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Was ist das nun wieder für ein Gedenktag, könnte man fragen: der Tag der männlichen Körperpflege? Ist denn eine tägliche Dusche nicht selbstverständlich? Nun ja – Männer widmen sich der Körperpflege natürlich ebenso wie Frauen, mittlerweile fast ebenso hingebungsvoll.
Aber das war zu mancher Zeit nicht so – da waren die Männer eher phantasielos, was das Cremen, Parfümieren, Zupfen, Colorieren und so weiter betrifft. Es geht hier vor allem um die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg – da war ein Mann ein Mann, wenn er vom Rasieren Schmisse im Gesicht hatte und sich, ohne eine Miene zu verziehen, mit einem dieser extrem riechenden Rasierwässer den Teufel antat. Das Zeug brannte auf der frisch rasierten Haut entsetzlich – und der Geruch war ziemlich penetrant. Es gab auch nicht so viele Duftnuancen wie heute – im Großen und Ganzen kannte man etwa drei Marken, das war es dann. Vom Duft her waren sie sowieso nicht so richtig auseinanderzuhalten.
Gepflegte Herren verwendeten auch eine Frisiercreme. Das war so eine Tube mit fettigem Zeug, das man ins Haar schmierte, damit der wie mit der Klinge gezogene Seitenscheitel frisch blieb. Das tat er dann auch und begründete wahrscheinlich das Sprichwort vom "pomadigen Charakter". Mehr gab es nicht für Männer, außer vielleicht Bartpomade. Aber ein richtiger Kerl hatte so oder so das Gesicht zu verziehen bei Körperpflegemitteln. Eincremen war sehr bedenklich, weil das etwas für Frauen war. Echte Männer taten so etwas nicht – sonst waren sie nämlich keine mehr. Kernseife oder solche, die genau so roch wie das Rasierwasser, wurde der Haut zugemutet, was ihr jedoch selten gut bekam. Und Fingernägel hatten sauber zu sein und waren gerade abgeschnitten. Punkt.
Die männliche Körperpflege war in früheren Zeiten äußerst spartanisch. Das änderte sich langsam, als die Haarmode der Männer wieder Länge zeigte. Lange Koteletten und voller Schopf brauchten irgendetwas zum Festigen – und mancher bediente sich bei den Produkten für Damen. Frisiercreme wurde zum "No Go" erklärt, denn alles hatte jetzt zu fliegen und leicht zu sein. Und plötzlich durften sie auch beim Friseur eine Dauerwelle verlangen, die Männer. Das hieß "Minipli" und ließ einen aussehen wie einen frisch getrimmten Pudel.
Die Männer lernten nun die Produkte der Kosmetikhersteller zu schätzen, immer mehr Artikel für den gepflegten Herrn kamen auf den Markt. Männershampoos, Duschgele mit maskulinen Duftnoten, Deostifte und praktisch alles, was Damen auch nutzten. Das war gewinnträchtig und bediente das neue Selbstbewusstsein der Männer, die mittlerweile auch gerne mal eine Kosmetikerin an ihren Teint lassen. Sonnenbank oder Augenbrauen in Form bringen – nichts wird mehr mit spöttischem Grinsen betrachtet.
Das ist auch gut so – warum sollte ein Mann nicht auf seine Haut achten, sein Haar und seine Nägel pflegen? In vielen Kulturen nutzten und nutzen Männer dekorative Kosmetik – auch in Europa für viele Epochen. Und was im Showbiz auf jeden Fall geht: betonte Augen und gewagtes Outfit – warum nicht auch auf der Straße. Ein gut gepflegter und auch "zurechtgemachter" Mann ist nicht weniger interessant als ein nach Kernseife duftender Naturbursche. Gute Sachen für Haar, Haut, Aussehen – die sind schließlich für alle da.
© "Der Tag der männlichen Körperpflege": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Illustration: Thomas Alwin Müller, littleART.
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