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Nach Weihnachten ist es so ziemlich das größte Event im Jahr, denn es hat alle Komponenten, die dafür nötig sind, um ein Er-Ei-gnis zu sein. Die Rede ist natürlich von Ostern, und das verspricht – wie auch das Fest am Jahresende – für die Kinder jede Menge Kurzweil. Der Bastelfaktor ist hoch und das Suchen der Oster-Überraschungen sowieso Kult. Das kirchliche Osterfest bietet da einen recht düsteren Gegensatz – Verrat, Tod und Auferstehung.
In vorchristlicher Zeit gab es um diese Zeit herum wahrscheinlich viele Feste, die mit dem Frühlingsbeginn, also dem Wiedererwachen und der Fruchtbarkeit zu tun hatten. Die christianisierte Fassung passt da nicht schlecht, denn die Auferstehung des Messias wiederum ist nun einmal ein Hoffnungsträger. Berichte über die Herkunft des Festes und über die unzähligen Osterbräuche gibt es unzählige, wenn auch nicht alle aufgelistet sind. So zum Beispiel der hartnäckige Brauch am Ostersonntag in die Wälder einzufallen und den obligatorischen Spaziergang zu absolvieren. "Sei in der Natur" ist hier die Devise, und erstaunte Kinder finden tatsächlich das eine oder andere Ei auf dem Moos oder unter einer Baumwurzel.
Die flächendeckend auftretenden Bauchschmerzen gehören zwar nicht zum österlichen Brauchtum, aber sie sind eine Folge davon. Denn obwohl wir es eigentlich besser wissen müssten, geht es vor allem um das Naschen. Und wie das Mischungsverhältnis von Schokoladen- und hart gekochten Eiern im Magen auch ist – es beeinträchtigt die Verdauung auf jeden Fall. Das stört allerdings kaum jemanden, denn das gehört nun einmal dazu. Kleine Kinder schlafen in der Gewissheit, dass ein riesiger Hase mit freundlicher Nickelbrille umherzieht und Millionen von Eiern versteckt, die er mit seiner gesamten Familie liebevoll von Hand eingefärbt hat. Das lassen jedenfalls die vielen Oster-Dekobildchen vermuten und außerdem sieht man es auch auf den Tüten mit den Eierfarben.
Größere Kinder wissen, dass sie unterstützend wirken dürfen und sind leidenschaftliche Eierfärber. In flüssige Farbe getauchte Eier verwandeln sich in richtige Kunstwerke – vor allem, wenn man sie noch mit einem kleinen Abziehbild (meist Küken oder malende Hasen) versieht und dann mit etwas Öl abreibt, damit sie schön glänzen. Dann gibt es noch verschiedene Stifte, um knallbunte Ergebnisse zu erzielen. Diese Farben haben einen ganz besondern Geruch, der zusammen mit den künstlichen Ostergräsern für die Nester und das frische Zitronengebäck ein Aroma erzeugen, das es nur zu Ostern gibt.
Sobald die letzten Weihnachtsmänner die Läden verlassen, tauchen auch bald die Langohren auf. Es gibt sie in unglaublich vielen Variationen – in allen erdenklichen Schokoladensorten und Ausführungen. Entweder mit bunter Folie oder so wie gegossen in durchsichtigem Cellophan – da ist für jeden etwas dabei. Stolze Größen, die locker bis an das Knie reichen, und winzige Karnickel mit Füllung – der Zahnschmelz spannt auf jeden Fall die Muskeln an.
Es gibt wahrscheinlich keine Erhebungen über den gesteigerten Verkauf von Zahnpflegemitteln um das Osterfest herum, aber denkbar wäre das schon. Was man allerdings weiß, ist die Tatsache, dass viele Osterfans nach den Feiertagen die Waage erst einmal meiden. Die nun anbrechende warme Jahreszeit bietet allerdings mannigfaltige Gelegenheiten, um in frischer Luft und mit viel Bewegung alles wieder in den vorherigen Stand zu versetzen. Vorausgesetzt, man entgeht den Fallstricken der Grillsaison.
Für Kinder interessant ist auch die Tatsache, dass der Osterhase durch und durch freundlich ist und nicht etwa, wie vielleicht der Nikolaus, kleinere und größere Vergehen mit der Rute ahndet. Wahrscheinlich ist er weniger übelnehmerisch, denn auf das "brav sein" wird kein gesteigerter Wert gelegt. Zieht man das alles in Betracht, ist es verwunderlich, dass dieses Frühlingsfest den Weihnachtsfeiertagen noch nicht den Rang abgelaufen hat. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass es auch schlechtes Wetter zu Ostern geben kann, was die Freude schmälert. Zu Weihnachten erwartet niemand sonnige und warme Tage.
© "Tradition Osterfest und der Bastelfaktor – Das Ei unter der Baumwurzel": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Ostereier, CC0 (Public Domain Lizenz).
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