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Die Medien berichten täglich, fast stündlich über Kindes-Misshandlung. Viele Fälle geraten lange nicht an die Öffentlichkeit – meist erst, wenn es zu spät ist. Diese traurige Tatsache, dass Eltern in der Lage sind, ihre Kinder körperlich und seelisch zu quälen, ist ein bedauerlicher Teil unserer Realität.
Nun gibt es allerdings auch Kinder, die ihre Eltern misshandeln. Diese Tatsache ist bisher noch kaum in der Öffentlichkeit präsent, und wenn, dann nur als Ausnahmefall. Dabei zeigen die Zahlen einer Studie, dass dieses gegenteilige Phänomen nicht weniger häufig auftritt: bereits jedes vierte Kind im Alter von 10 bis 13 Jahren soll Gewalt gegen Eltern anwenden.
Es gibt Eltern, deren tägliches Brot Beschimpfungen und die eine oder andere Ohrfeige von ihren halbwüchsigen Kindern sind. Das Essen schmeckt nicht oder ein genervter Vater möchte, dass die Lautstärke der Musik etwas heruntergedreht wird, und schon hagelt es wüste Beschimpfungen. Kein Teenager schlägt von heute auf morgen zu, meist geht es schleichend in Richtung Gewalt. Schimpfnamen, die vergleichsweise harmlos klingen, werden durch immer stärkere Beleidigungen und Beschimpfungen ersetzt. Irgendwann wird schon mal geschubst, dann werden die körperlichen Übergriffe heftiger, und die Drohungen unverblümter.
Besonders Mütter sind die Betroffenen und sprechen nicht darüber, weil sie sich schämen oder Angst haben. Von den Kindern geschlagen und beschimpft zu werden, das ist etwas, das man nicht zugeben mag. Man glaubt, versagt zu haben und ist völlig hilflos, und das wissen die Kinder. Das "Parent Battering", wie die Amerikaner es nennen, spielt sich nicht vor allem bei sozial schwachen Familien oder solchen mit niedrigem Bildungsniveau ab, sondern es betrifft alle Schichten. Das Phänomen ist erst in letzter Zeit in das Interesse der Psychologen gerückt, so dass es noch keine weit reichenden Erhebungen gibt – aber nach den Informationen, die vorliegen, sollen rund 20 Prozent aller Eltern Erfahrungen mit Gewalt seitens ihrer Kinder gemacht haben.
Gewalt gegen Eltern ... es dauert naturgemäß sehr lange, bis jemand die Polizei ruft oder sonst eine Organisation einschaltet – wenn es soweit ist, hat die Situation schon eskaliert. Das sind die Fälle, die bekannt werden – die vielen anderen Familien, in denen es zu Misshandlungen kommt, erscheinen erst einmal nicht. Viele Eltern nehmen die Anfänge, die zu dieser Umkehrung des Gewichtes in der Familie führen, nicht wirklich wahr. Das spaßhafte Gerangel mit dem Vater, der spielerische Schubs, wenn die Mutter nicht so agiert, wie es der Jugendliche möchte – das kann ein erster Schritt auf diesem Weg sein. Wenn erst einmal eine Grenze überschritten worden ist, kann man nur schwer die Autorität halten. Ein Vater der sich von seinem Sohn mit Schimpfnamen belegen lässt, wird kaum noch als Vorbild oder als Respektsperson gelten können.
Natürlich ist eine rein autoritäre Erziehung nicht erstrebenswert, sie fördert in keiner Weise eine gesunde soziale Interaktion – doch muss man sich vor Augen halten, dass es in einer Familie eine Art Hierarchie geben muss. Irgendwer muss die Notbremse ziehen können, denn wenn die Kinder bestimmen, was wann und wie geschieht, bricht das Chaos aus. Das bedeutet nicht, dass man Probleme oder Herausforderungen nicht demokratisch behandeln könnte – nur muss es eine Art "Übereinstimmung" geben. Wenn ein dreizehnjähriger Teenie sich ungehindert jede Nacht vor dem PC wach hält, wird das Konsequenzen für ihn haben, die er nicht wirklich abschätzen kann. Zwar haben die Kinder von heute ungeahnte Möglichkeiten, sich zu informieren und brauchen ihre Eltern dafür mit Sicherheit nicht, aber die Erfahrungswerte fehlen ihnen auf jeden Fall. Hier sollen und müssen die Eltern sich einschalten.
Sind "coole" Eltern nur unsichere Eltern, die nicht mehr wissen, wie sie mit ihren Kindern umgehen sollen? Sind "coole" Eltern zu sehr bemüht, die Kluft zwischen den Generationen zu verringern? Diesen Unterschied muss es nun einmal geben, jedoch stehen viele Kinder unter diesem Druck von Seiten ihrer Eltern – aber umgekehrt ist es genauso. Diese Angst führt oft dazu, dass Eltern nicht eindeutig Position beziehen, und gerade das ist etwas, das ein Mensch lernen muss. Kinder brauchen diese "Landmarken", um klare Grenzen zu erfahren.
Wer einem Kind jeden Wunsch erfüllt, tut ihm mit Sicherheit keinen Gefallen damit, denn wenn Frustrationserlebnisse nicht integriert werden können, wird das Leben außerhalb des Elternhauses nur schwer zu bewältigen sein. Es geht also darum – ohne auf die Rohrstock-und-Drill-Erziehung zurückzugreifen – eindeutige Grenzen zu setzen. Und das so früh wie möglich.
Quelle: Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik
© "Gewalt gegen Eltern – Nur ein Randproblem?": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Silhouette von Menschen, CC0 (Public Domain Lizenz).
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