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Fantasy-Spiele sind ein netter Zeitvertreib – und solange sie das auch bleiben, ist gar nichts dagegen einzuwenden. Natürlich sollten sie nicht allzu viel Zeit verschwinden lassen, aber im Allgemeinen weiß man, wann Schluss ist. Wahrscheinlich sind die Leute, die ein reiferes Alter genießen, da auch etwas ausschaltfreundlicher, soll heißen: sie wissen das reale Leben zu schätzen. Ich persönlich ziehe ein gutes Spiel dem Fernsehprogramm durchaus vor – ist es nämlich gut gemacht, das Spiel, wiederholt es sich eigentlich nicht grundsätzlich.
Eine andere Welt zu betreten, ist ein Miniurlaub. Die Problematik ist überschaubar und alles in allem macht es Riesenspaß. Aber nicht jedes Spiel kann jeden Gamer zufriedenstellen – der eine wünscht sich mehr Action, der andere vielleicht mehr Rätsel, die Kostüme sind nicht so bunt wie man das gerne hätte, die verschiedenen Aufgaben oder Quests sind zu leicht zu lösen, oder es gibt einfach zu wenige davon. Wie auch immer – wo das Spiel in gewissem Sinn für den individuellen Geschmack versagt, da gibt es das Modden.
Nehmen wir als Beispiel das Rollenspiel "Oblivion" aus der Elder Scrolls Reihe – das Spiel hat eine sehr schöne Grafik, eine ziemlich große Spielwelt, die man erkunden kann, und der Spielcharakter ist frei wählbar. Im Gegensatz zum berühmten Vorgänger "Morrowind" (der Kultstatus besitzt) gibt es bei der Charaktererstellung einige Feinheiten. Man kann von Jochbögen bis Über- bzw. Unterbiss alles einstellen, um eine wirklich individuelle Spielfigur zu haben. Verschiedene Rassen sind ebenso wählbar wie Haarstile, und selbstverständlich auch das Geschlecht. Man hat also einen Helden oder eine Heldin, und zieht durch die Welt, um verschiedene Aufgaben zu erledigen und überhaupt die Rettung vor dem Untergang einzuleiten. Soweit ist alles Programm.
Aber dann wird es irgendwie etwas ... sagen wir, zur Gewohnheit. Da man von den sich im Haushalt befindlichen Jugendlichen auch etwas lernen kann, schaut man irgendwann auch einmal auf die Websites, die für das Spiel relevant sind (zugegebenermaßen, weil man irgendwo nicht wirklich weiterkommt), und spätestens da stößt man auf die Plug-ins, bzw. die Mods zum Spiel. Dabei handelt es sich um Zusatzspielelemente, grob gesagt, die nicht vom Hersteller, sondern von leidenschaftlichen Gamern erstellt werden. So eine Mod verbessert zum Beispiel die Kleidung oder die Waffen, die im Spiel vorkommen, ersetzt die Texturen oder fügt völlig neue Sets ein. Ganz neue Handlungsstränge werden in das Basisspiel eingebaut, neue Personen oder Orte.
Mods können meist völlig kostenlos heruntergeladen werden, entweder im Original oder in der deutschen Übersetzung. Allerdings wird zum Spiel oft ein Construction Set geliefert, mit dem man einfache Mods selber erstellen kann – oder könnte, wenn man das tatsächlich drauf hat.
Mir ging ein völlig neues Spielewunderland auf – allerdings dauerte es so seine Zeit, bis ich dahinterkam, wie man solch eine Erweiterung einbaut. Das ging einige Male schief, weil ich nicht verstand, was zum Donner mit einigen Termini gemeint war. Schließlich war ich der Typ, der eine Maschine anschalten und benutzen kann, ohne zu wissen, wieso das Teil tatsächlich dieses oder jenes tun kann. Aber geduldig bin ich eben auch – und so kam es, dass sich mir die Welt der Plug-ins dann doch noch erschloss.
Mittlerweile bin ich auf meinen Streifzügen durch die Welt des Spiels längst nicht mehr allein – ein Rudel Hunde und Wölfe begleiten mich, ich habe nette Mitstreiter und erlebe ganz neue Abenteuer. Alles im gewohnten Spiel, das sich nun immer anders präsentiert. Eine reife Leistung, finde ich, für jemanden, der sich erst in der Mitte des Lebens mit Computern auseinandergesetzt hat.
Aber – es gibt immer neue Herausforderungen: schließlich habe ich verschiedene Tutorials entdeckt, die Schritt für Schritt in die Kunst des Moddens einführen. Die Begriffe sind mir weit weniger fremd als am Anfang, und ich taste mich voran. Mittlerweile laufen einige Leute in meiner Spielwelt herum, die genau das Gesicht haben, das ich ihnen gegeben habe. Ein oder zwei winzige Plug-ins sind zu Testzwecken schon eingebaut – und die Tendenz geht zu Innovation.
Aber ich fühle mich der Moddergemeinde zu Dank verpflichtet – es geht da nicht nur um das technische "Gewusst wie". Es ist eigentlich eine Kunstform geworden – es gehört schon einiges an Kreativität dazu, um ein Minispiel im großen Game zu erschaffen. Optisch anziehend, spannend oder einfach nur witzig – es gibt Mods für jeden Geschmack. Ein Großteil der Modder sind Frauen, was ich besonders interessant finde – der Spaß am Erschaffen ist ja auch nicht geschlechtsgebunden. Auf jeden Fall macht das Spielen mit Mods einen Riesenspaß – und das Modden an sich ... mal sehen. Ich bin da optimistisch.
© Textbeitrag und Illustration zu "Von jemandem, der auszog, das Modden zu lernen": Izabel Comati (Pressenet), 2013.
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