|
Sie ist recht unscheinbar, was das Äußere betrifft, eher unauffällig sozusagen. Und doch ist sie aus unserem Leben nicht wegzudenken. In gewisser Weise leistet sie öfter einmal erste Hilfe – denn da sie fast überall und stets zu haben ist in allen erdenklichen Variationen, können ihre Dienste immer in Anspruch genommen werden. Die Rede ist von "Mentha x Piperita", der Pfefferminze.
Bekannt ist sie seit 1696, als der Biologe John Ray das Gewächs zufällig entdeckte. Die Briten fanden großen Gefallen an diesem Kraut und nahmen es als Favorit in ihre Küchenrezepte auf. Das Interessante an dieser Art Minze ist, dass sie wahrscheinlich eine zufällige Kreuzung aus Bach- und Waldminze ist. Diese beiden Arten verfügen über weitaus weniger Heilkraft als die Mentha Piperita, da deren Mentholgehalt niedriger ist. Die zufällig entdeckte Kreuzung machte eine rasante Karriere, denn ihr außergewöhnlich würziger Geschmack, der ihr auch den pfeffrigen Namen gab, ihr starker Duft sowie andere Eigenschaften machten sie zum Hausmittel Nr. 1.
Anders als der im Geschmack gewöhnungsbedürftige Kamillentee ist die Minze weitaus wohlschmeckender und wird deshalb auch von Kindern bevorzugt. Von seiner magenfreundlichen Wirkung abgesehen ist Pfefferminztee ein ausgezeichneter Durstlöscher. Im Sommer ist er praktisch unverzichtbar als Eistee – gemischt mit schwarzen Tees und etwas Zitrone oder pur. In vielen afrikanischen Ländern ist der Tee praktisch als Nationalgetränk anzusehen, und die verschiedenen raffinierten Rezepturen sind eine Welt für sich.
Wer entdeckungsfreudig ist, kann mit frischer oder getrockneter Minze bei verschiedenen Salat-, Gemüse- oder Fleischrezepten experimentieren. Das getrocknete Kraut ist die beste Alternative zum frisch geernteten. Inakzeptabel sind Beuteltees, weil sie meist nacharomatisiert sind und die Kraft der Pflanze durch Verarbeitung und Lagerung verloren ist.
Minze wirkt kühlend, weswegen ihr Öl gerne bei Erkältungen angewendet wird – als Einreibemittel etwa oder auch in der Duftlampe. Dem Duft wird die Fähigkeit nachgesagt, die Gedanken zu animieren und den Geist wach zu halten. Es gibt kaum eine Handtasche, ein Handschuhfach oder ein Küchenschrank, in dem Pfefferminzbonbons oder Dragees fehlen – wahrscheinlich haben sie auch schon manches Rendezvous gerettet, weil sie für frischen Atem und damit für eine gewisse Sicherheit sorgen. Seit der Kaugummi erfunden wurde, ist Minzengeschmack der Dauerbrenner in den Charts für lässigen Kiefersport. Eine berühmte Nascherei aus England ist mit Minze gefüllt und wird nicht nur nach 20 Uhr gerne genommen. Der Trend bei Osterhasen und Weihnachtsmännern geht zu dunkler Schokolade, die mit Minze gewürzt ist – die Verwendungsmöglichkeiten sind tausendfach.
Dabei ist sie nicht sehr anspruchsvoll, die Minze – im Garten gedeiht sie meist hervorragend und vermehrt sich auch tüchtig weiter. Es kann sinnvoll sein, durch in den Boden gesteckte Barrieren ihren Expansionsdrang etwas zu bremsen – das ist nicht schwierig, weil sie sehr flache Wurzeln hat. Hat man die Pflanze geerntet, kann man sie an einem trockenen und warmen Ort büschelweise aufhängen und dann in Säckchen für die kalte Jahreszeit aufbewahren. Pfefferminze behält ihr Aroma und ihre Wirkstoffe auch im trockenen Zustand recht lange.
Übrigens gibt es ein Pfefferminzmuseum, und zwar in der Gemeinde Eichenau in Oberbayern. Bis 1950 wurde dort die Pflanze angebaut, und im Museum kann man alles über die Pflanze erfahren: Zucht, Verarbeitung, Verwendung und auch über die Mythologie.
Minthe soll der Name einer Nymphe gewesen sein, in die sich Hades, der Gott der Unterwelt, verliebt hatte. Es gibt verschiedene Variationen dieser Sage, aber immer wird die Schöne am Ende in eine Pflanze verwandelt: in eine Minze. Man schrieb auch der Minze schützende Wirkung zu, im Altertum soll der Esstisch nach dem Mahl mit Minze eingerieben worden sein – um schlechte Gerüche zu tilgen, auch zur Reinigung sowie zum Schutz. Denn Minze gilt auch als Symbol für Gastfreundschaft, seit Ovid die Geschichte von Zeus und Hermes veröffentlichte, die unerkannt wanderten: Nachdem ein altes Paar den vermeintlichen Bettlern den Tisch mit frischer Minze abrieb, wurde ihr Haus zum Tempel und die Pflanze zum Symbol der freundlichen Aufnahme.
© "Erfrischend und wohltuend – Mentha Piperita": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Die Illustration zeigt die Pfefferminze aus dem Heilpflanzen-Handbuch "Köhler's Medizinal-Pflanzen" von 1897 (Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei).
Weitere Beiträge Bäume und Pflanzen: Walnussbaum | Ahorn | Alraune | Wintersilber | Schlafender Wald
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Rezensionen |
Krimi Thriller |
tarot 2 |
Ratgeber |
Sagen Legenden |
Fantasy Mythologie
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed