|
Affen. Foto: Lothar Seifert
Die allermeisten Menschen lieben Affen, sie schätzen die Possierlichkeit und die Klugheit dieser Geschöpfe. Gemeint sind nicht unbedingt die großen Menschenaffen wie Gorillas oder Orang-Utans, sondern die Vielzahl von Meisterspringern und waghalsigen Kletterern, welche die Dschungel dieser Erde bevölkern. Sie turnen mit unglaublicher Leichtigkeit in den Baumkronen der Urwaldbäume, spielen rasante und wilde Spiele und sind gewitzte kleine Spaßmacher. Jedenfalls kommen sie uns oft so vor.
Die fast schon sprichwörtliche Neugierde der Affen ist eine ihrer herausstechendsten Eigenschaften – alles was neu und unbekannt ist, wird untersucht, gedreht, gewendet und gerne auch einmal gekostet. Sind sie des Spiels müde oder finden, dass das Objekt der Aufmerksamkeit nichts Interessantes mehr zu bieten hat, lassen sie es liegen und suchen etwas anderes, das ihre Aufmerksamkeit fesselt. Das Verhalten dieser Tiere erinnert uns an Kinder – und wahrscheinlich spricht es auch unser inneres Kind an. Aber auch Weisheit wird ihnen nachgesagt, und in anderen Kulturen wird ihnen auch Göttlichkeit zugestanden, so der weise Affengott Hanuman in Indien oder auch der legendäre mythische Held Asiens, der listige und tapfere Sun Wukong.
Die Botschaft des Affen als Krafttier liegt genau in dieser Neugier, dieser ungeordneten Lebensfreude und dem Spaß am Spiel. Menschen sind seit jeher Regeln unterworfen. Ob diese nun von Eltern, Staat, Religionen oder Gruppen aufgestellt werden – sie sind nicht wegzuleugnen. Das ist auch erst einmal nichts wirklich schlechtes. Disziplin ist förderlich – aber wenn sie zur Besessenheit gerät, wird sie zum Syndrom und zum Zwang.
Viele dieser Regeln stellen wir selber auf und halten uns daran, allerdings sollte es nicht dazu kommen, dass wir uns schlecht fühlen, nur weil wir gegen eine selbst aufgestellte Vorschrift verstoßen. Es ist im Prinzip völlig gleichgültig, ob man die Fenster nun am Mittwoch oder am Freitag putzt, das Auto zwei- oder dreimal im Monat wäscht. Für das Leben und die Freude daran spielt es wohl kaum eine Rolle, ob man nun eine selbst auferlegte Pflicht zu genau diesem oder jenem Zeitpunkt erledigt.
Man sollte Meister über die freie Zeit bleiben, die der Alltag lässt. Und das zeigen die spielenden und wendig umherflitzenden Affen mit den funkelnden und schelmischen Augen: "Tu, was du willst. Nicht immer, aber oft genug, um dich nicht gefangen zu fühlen." Wer von der Arbeit nach Hause kommt und gerade noch so viel Energie aufbringt, um die Füße in die Pantoffeln zu stecken, sollte sich nicht selber zu irgendetwas zwingen, von dem er glaubt, dass er das nun tun muss. So wie jetzt noch schnell die Garage aufräumen, nur weil er es sich vorgenommen hatte. Als er das tat, wusste er nämlich nicht, wie müde er an diesem Tag, den er als Stichtag für diese Arbeit wählte, sein würde. Hat er nun ein schlechtes Gewissen, weil er lieber im Sessel sitzt, unterliegt er einem Zwang, der ihn von der Zufriedenheit abschneidet. Die weisen Affen würden nun kichern und sagen: "Bleib sitzen – die Garage ist morgen auch noch da. Genieße den Moment."
Die Erde ist Fruchtbarkeit, ist Ertrag und ist Wachstum – aber wer niemals den Blick vom Boden zu den sonnenbeschienenen Baumwipfeln richtet – dahin, wo die Affen spielen und tollen – vergisst das allerwichtigste Gebot, das gilt: "Lebe das Leben, sei neugierig, entdecke das Neue, genieße das Dasein hier und jetzt. Spiele in der Sonne, morgen ist vielleicht ein Regentag. Und selbst wenn das so ist – dann erfreu dich an der Frische und der angenehmen Kühle."
Alltag bedeutet auch stetige Wiederholung, ständiger Rhythmus und oftmals einfach nur Langeweile. Die spielenden Affen kennen so etwas nicht – alles kann ein Abenteuer sein, man muss sich nur darauf einlassen. Das allzu starre Klammern an dem Gewohnten macht ängstlich – die vermeintliche Sicherheit kann schnell zur Falle werden.
Der Affe weist den Weg zum neu entdeckten Leben, zu den wiedererwachenden Impulsen des eigenen Ichs. "Sei verspielt, brich mit starren und nutzlosen Formen, genieße den Moment, sei ein verspieltes Kind, lass Neugierde und Abenteuerlust zu, fürchte dich nicht vor Veränderung. Das Leben kann sein wie die wilde Jagd durch die Baumkronen der Dschungel. Lache – nimm nicht alles zu jedem Zeitpunkt zu schwer. Es gibt unzählige Möglichkeiten, du musst sie nur entdecken."
Wenn der Affe erscheint, kündet er von Neuem und weist auf eine Zeit der notwendigen Veränderung hin.
Zu weiteren Krafttiere Beiträgen: Leitartikel zur Serie | Der Bär | Der Biber | Der Büffel | Der Dachs
© für den Beitrag "Bedeutung der Krafttiere – Der Affe": Winfried Brumma (Pressenet), 2012. Foto der Affen (oben): Lothar Seifert; Illustration des Krafttieres (unten): Arne Vierlinger
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Buch-Rezensionen |
Ratgeber |
Sagen & Legenden |
Fantasy Mythologie |
IT & Technik |
Krimi Thriller |
Fachartikel & Essays |
Jugend- & Kinderbücher |
Bedeutung der Tarotkarten |
Bedeutung der Krafttiere
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed