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Vielen Bürgern flattert hierzulande sonderbare Post ins Haus, wie zum Beispiel die Ankündigung mancher Stadtverwaltung, dass der Schneeräumdienst nicht mehr flächendeckend, sondern in reduzierter Form arbeiten wird. Kostenersparnis wird als Begründung angegeben. Davon hat der Bürger allerdings nichts, er zahlt sogar höhere Gebühren für die Straßenreinigung, bzw. den Winterdienst und fragt sich, wo diese Gelder eigentlich bleiben.
"Die Stadt muss sparen", das ist so ein Schlagwort, das fast jeder Deutsche mittlerweile kennt. Das gleiche gilt natürlich für die Bewohner eher ländlicher Regionen. Es heißt da zwar ein wenig anders, unterm Strich bleibt es sich allerdings gleich. Mit schöner Regelmäßigkeit werden Abgaben erhöht – ob es nun um das Grundwasser geht oder die Müllgebühren, die Energieversorgung oder andere Notwendigkeiten.
Was allerdings nicht steigt, ist der Service und vor allem die Löhne – die hinken den Teuerungen stark hinterher, und zwar mit steigender Tendenz. Wie einige Presseberichte aufzeigen, zahlen die Deutschen die höchsten Abgaben seit den 1960er-Jahren. Allein im letzten Jahr betrug die Steigerung der Steuern und Sozialabgaben fast sechs Prozent. Das ist für jeden spürbar, denn viele Mittel, die früher für Schulen, Kindergärten, Büchereien und andere Einrichtungen zur Verfügung standen, wurden auf ein Minimum gesenkt oder völlig gestrichen.
Krankenkassen können einen gewaltigen Überschuss verzeichnen, bringen aber Ärzte und Apotheker zur Verzweiflung, weil sie manche wichtige Medikamente nur unter Vorbehalt herausgeben dürfen: die Krankenkasse besteht auf einen bestimmten Hersteller. Ist dieses dann nicht verfügbar, dürfen gleiche Mittel anderer Firmen ausgegeben werden. Das bedeutet im Klartext, dass mancher mit Blisterstreifen ohne Packung aus der Apotheke kommt, weil eben nur so und so viele Tabletten abgedeckt sind und das etwas teurere Präparat eben nicht über die Theke gehen darf. Anstatt fünfzig Dragees von Hersteller X gibt es dann eben 30 von Hersteller Y. Vermutlich werden bald die guten alten Apothekerwaagen wieder zum Einsatz kommen, weil peinlich genau Gramm oder Unze gegen Cent abgerechnet werden muss.
Das gleiche haben wir bei Dienstleistungen – der Bürger muss immer höhere Abfallbeseitigungsabgaben zahlen und dafür immer mehr Reglementierungen in Kauf nehmen. In einem Land, das im Großen und Ganzen eine Art Attrappenarbeitsmarkt hat, der tatsächlich nur noch durch Leiharbeit funktioniert, wird durch die Abgabenpolitik ein immer stärkerer Druck erzeugt. Löhne, Gehälter und Kosten entsprechen sich absolut nicht mehr. Tatsächlich sieht es so aus: der Bürger muss für weniger Geld sehr viel mehr arbeiten und ist ständigem Stress ausgesetzt, da er permanent um seinen Arbeitsplatz fürchtet. Von dem "gekürzten Lohn" muss er allerdings immer höhere Abgaben zahlen.
Ob es sich nun um Menschen mit fester Arbeit oder um Arbeitslose handelt – sie gehen mit Ängsten und drückenden Sorgen schlafen und wachen auch mit ihnen auf. Dieser ständige Druck zermürbt Familien und fördert nicht gerade eine angenehme Atmosphäre. Das Geschrei um die Kinderarmut in Deutschland, das von unseren Politikern kommt – ganz gleich, welcher Fraktion sie angehören – ist nichts weiter als ein völlig sinnloses Lautgeben. Schließlich wird ja gerade diese Armut geradezu verordnet.
Wer sich allerdings noch nie Sorgen um den nächsten Tag machen musste, ist wahrscheinlich damit gründlich überfordert, da er den Zusammenhang zwischen den Faktoren "Abgaben/Steuern/Kosten" und "sinkenden Löhnen" nicht erkennt. Der Bürger hingegen ist mehr und mehr erbittert, wieso den an die Öffentlichkeit kommenden Gerüchten über falsch abgerechnete Annehmlichkeiten oder ähnlicher Dinge, mit denen manch unserer Politiker "gelegentlich" auffällt, keine große Bedeutung mehr beigemessen wird.
© "Unsere Stadtverwaltung: Abgaben bis zum Abwinken": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2012. Illustration: Thomas Alwin Müller, littleART.
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