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Lesen Sie diese Geschichte ab dem I. Teil:
Wenn ein geliebtes Tier stirbt
Neun Wochen ist die braunrote Socke nun schon da und man hat schon längst vergessen, wie das ohne sie gewesen ist. "Socke" wird Amy genannt, wenn sie den Schalk im Hundenacken hat und man es ihr am Gesicht ansieht. Und natürlich auch wegen ihren vier weißen Söckchen, die sie trägt und die zum Teil ein wenig heruntergerutscht sind.
Amy hat sich sehr gut eingelebt und zeigt nun auch weniger Verlustangst. Wenn sie anfänglich an jeder Sohle klebte, die sich auch nur in ein anderes Zimmer bewegte, kann es jetzt vorkommen, dass sie da nur ein Goldauge öffnet und dann weiterschläft. Das hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun, sondern ist eher ein Zeichen des Vertrauens. Sie befürchtet nicht mehr, dass sie alleine gelassen wird – irgendetwas ist "eingerastet".
Als "Hund unter Hunden" ist sie eine Offenbarung – sie ist grundsätzlich zum Spiel bereit und reagiert nicht aggressiv. Auch dann nicht, wenn sie auf ein älteres Hundchen trifft, das keine Lust zum Spielen hat und das auch mit energischem Knurren untermalt. Sie nimmt es hin, akzeptiert es und freut sich dann augenscheinlich schon allein über die Gesellschaft. Amy ist sehr gut sozialisiert – älteren Hunden gegenüber zeigt sie sich in gewisser Weise respektvoll, bei jüngeren ist sie ungestüm, aber nicht grob. Dass sie ihren Spielwillen laut bellend bekundet, auch wenn der Malteser oder Mops auf der anderen Straßenseite läuft, ist da tolerierbar. Außerdem: Amy ist ein Hund, und ein Hund bellt nun mal hin und wieder. Klavierspielen kann er nämlich nicht. Zudem sind diese Freudenbekundungen immer kürzer – sie schätzt ab, ob eine Chance zum Kontaktaufnehmen besteht und beruhigt sich schnell wieder.
Leider liebt der Schmusehund auch Kinder sehr – und es tut manchmal richtig weh, wenn sie dann kürzer genommen werden muss, weil die Eltern ängstlich ihr Kind von Amy wegzerren, die tatsächlich nichts Böses im Sinn hat. Kind und Hund sind dann ein wenig traurig – aber sie hat auch kleine Bekannte gefunden, deren Begleiter nichts dabei finden, wenn Söckchen mal eben Streicheleinheiten einheimst. Der Kontakt zu Kindern ist für jeden Hund wichtig – er muss lernen, wie sich "Menschenwelpen" verhalten und das auch tolerieren. Ein normaler Hund tut das auch – er räumt Kindern meist mehr Freiheiten ein, als er das bei Erwachsenen tun würde. So soll es sein, denn auch bei den Urahnen, den Wolfsartigen, haben Welpen eine gewisse Narrenfreiheit.
Jedenfalls ist es herrlich mit dieser Hundewundertüte draußen herumzustrolchen, auch wenn man meist mit feuchter Jacke heimkommt. Mit Amy unterwegs sein bedeutet, einen Gleichgesinnten dabei zu haben, der das Draußen-Sein so sieht wie man selber, also als herrliche Sache. Amy stopft die Nase in den Erdboden, schnobert und hört plötzlich auf damit, um einige Freudenrunden zu drehen ... einfach so aus Übermut. Ist ein Kumpel dabei, ist es noch mal so herrlich. Sie kann immer öfter in geeignetem Gelände frei rennen, weil sie zuverlässiger auf die Pfeife oder den Ruf reagiert. Gehorsamstraining ist ein Teil des Gassivergnügens, und sie macht begeistert mit. "Ausrutscher" gehören dazu – das macht die Sache lebendig. Zu Hause fehlt dem Handfeger ein Stück am Griff, man hat das zu spät gesehen – andere Kleinigkeiten sorgen für einen zerknirschten Blick bei Socke, aber das sind tatsächlich nur Kleinigkeiten.
"Bringt ihr sie nicht in die Hundeschule?", wurde man schon gefragt – und hat den Kopf geschüttelt. Sie reagiert sehr sensibel, auch auf Handzeichen. Dass sie nicht hundertprozentig punktgenau agiert, gehört dazu – sie ist kein Roboter. Bei Fuß läuft sie bei kürzerer Leine, ohne zu zerren. Sie macht "Sitz", wenn man es ihr sagt und verzieht sich auch in eines ihrer Körbchen bei Weisung. Sie lässt sich von allem abhalten, wenn man sie direkt erwischt und das Zauberwort sagt. Freundlich ist Socke sowieso – und außerdem WILL sie gefallen, indem sie sich "richtig" verhält.
Das Ablegen und Liegenbleiben wird nicht geübt – wozu sollte es auch gut sein. "Sitz" langt da auch – und wieso sollte man dem Hund beibringen, dass er nicht von der Seite weicht, um ihn dann zu zwingen, liegenzubleiben und seine Bezugsperson weglaufen zu lassen. Klingt sonderbar bei einem Hund, der kein Gebrauchshund im üblichen Sinne, sondern erstrangig ein Sozialpartner und Kumpel ist.
Die "Amy-Gesetze" sind: bei Kommando alles aus den Fängen lassen, was drin oder fast drin ist, ganz gleich, worum es sich handelt. Mit der gerade ausgeführten Aktion SOFORT aufhören bei entsprechender Aufforderung. Sofort bei Ruf oder Pfiff zu kommen. Alles andere ergibt sich aus der Zusammengehörigkeit. Auf diesen Gesetzen baut alles auf – und Amy versteht recht gut, was gerade angesagt ist. Sie ist sehr gut im Beobachten, wie die allermeisten Hunde, und außerdem lernt sie gerne Neues. Da kann eigentlich nichts schiefgehen – und die nächsten Jahre (hoffentlich ganz, ganz viele) werden wunderbar.
© Textbeitrag "Ein Ende und ein Anfang: Hundeschule und Tiervermittlung – Amy lernt" sowie Foto von "Socke": Winfried Brumma (Pressenet), 2013.
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