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Man stelle sich einen gemütlichen Fernsehabend vor, in einem gemütlichen Zimmer und in ebenso gemütlichen Klamotten. Ein wirklich toller Film, den man tatsächlich noch nicht gesehen hat, lässt uns vor Spannung mit auf den Bildschirm gerichteten Augen ins Leere greifen. Vermutlich wäre einiges an Spaß gestrichen, denn die Chipstüte gehört meist dazu, und diese knusprigen dünnen Scheibchen sind nicht nur aus der Ernährung von Schulkindern oder Teenagern nicht wegzudenken.
Man kann sich kaum vorstellen, dass es eine Zeit gegeben hat, in der man die Kartoffelchips noch nicht kannte. Wie die Erfindung sich nun wirklich zugetragen hat, ist eine Geschichte in mehreren Variationen, aber zugeschrieben wird die allererste Portion Chips dem Amerikaner George Crum. Seines Zeichens angeblich Koch in einem Hotel in Saratoga Springs (USA) kreierte er die Köstlichkeit, weil sich ein Gast mehrfach über zu dicke Bratkartoffeln aufgeregt hatte. Crum platzte irgendwann der Kragen und er schnitt die Scheiben so hauchdünn er nur konnte. Dann warf er sie kurz in siedendes Öl, denn in dieser Form waren sie nicht pfannentauglich. Wider Erwarten war der Gast hingerissen und die Kartoffelchips somit geboren.
Eine andere Version dieser Geschichte erzählt von einem kleinen Missgeschick, das der Schwester Mr. Crums passierte. Ihr fiel beim Kartoffelschneiden eine zu dünne Scheibe in das Öl. Der Koch kostete sie nach dem Herausfischen und war so begeistert, dass er damit unter dem Namen "Saratoga Chips" die Speisekarte bereicherte. Die Köstlichkeit wurde von Hand hergestellt und konnte kalt ebenso wie heiß gegessen werden – erst in den 1920er Jahren wurden die Chips industriell hergestellt, nachdem die Kartoffelschälmaschine erfunden war. Anfangs hatten die in der Fabrik hergestellten Chips nicht so viele Liebhaber, da sie nicht gewürzt werden konnten und recht fade schmeckten.
Es dauerte noch zwanzig Jahre, bis der kleine irische Familienbetrieb Tayto ein neues Verfahren anwendete, das es erlaubte, die Kartoffelchips beliebig und effizient bei der Herstellung zu würzen. Ab diesem Zeitpunkt war die Karriere der hauchdünnen Scheibchen nicht mehr aufzuhalten. Das Verfahren machte die Familie steinreich, denn die führenden Hersteller kamen nach Irland, um über die Rechte zu verhandeln. Und bald gehörten sie einfach dazu – ob nun mit Käse- und Zwiebelgeschmack, mit Paprika oder Chili oder sonstigen Zutaten.
Es gab kaum jemand, der sie nicht mochte. Und das ist bis heute so geblieben, wenn auch ernährungsbewusste Menschen nur selten "zur Tüte" greifen. Denn die so harmlos knisternden kleinen Bissen haben es in sich. Salz und Kalorien – das Schreckgespenst der modernen Ernährung feiert in den Chipstüten fröhliche Urständ. Allein schon 100 Gramm Knabberspaß enthalten mehr als 500 Kalorien, und bei hundert Gramm bleibt es meist nicht. So eine Tüte hat einen eingebauten Leermechanismus, der verhindert, dass man erst aufhört zu essen, wenn sie leer ist – jedenfalls behaupten das die Kenner.
Ins Gerede gekommen sind die Chips auch wegen dem Stoff "Acrylamid", der krebserregend sein soll. In Deutschland wurden die Bestimmungen dahingehend geändert, dass der Gehalt dieses Stoffes um 50 Prozent gesenkt werden musste. Neben den Gewürzen und diesem Stoff sind Glutamate und Aromastoffe weitere Zutaten. Der Markt hat mittlerweile auf das ansteigende Gesundheitsbewusstsein reagiert und bietet fettreduzierte Chipssorten an. Hierzulande müssen Kartoffelchips aus den Feldfrüchten bestehen, die ihnen den Namen gegeben haben: aus richtigen Kartoffeln. Sind sie aus gepresstem Kartoffelpulver geformt, müssen sie "Stapelchips" genannt werden, um eine Unterscheidung zu ermöglichen.
Vielleicht wäre es eine Alternative, für den nächsten langen Fernsehabend etwas mehr Aufwand zu betreiben, indem man unter Mithilfe der Familie oder Freunde frische Kartoffeln schält, mit einem einfachen Handschneidebrett die Scheibchen herstellt und dann frittiert – hinterher die heißen Chips nach Belieben würzen. Das schmeckt wunderbar und ist genauso kalorienreich wie die Tütenvariante, aber die Geschmacks- und Aromaverstärker fallen, nebst anderen "fremden" Stoffen, weg. Mit einer Rohkostplatte zusammen oder einem Salat hält man so jede Filmtrilogie auf DVD durch.
© "Kartoffel-Chips – für viele geht's nicht ohne": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Die Abbildung zeigt Kartoffelchips (Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei).
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