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Der Junior ist – das sagt seine Großmutter jedenfalls – sehr heikel mit dem Essen. Und was Omi unübersehbar mit Stolz erfüllt, bringt die Mutter zur Verzweiflung. Theoretisch würde sie sich ja freuen, wenn der Junge ab und zu mal mit einkaufen ginge, aber eben nur theoretisch. Denn wenn er dabei ist, wird es um ein Vielfaches teurer. Nicht falsch verstehen, niemand neidet dem Kind sein Essen – noch weniger neidet man ihm die künftigen schlechten Leberwerte oder Zähne.
Was man will, ist den natürlichen Drang zum Schützen des Nachwuchses ausleben. Das allerdings gestaltet sich recht schwierig. Mittlerweile beschäftigen sich die Verbraucher ja verstärkt mit dem Haltbarkeitsdatum auf den Packungen und lösen sich von der Vorstellung, dass die Wurst absolut tödlich wirkt, sobald das aufgedruckte Datum um ein weniges überschritten wird. Jeder denkende Mensch hatte das allerdings schon vorher geargwöhnt, da man nicht davon ausgehen kann, dass kleine Zeitschaltuhren genau nach Datum üble Salmonellen oder so etwas freisetzen.
Leider ist das noch nicht zum hoffnungsvollen Sprössling vorgedrungen. Dieser nämlich versteht unter gesunder Ernährung vor allem Zucker und Fett. Selbstgemachte Hamburger zum Beispiel sind völlig indiskutabel – es müssen diese pappigen für den Backofen oder die Mikrowelle sein. Hühnchen nur dann, wenn es eine amerikanische Bezeichnung trägt und in kleine Stücke geschnitten aus der Plastikfolie in die Pfanne fällt, vorzugsweise vorpaniert und vorgewürzt. Dasselbe gilt für Pommes – frische bestehen womöglich aus diesen ekligen Kartoffeln, die man selber schälen muss und somit ungenießbar sind. Backofenfritten müssen es sein, aus der Truhe.
Wieso Junior das tut? Er überzieht nur das Verhalten, das man ihm vorlebt. Früher hieß es, wenn ein Kind nicht restlos seinen Teller leer aß: "In Afrika verhungern die Kinder und du isst nicht auf." Den Eltern kam wohl nicht so recht in das Bewusstsein, das ein leer gegessener Teller keinen Hungertod in der Dritten Welt verhindern kann. Wohl aber Verschwendung, denn da geht es nur um Umverteilung.
Die Landwirte produzieren ungehemmt Fleisch, wofür sie Futtermittel brauchen. Das wird mit den modernsten Mitteln hergestellt, also gepflanzt und geerntet. Das Fleisch, das dann über die Theke geht, hat einen sehr hohen Preis, was Umwelt und Gesundheitsrisiken betrifft. Die gewaltigen Massen von Fleischvieh brauchen Futter, scheiden es natürlich auch aus.
Auch wenn das Leben von Rindern und Schweinen nur kurz währt, ist die Belastung durch die Gülle enorm – und die Menschen der Dritten Welt haben von diesen unvorstellbaren Fleischbergen, die produziert werden, nicht das Geringste. Die Europäer übrigens auch nicht sehr viel, denn das medikamenten- und schadstoffbelastete Fleisch wird bald kaum noch als Ernährungsmittel durchgehen können. Aber von dem abgesehen, wird von diesen minderwertigen "Erzeugnissen" ein sehr großer Anteil fortgeworfen.
© Text und Foto zu "Die Zeitschaltuhr in der Wurst": Winfried Brumma (Pressenet), 2012.
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