitte Santiagos, nahm mich eine Frau an meinem linken Arm. Überrascht hielt ich meine Schritte an.
"Juan Sebastian, kennst du mich nicht?" fragte sie mich.
"Selbstverständlich kenne ich dich, Maria Magdalena."
"Ach, du! Ich bin doch die Frida!"
"Das hatte ich von Anfang an vermutet. Also Frida, wie hast du mich erkannt, da ich nicht mehr derselbe bin, der ich einmal war?"
"Falsch, du bist derselbe geblieben und ich habe dich nie vergessen."
"Mir geht es ebenso, und wie geht es dir?"
"Ich bin mit einem guten Mann aus der Kolonie verheiratet."
Den Namen, den sie mir nannte, habe ich vergessen. Wir verabschiedeten uns mit einem Kuss und das war das letzte Mal, dass ich von Frida Weinschenker etwas erfahren hatte. ...
Lassen Sie sich von lateinamerikanischer Literatur verzaubern und lesen Sie die Erzählung von Juan Meyerholz Vivanco, die im Onlinebuchhandel erhältlich ist.
© Wir danken folgenden Personen für die Leseprobe aus "Ein Chilene zu viel in Deutschland" und Abbildung des Buchcovers: Juan Meyerholz Vivanco (Autor), Gudrun Maria Hawle (Illustratorin) sowie Pia-Felicitas Hawle (Herausgeberin), 04/2018.
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