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Mit Büchern für Kinder ist es so eine Sache, sie werden gelesen oder auch vorgelesen zu einer Zeit, in der das Gedächtnis noch über eine ungeheure Menge Speicherplatz verfügt – und meist werden sie nicht vergessen, bis das längst erwachsene Kind sie seinen eigenen Sprösslingen vorliest. Der Markt für solche Bücher ist groß, und es gibt wundervolle Geschichten mit herrlichen Bildern. Sie verfügen wahrscheinlich über eine eigene Magie, diese ganz speziellen Bücher, aus denen viele Kinder und auch Erwachsene ganze Passagen fast wortgetreu rezitieren können.
Jeder hat wohl so ein Lieblingsbuch, an das er sich erinnert – eines, das noch aus der Zeit stammt, als das Leben auf andere Weise kompliziert war als es für "Große" ist. Legendäre Geschichten wie "Försters Pucki" finden sich Band für Band noch immer in vielen Regalen, oft aber auch auf Dachböden, und der Räuber Hotzenplotz ist ein Freund aus Kindertagen, der einem immer wieder mal über den Weg läuft.
Ein Dauerbrenner der magischen Geschichten für Kinder ist Otfried Preußlers "Das Geheimnis der orangefarbenen Katze". Dieses Buch hat Generationen begeistert und tut es heute noch – denn es verfügt über eine ganz spezielle Magie. Preußler hat es herausgegeben, aber geschrieben wurde es von mehreren Autoren, die eine Art Stafettenschreiberei betreiben. Genauer gesagt teilen sich 10 Autoren aus 10 Ländern die Geschichte. Einer fängt an, und der nächste nimmt den Handlungsfaden auf – allein das ist schon eine Besonderheit.
Was dabei herauskommt, ist ebenso märchenhaft wie wunderschön: Ein kleiner Junge lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammen – das heißt, er täte das, wenn sie nur nicht so oft weg wäre. Da sie Malerin ist, sind ihre Bilder oft seine Gesellschafter – er betrachtet sie gerne: die Frau mit dem hübschen kleinen Mädchen oder die geheimnisvolle Katze mit dem flammend orangefarbenen Fell, auch den sehr an Nick Knatterton erinnernden Detektiv. Und es kommt wie es kommen muss ... eines Tages werden alle Abbilder lebendig und ein unerhörtes Abenteuer nimmt seinen Lauf.
Das kleine Mädchen aus dem Bild ist verschwunden und der Detektiv soll es wiederfinden. Der Junge geht ihm zur Hand, und dann sind die Gestalten aus den Bildern mit dem Detektiv unterwegs und werden von einer Horde hungriger Katzen verfolgt. Das Leben retten können die Beteiligten nur, weil es da diese junge Malerin aus einem Bild gibt, die hurtig Dinge mit ihrem Pinsel erschaffen kann. Und so kommt es, dass eine Handvoll Leute in einem Auto sitzt und Würstchen und Schinken malt, je nach Talent lecker oder eben noch genügend, um sie den verfolgenden Katzen hinzuwerfen. Diese stürzen sich begeistert darauf und so kann etwas Zeit geschunden werden. Letztendlich entkommen alle, weil ein Heißluftballon gemalt wird – anfangs ist der mangelnde Platz ein Problem, aber die Künstlerin malt dann einen zusammengelegten nebst Gasflasche, was sich als hervorragende Idee erweist.
Hier gibt es Bücher von Otfried Preussler im Buchhandel.
Am Ende der Verfolgungsjagd könnten die Tiere in den Kühlschrank gelockt und darin eingesperrt werden. Aber ... in dieser Geschichte ist nichts so, wie es scheint – denn die vermeintlich böse Hexe, die auftaucht, ist eigentlich gar nicht so übel und hilft, wo sie kann. Die eigentliche Hauptperson, diese geheimnisvolle Katze, ist sogar die Heldin der Geschichte, auch wenn der Junge über sich hinauswächst und sein Bestes gibt – vor allem im Kampf gegen einen wirklich sehr bösen alten Zauberer, der schwer zu finden ist, weil er ein mitnehmbares Haus hat, das einmal hier und einmal da steht. Diese kunterbunten Ideen jagen sich geradezu und machen eine wunderbare Fantasy-Geschichte aus dem Stoff.
Der Schluss ist natürlich vorhersehbar – aber was macht das schon: Mutter und Töchterchen sind wieder vereint und lächeln, der Detektiv ist zufrieden und die Mutter des kleinen Helden erfährt zum ersten Mal, was so alles geschieht, wenn sie nicht zu Hause ist. Und alle gehen glücklich wieder in ihre Bilder zurück ... bis auf die orangefarbene Katze. Die bleibt bei dem Jungen und seiner Mutter und alle sind sehr froh darüber. Die Autoren dieses Buches sind Erwachsene, aber sie haben sich allesamt die Magie der Kindheit bewahrt. Und so ist es auch mit den vielen "Großen", die dieses Buch lieben und immer wieder einmal zur Hand nehmen.
© "Dauerbrenner: Die orangefarbene Katze": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Illustration: Thomas Alwin Müller, littleART.
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