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Hinweis vorab: Der Roman "Wenn bei Capri ... die Sonne blutrot im Meer versinkt" folgt auf die Ereignisse, die in "Neapel sehen und sterben" beschrieben wurden, dem 3. Band der Harry-Trilogie, den wir kurz zuvor vorgestellt hatten. "Wenn bei Capri" ist jedoch ein unabhängiges Werk.
Es war einmal, als das Wünschen noch geholfen hat: Da ließ allein das Wort CAPRI die Augen der Menschen diesseits der Alpen aufleuchten. Die Insel im Mittelmeer mit ihrer Blauen Grotte, mit den romantischen Sonnenuntergängen, mit ihren Fischern, die abends ihre Netze auswerfen und in gemeinsamem Belcanto ihre Marie beschwören, wenigsten bis zum Morgen treu zu bleiben, sie war das Ziel aller Träume. Auf diese Generation zielt ein besonders aufwendiger Reiseprospekt, für den die Starfotografen John Watson und Sally Potter das Bildmaterial liefern sollen.
Auf der Überfahrt von Neapel nach Capri wehrt sich Sally recht energisch gegen einen jungen Grapscher. Der blutet ein bisschen aus dem Mund, doch seine Ehre ist mitten ins Herz getroffen. Er muss sich rächen, selbst wenn Sally unter Polizeischutz steht.
Als wäre das nicht schon genug, finden sich Sally und John plötzlich in einem mörderischen Wirbel wieder. Es dreht sich um Kunst, um Antiquitäten, um illegale Ausgrabungen und geraubte Museumsschätze. Um viel, viel Geld und organisierte Kriminalität. Die heimische Camorra und der ferne "Islamische Staat" sind dabei die Hauptakteure.
Unser Buchtipp: "Wenn bei Capri ... die Sonne blutrot im Meer versinkt" ist ein waschechter Capri-Krimi mit John Watson und Sally Potter. Das Buch hat etwas mehr als 200 Seiten und ist als Taschenbuch sowie als E-Book erhältlich (Link zu Kahns Autorenprofil siehe weiter unten).
Die Gruppe hat den ganzen Tag damit verbracht, antike Objekte zu katalogisieren. Ein Teilnehmer berichtet:
"Danke für Eure Mitarbeit, auch im Namen des Irak", sagt Leyla und beschreibt mit ihrem Glas einen kleinen Kreis in der Luft. Das lästige Anstoßen ist ja schon seit langem out.
Schweigen. Keiner von uns kann verdrängen, dass wir den ganzen Tag am Schauplatz eines Mordes verbracht haben. Wieder und wieder vollführe ich in Gedanken diesen weiten Schritt über den Blutfleck hinweg. Den toten Mann habe ich ja nicht gesehen, wohl aber seine Umrisse, mit Kreide auf den Boden gezeichnet. Ich habe sehr darauf geachtet, nicht über die Kreidelinien zu treten. Dahinter das Regal mit antiken Kleinteilen: Scherben, Tonnägel, plumpe Skulpturen.
Mein Handy. Wer ruft mich um diese Zeit hier an? – Hallo! – Ja, das bin ich. – Nein, heute Abend ist schlecht. Ich sitze gerade mit Freunden beim Essen, und es ist ja bereits nach zehn. Einen Augenblick mal, bitte.
Ich drücke den Handballen fest auf das winzige Mikrofon. "Das ist ein Bekannter meines Professors. Er will mich unbedingt sprechen und lässt sich nicht abwimmeln. Wollt ihr mich bitte entschuldigen, wenn er auftaucht? Ich setze mich dann mit ihm an den Tisch dort drüben. – Hallo, Herr Kopf, entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ. Gleich wird uns das Dessert serviert, und ich nehme es mit an einen Nebentisch. Da können wir uns ungestört unterhalten. Wir sind im Torr Sarazene, auf der Terrasse. Bis gleich."
"Er heißt Kopf und hat einen Antiquitätenladen in Düsseldorf. Mein Professor verfasst manchmal Expertisen für ihn."
"Kopf genannt Großkopf", murmelt John Watson.
"Ferdinand", ergänzt Sally. Ihre Mundwinkel ziehen sich dabei leicht nach unten.
Giulia, Sallys persönliche Polizistin, rümpft kurz die Nase.
"Ihr kennt ihn alle, scheint mir?"
Sally behält weiterhin die Kontrolle. "Wenn eure Besprechung nichts Geschäftliches ist, könnt ihr uns gern hier Gesellschaft leisten. Er ist eigentlich ganz sympathisch."
Ferdinand Kopf ist trotz der späten Stunde sehr korrekt gekleidet. Leichter, graublauer Sommeranzug, hellblaues Hemd mit feinen, dunkleren Streifen, Fliege in einem undefinierbaren Rot, das farblich genau passt, schwarze Wildlederschuhe ohne Speckflecken. Der Mann passt zu seiner Fliege als wäre er ein Teil davon: leicht unscharf und etwas abgehoben, nicht ganz im Trend, über allem schwebend.
"Guten Abend allerseits! Was für eine nette Überraschung, Sie hier zu treffen. Sally, liebe! Sie sehen abends noch schöner aus als am helllichten Tag!" – Küsschen links, Küsschen rechts. "Und John Watson, mein Freund, ich höre, man hat Sie hier engagiert im Dienste der Obrigkeit." – Kein Küsschen, nur Händeschütteln. Zu Giulia: "Signora kenne ich nur vom Sehen, erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Herr Jungermann, wollen Sie mich bitte noch der Dame vorstellen?"
"Leyla, Giulia, darf ich euch Herrn Kopf vorstellen, den ich soeben selbst kennenlerne. Ferdinand Kopf, genannt Großkopf, Kunsthändler aus Düsseldorf. Doktor Leyla Rahimi, Archäologin aus dem Irak; und Giulia Greco aus Capri."
Ich setze ihn zwischen Leyla und mich. Von hier aus kann er schlecht mit Sally flirten. Er fragt in die Runde, ob er uns etwas bestellen dürfe und erntet allgemeines Kopfschütteln.
"Meine Herrschaften, Sie brauchen nicht diskret wegzuhören, ich spreche von Dingen, mit denen Sie in den letzten Tagen auch befasst waren." Er erlaubt sich eine kleine Pause und einen Blick in die Runde. Alle scheinen interessiert zuzuhören. Er zieht tief Luft ein und redet weiter.
"Es gibt unter Kunstsammlern einen neuen Trend, ein starkes Interesse für Ware aus dem Nahen Osten. Immer öfter bekomme ich Anfragen nach bestimmten Stücken, und ebenso oft werden mir Objekte zum Kauf angeboten. Auf dem Gebiet habe ich leider nur limitierte Erfahrung. Wären Sie, Herr Jungermann, bereit, mich gelegentlich zu beraten? Ware aus dem Irak und aus Syrien ist heutzutage ja heikel, selbst mit einem scheinbar einwandfreien Herkunftszertifikat nicht unbedingt integer."
Hmm, so läuft der Hase. Ich beurteile für Herrn Kopf genannt Großkopf ein dubioses Stück und verwandle durch meine Unterschrift ein scheinbar einwandfreies Herkunftszertifikat in ein unbestreitbar einwandfreies und damit goldwertes.
"Offen gestanden, Herr Kopf, das Angebot kommt etwas überraschend. Ich glaube nicht, dass ich die notwendige Erfahrung und Sachkenntnis besitze. Vielleicht in zehn Jahren. Die Expertin, die Sie suchen, ist Frau Doktor Rahimi."
Leyla lächelt höflich, aber ihre Augen lächeln nicht mit: "Einen Rat kann ich Ihnen gern geben, mein Herr. Lassen Sie die Finger von allem, was tatsächlich oder angeblich aus dem Nahen Osten stammt, aus Irak, Syrien, Jordanien, Libanon und auch aus Ägypten. Es gibt keine legalen Objekte auf dem Markt, auch wenn immer noch so getan wird, als wäre alles wunderbar und in Ordnung. Was auf Auktionen oder auch unter der Hand angeboten wird, das sind zumeist Gegenstände, die nach dem zweiten Golfkrieg aus Museen entwendet wurden, von Soldaten aller beteiligten Nationen, auch irakischen, von Polizisten und Zivilisten. Und, so ungern ich das eingestehe, auch von Museumspersonal. Diese Objekte sind beinahe alle dokumentiert, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie im Handel auftauchen. Auch wenn sie jetzt schon in privaten Sammlungen verschwunden sind, eines Tages werden sie verkauft, verschenkt, vererbt. Dann werden wir unsere Forderung auf Restitution anwenden." ...
Kahn beschreibt seine Figuren nicht von außen, er lebt in ihnen, fühlt, was sie fühlen, sieht, was sie sehen. Er überlässt es seinem Leser, sich ein Bild von ihnen zu machen, von ihren Vorlieben, von ihrem Charakter. So wird jeder Leser zu seinem eigenen Regisseur und dreht seinen persönlichen Film. "Wenn bei Capri" ist die Fortsetzung der Harry-Trilogie und basiert wie "Neapel sehen und sterben" auf den Eindrücken, die der Autor während seiner Jahre in Neapel gesammelt hat.
Alle Bücher des Autors sind auf seinem Autorenprofil aufgelistet, darunter die Titel "Jonas Astronautensohn", ein SciFi Fantasy Abenteuer für junge Leser, oder "Unter Wasser stirbt man schneller", ein Science Fiction Krimi.
© Weitere Leseproben finden Sie auf der Website des Autors C. Harry Kahn, dem wir herzlich für die Textprobe "Lassen Sie die Finger von allem, was aus dem Nahen Osten stammt" und die Abbildung des Buchcovers danken, 02/2019.
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