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Er selber sah sich eher als einen schriftstellernden Piloten, nicht als großen Autor und Denker. Antoine de Saint-Exupéry ging allerdings nicht seiner Laufbahn als Pilot wegen, sondern seiner literarischen Arbeiten in die Geschichte ein. Die wirkliche große Liebe seines Lebens war aber wohl doch die Fliegerei, der er verfiel, seit er als Kind auf einen Flug mitgenommen worden war.
Ganz einfach war diese Lebensliebe nicht – es gab viele erzwungene Auszeiten und Pausen, was vielleicht das Schreiben förderte. Jedenfalls schrieb er sein erstes Werk "Courrier Sud / Südkurier" während der Zeiten, die er als Chef eines Zwischenflugplatzes mit dem Warten auf das nächste Flugzeug verbrachte. Er flog wieder, heiratete zwischenzeitlich eine junge Witwe, schrieb und wurde zum Ausbilder ... sein Leben war von jähen Wechseln und direkt aufeinander folgenden positiven Entwicklungen oder Misserfolgen geprägt.
Antoine de Saint-Exupéry war ein sensibler, tief empfindender Mensch, der durch die Umstände seines Lebens und die in letzter Konsequenz entgegengesetzten Lieben gezwungen war, große Gegensätzlichkeiten zu vereinen. Seine Art des Schreibens, die Weise wie er seine Geschichten – die sich sehr oft um die Fliegerei drehen – entwickelt und ausbreitet, zeigt einen in die Tiefe gehenden Blick, der mehr sieht als die Oberfläche. Das hat er zusammengefasst in dem Wort: "Man sieht nur mit dem Herzen gut – das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Es gibt wohl kaum jemand, der diesen Spruch nicht kennt, den der Autor in seinem Buch "Der kleine Prinz" einen Fuchs sagen lässt.
"Der kleine Prinz" ist das bekannteste Werk des Autors, es hat praktisch seit seinem Erscheinen 1943 Kultstatus erreicht. Eigentlich ein Märchen, spricht die Geschichte von dem kleinen Besucher aus dem All auch – und vielleicht sogar vor allem – Erwachsene an. De Saint-Exupéry erzählt darin von seinem eigenen Leben, das er zuweilen als eng empfunden haben muss. Seine Gedanken kreisten oft um Liebe und Vertrauen, suchten vielleicht ein Ideal und fanden es nicht. "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast", ist ein weiterer Satz des Fuchses, der vom kleinen Prinzen gezähmt werden will – daran hängt eine Erkenntnis, die vielleicht auch von Schuldgefühl geprägt ist. Durch Neigung etwas für immer unfrei zu machen in gewisser Weise – das bringt eine ungeheure Verantwortung mit sich.
Möglicherweise war seine Ehe ebenfalls nicht einfach, viele sehen in der Geschichte von der Rose, vor der jener kleine Prinz letztendlich flieht, ein Gleichnis dafür. "Man darf den Blumen nicht zuhören, man muss sie anschauen und einatmen", meint der kleine Asteroidenbewohner und begibt sich auf seine Reise von Stern zu Stern, wo er die sonderbarsten Leute kennenlernt. Als er auf einen Piloten trifft, der in der Wüste abgestürzt ist und nun Wasser sucht, entwickelt sich eine tiefe, wenn auch sehr kurze Freundschaft. Dann aber will der Prinz zurück nach Hause, zur Rose und zu seinem winzigen Stern. Aber das geht eigentlich nicht mehr, weil sein Körper viel zu schwer dafür ist. Also bittet er eine Schlange, ihm diesen zu nehmen und verschwindet. Der Pilot bittet dann alle Menschen, ihm bei der Suche nach dem kleinen Prinzen zu helfen.
Antoine de Saint-Exupéry starb unter ungeklärten Umständen im Juli 1944 während eines Aufklärungsfluges. Es gibt mehrere Theorien – die eine zieht einen feindlichen Abschuss in Betracht, andere glauben an einen Selbstmord. Diese Möglichkeit ist durchaus gegeben, denn er war ein Suchender zwischen den Welten, und vielleicht glaubte er sich seines Körpers entledigen zu müssen, um endlich heimzukehren – so wie der kleine Prinz es tat.
"Wenn du kämpfst, gegen was auch immer es sei, musst du dich selber vernichten, denn ein Teil davon steckt in dir selbst, mag er auch noch so gering sein" (aus dem unvollendeten Werk von Saint-Exupery "Die Stadt in der Wüste").
© "Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine und der große Prinz": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Aufgeschlagenes Buch, CC0 (Public Domain Lizenz).
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