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(Mai 2011) Es war mal wieder soweit – das, was man einst "Grand Prix Eurovision de la Chanson" nannte, versammelte die Nationen vor den Fernsehern. Das war schon immer so gewesen – wer kennt nicht die langen Nächte, in denen hinreißend lächelnde Frauen die Punktvergabe der internationalen Jury bekannt gaben. Man rutscht da eher zufällig als Zuschauer in die Show und bleibt dann um der alten Zeiten willen einige Zeit dabei. Und während die Sendung auf Augen und Ohren eindrosch, fragte man sich, wieso man früher die Songs auseinanderhalten konnte – und heute nicht mehr.
Damals – in den 1960ern – war das alles fürchterlich bieder gewesen. Erst einmal war alles noch in Duoton gehalten, was dazu führte, dass sich die Interpreten richtig anstrengen mussten, weil es keine unterstützenden Lightshows gab. Die Bühne sah eher wie ein leeres Schaufenster aus, und nichts blinkte wie ein ultramoderner Flipper. Heute weiß man nicht so genau, wo man denn hinsehen soll und man fragt sich, ob nicht doch eine Epilepsiewarnung im Vorspann angebracht wäre.
Natürlich ändern sich die Zeiten, und heute muss es eben bunt und glitzernd sein – das ist auch keine schlechte Sache, nur hat man den Verdacht, dass diese "Lightshow Extreme" vor allem davon ablenken soll, dass – bis auf wenige Ausnahmen – eine Darbietung wie die andere klingt. Zwar sind durchaus stimmgewaltige Interpreten dabei – doch diese versuchen eigentlich nichts anderes als die Bandbreite ihrer Stimme vorzuführen und damit auch zu verschenken. Hört man nur zu und sieht nicht hin, kommt man in arge Bedrängnis, was die Identifikation betrifft.
Der Überraschungserfolg der deutschen Teilnehmerin im letzten Jahr war eine durchaus gelungene, denn im Allgemeinen bekommt man Punkte, wenn man singt. Es geht allerdings auch ohne, wie das Beispiel zeigte. Was dann noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass die Gewinnerin noch einmal antrat, um ihren Titel zu verteidigen. Das hatte noch nicht einmal Guildo Horn gewagt und damit gezeigt, dass er wusste, wann ein Spaß vorbei war – obwohl einige Beobachter davon ausgingen, dass er das Image der Deutschen gründlich überholt hatte.
Was fast jedes Jahr für Diskussionen sorgt, ist die Tatsache, dass die östlichen Teilnehmer ein internes Punkte-Pingpong spielen. "Du votest für uns und wir selbstverständlich für euch – und alles bleibt in der Familie" ist eine jährlich wiederkehrende Loyalitätsbezeugung. Mit Sicherheit nett gemeint, kommt aber nicht so recht an und sorgt immer wieder für Entrüstung.
Der eigentliche Spaß beginnt erst mit der Punktevergabe, das ist Tradition und sorgt für lange Nächte auch bei denjenigen, die sonst den frühen Schlaf vorziehen. Von einem "Straßenfeger" kann allerdings nicht mehr die Rede sein – diese Zeiten sind längst vorbei. Heute gibt es in jedem Land der Erde nationale Wettbewerbe mit beigefügtem Flashlight-Gewitter – das Flair des Besonderen ist ersatzlos verschwunden und wird das auch bleiben.
Aber zurück zum Contest 2011 – die deutsche Teilnehmerin hat wahrscheinlich gelernt, dass Überrumpelungserfolge selten wiederholbar sind. Gewonnen hat ein sympathisches Duo aus Aserbaidschan. Zwar hat ihr Titel geklungen, als käme er aus Dieter Bohlens Hitschmiede ... aber das war eigentlich bei fast jedem Titel so.
© "Das Flair des Belanglosen: Der Eurovision Song Contest". Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011.
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