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Endlich ist es soweit: der Mindestlohn wird in Deutschland eingeführt. In anderen Staaten Europas gibt es das ja schon, und diese fahren nicht mal schlecht dabei.
Ich fühle mich großartig und denke, dass es jetzt für jeden so etwas wie eine Aussicht auf selbstständiges Leben geben wird. Ich meine, so könnte man das durchaus verstehen: Arbeiten gehen und dafür Geld kriegen – eine einfache Gleichung, die eigentlich funktionieren sollte. Man hat Geld, um seine Rechnungen zu bezahlen, das Essen und alles, was so dazugehört. Und noch etwas drüber, denn es gibt ja auch Tage wie Weihnachten oder den Geburtstag.
Keine Behörde wird sich mehr bei uns einmischen – denn vor dem Mindestlohn hatte die Gleichung einen Fehler: man ging arbeiten und kriegte dafür zu wenig Geld für das alles. Früher sprang die Agentur für Arbeit ein und ließ die Leute springen, meist in unterbezahlte Jobs oder in den so genannten Maßnahmen. Man musste über jeden Cent Rechenschaft ablegen, nachdem man ihn so oft umgedreht hatte, dass er schon richtig dünn geworden war.
Aber nun werden diese Listen ausgegeben. Die zeigen anhand einer idiotensicheren Tabelle, wie sich der Mindestlohn denn von nun an rechnet. Danach hatte nämlich keiner gefragt in unserer Euphorie. Was nun kommt, ist die Staffelung: es gibt tatsächlich den festgesetzten Mindestlohn, der gezahlt werden muss. Nur: der sieht nicht für alle gleich aus. Für Hilfsarbeiter liegt er weit unter dem, was sie vorher kriegten. Und für Gelernte eben mal so an der Grenze zu Hartz IV.
Facharbeiter könnten, wenn sie Schichten fahren wie bekloppt, ohne Arbeitsamt klarkommen und alle drei Jahre Urlaub machen. Aber wenn ich lese, wie sich der Satz für Manager und Vorstände rechnet, verschwimmen mir die Zahlen vor den Augen. Kein Wunder, wenn der Staat in fünf Jahren schuldenfrei ist – bei deren neuen Mindestlöhnen!
Die Kumpels in der Warteschlange müssen mich stützen, als ich sehe, wie der neue Mindestlohn für Abgeordnete und Politiker festgesetzt ist. Wir hätten das Kleingedruckte lesen sollen ... mindestens.
© Textbeitrag "Der Mindestlohn und die 12 neuen Arbeiterklassen": Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Illustration: Thomas Alwin Müller, littleART.
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