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Land, das auf meinem Ausweis steht,
wer schimpft Dich grau in grau?
Vom Edelweiß zum Seestern hin
zeigt Vielfalt sich der Schau.
Bilder wechseln, Farben, Laute;
andrer Wuchs und andrer Brauch
binden sich in Ähnlichkeiten,
wie in andern Ländern auch.
Was heut ein Land zu geben hat,
wuchs aus Vergangenheit.
Gar menschlich ist's, nach Glanz zu sehn
in eigner Wachstumszeit:
Wahrheitssucher, Dichter, Denker
schufen Sprachgemeinsamkeit.
Mitgeerbt samt deren Wurzeln
zwölf Jahr' Unrecht, Mord und Leid.
Hörn Täterkinder oft: "Ihr seid
wie eure Eltern schon!"
Kann helfen nur, auf Wahrheitsgrund
aufbaun eig'ne Person.
Geltung läßt sich nie erbetteln.
Gleichgestuft wird der nur sein,
welcher Andern gibt, was rechtens,
Gleiches für sich fordert ein.
Vorm Fenster Schnee im Monat Mai?
Nein, Blütenblätter, Wind zum Spiel gegeben.
Die Lockungszeit im Wachstum ist vorbei.
Schmuckblättern, die Insekten lockten her,
gibt Apfelbaum nun keine Nahrung mehr.
Zum Schönsein nur verleiht Natur kein Leben.
Naturzwecks Werke Menschensinn beglücken,
die strahlen hell in Ebenmäßigkeit.
Das Dasein birgt unabsehbare Tücken.
Was hell erstrahlt, nicht heimlich Fallen stellt.
Gar wegsam scheint uns ausgewogne Welt.
Wunschdenken spiegelt Wachstums Lockungskleid.
Wie ich dich wollte, wolltest du nicht sein,
als Leidenschaft uns kurze Zeit verband,
von mir geplanten Weg nicht schlagen ein,
für sich'ren Lohn alltäglich Müh'n bestehen,
bei Straucheln gegenseitig stützen sich.
Bald zog's nach Süden dich in fernes Land.
Spazierweg – du wolltest nicht zweimal ihn gehen –
erinnerte eben mich wieder an dich.
"Das Leben ist so kurz, drum will ich leben!"
Dein Wahlspruch hat sich mir tief eingeprägt.
Auf Neues, Strahlendes ging hin dein Streben
und auf Vermeiden eingefahr'ner Gleise.
Das Gestrige im Heute – schaler Wein!
Im Wechselspiel war Freude angelegt.
Schwindsüchtige Kasse verbot manche Reise.
Von Menschen beschwärmter Raum Wohnsitz mußt' sein.
Kein Falter kennt das Innere der Blüte.
Oft Altbekanntes birgt das scheinbar Neue.
Wenn man sich länger umeinander mühte,
kann Tiefe neue Seiten lassen sehen.
Gewünschten Weg mag jeder wählen frei,
da Wechselfreude wie auch Standorttreue
als Teile der Vielfalt des Weltlaufs bestehen
und höhere Wertigkeit keinem liegt bei.
© "Land, das auf meinem Ausweis steht": Drei Lyrikstücke von Friedrich Treber. Mehr von ihm lesen Sie hier auf unserem Portal. Hören Sie Musik und Literatur von Friedrich Treber auf Spotify.
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