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(April 2011) Er war der Erste, er war das Neueste und er revolutionierte das Familienleben der meisten Menschen völlig. Und jetzt, nach fast 30 Jahren, kommt er wieder.
Die Rede ist hier vom legendären Commodore 64, dem Prototyp aller familientauglichen Personal-Computer. Viele werden sich an den "Brotkasten", wie ihn seine Fans liebevoll nannten, noch erinnern. Man brauchte dazu ein Fernsehgerät, denn wirklich monitorkompatibel war das gute Stück ja nun nicht.
Außerdem – kaum fassbar für die Generation Xbox – gab es keine Maus damals. Und man hatte ein externes Floppy-Laufwerk, in das man riesige und sehr dünne Disketten in quadratischem Format einfädeln musste. Hatte man das gemeistert, ging der Spaß los. Das heißt, nachdem man die Befehle bzw. den Pfad per Hand eingeben musste, damit das Spiel anlief. Dabei gab es so einiges, das man falsch machen konnte, denn wer so richtig heiß auf "Boulder Dash" oder "Barbarian" war, der vertippte sich womöglich mehrere Male.
Und was waren das für Spiele – sie hatten eine Grafik, die ziemlich pixellastig war und für die Kids von heute so etwas wie ein steinzeitliches Artefakt darstellt. Spannend war das aber allemal, und der Verschleiß der Joysticks ziemlich hoch – den brauchte man nämlich fast immer, wenn man die "Giana Sisters" oder den "Pacman" durch die vielen abenteuerlichen Welten steuern wollte. Die Spiele waren allerdings, sieht man von der Grafik einmal ab, nicht schlechter als die heutigen. Denn rasante Geschwindigkeit und fast filmreife Darstellung macht noch lange kein gutes Game aus.
Klassiker wie zum Beispiel die Ultima-Reihe verfügten nicht anders als viele heutige Rollenspiele über eine riesige Spielwelt mit Kämpfen, Rätseln und einem erstaunlich epischen und anspruchsvollen Hintergrund. Da störte die eher symbolhafte Grafik nicht wirklich. Viele beliebte Adventures wurden neu aufgelegt, erst für den Nachfolger des Commodore, den Amiga, und später auch für den PC mit integrierter Festplatte. Die hatte er nämlich noch nicht, der neue Familienmittelpunkt. Wirtschaftsspiele wie "Hanse" oder "Die Fugger" gab es auch damals schon – und sie sind im Prinzip gleich geblieben.
Natürlich konnte man mit diesem Computer auch andere Dinge tun als nur spielen, es gab sogar einen internetfähigen Commodore. Viren waren auch schon bekannt, die Gegenmittel in Form von besonderen Programmen natürlich auch. Als der Amiga auf den Markt kam, verschwanden die Brotkörbe nach und nach und waren irgendwann nur noch aus zweiter Hand zu beziehen. Der Neue nämlich war weitaus einfacher zu händeln, mauskompatibel, und man musste nicht mehr den Pfad eingeben. Die kompakteren und vor allem kleineren Disketten starteten das betreffende Programm selbstständig. Die Grafik war sehr verbessert worden und es gab sehr viel mehr Spiele.
Den Amiga konnte man sogar mit Festplatte haben. Wer die nicht hatte, musste – ebenso wie beim Commodore – mit Disketten arbeiten. Das konnte beim Spielen einigermaßen nervig werden, denn wenn man nicht gerade drei oder vier Laufwerke angeschlossen hatte, kam man sich vor wie beim toasten für eine Familienfeier: Rein und Raus – und das ziemlich oft. Trotzdem ist der Brotkorb legendär, denn er läutete eine neue Ära ein. Wo die Eltern noch heimlich nach dem Gameboy griffen, wenn die Kinder endlich im Bett waren, konnten sie jetzt locker interaktiv vor dem Bildschirm hocken, denn es gab keine eingebaute Altersbeschränkung. Schließlich speicherte man ja auch (manche taten das wirklich) die Korrespondenz auf den Disketten.
Der neu aufgelegte Commodore wird natürlich völlig anders sein, das steht fest – er arbeitet mit der neuesten Technik und wird etwa ab Mai 2011 auf dem Markt sein. Die Zeiten, in denen ein riesiger, grob gepixelter Affe fast in Zeitlupe mit Fässern um sich warf, sind endgültig vorbei. Das ist eigentlich schade, denn irgendwie kommt es einem vor, als war man nicht so zögerlich mit dem Ausschaltknopf damals. Das hieß nämlich noch nicht "Herunterfahren" und ging so schnell wie beim Lichtschalter. Eingeschaltet und betriebsbereit war er übrigens ebenso schnell, der C64. Schöne Zeiten waren das eigentlich ...
© Textbeitrag "C64 – Der Brotkasten kommt zurück": Winfried Brumma (Pressenet), 2011.
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