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Etwa zu der Zeit als Lucia nach Stapie gezogen war, war Thumelicus mit seinen Kameraden in Apollonia angekommen und sie hatten sich in ein Standlager begeben, in dem schon vor vielen Jahrzehnten Markus Antonius und Octavian stationiert waren. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, war von Cäsar selbst, seinem Großonkel und Adoptivvater, hierher geschickt worden, nicht nur um das Kriegshandwerk zu erlernen.
Zu einem guten Soldaten gehörte mehr. Das römische Militär konnte keine Dummköpfe gebrauchen, auch wenn hin und wieder solche beim Militär landeten. Diese machten aber wenigstens keine Karriere. Wie schon Gaius und Thusnelda richtig vorausgesehen hatten, war es ruhig im Reich. Es gab keine Kämpfe, nicht mal Scharmützel und auch keine Grenzstreitigkeiten, aber Thumelicus hatte inzwischen sehr viel gelernt, und er und seine Kameraden wussten, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war. Sicherlich würde es nicht gleich in den nächsten Tagen losgehen, denn so etwas kündigte sich schon vorher an.
Es konnte Monate oder gar Jahre dauern, bis sie zu ihren ersten Kampfhandlungen ausrücken mussten und viele von ihnen dachten, dass sie nie zum Kämpfen kommen würden und die meisten von ihnen waren es zufrieden. Es waren die gemischten Gefühle der Legionäre. Und ausgerechnet Thumelicus sollte ungewollt der Auslöser sein für die in Kürze anstehenden Unruhen. Noch schlimmer wurde es für ihn, als er sich bewusst wurde, dass er der Auslöser für die sich zu blutigen Aufständen ausweitenden Unruhen war.
Thumelicus und seine Kameraden lebten auf sehr beengtem Raum, aber auch hier wurde den Wünschen der Männer nachgegeben und sie durften sich aussuchen mit wem sie eine Baracke teilen wollten. Nichts ist schädlicher für eine Legion, wenn sich ihre Mitglieder untereinander nicht mochten und ständige Streitereien untergruben schließlich die Kampfmoral. Die Männer waren tagsüber ziemlich eingespannt, denn sie konnten sich im Lager nicht einfach ausruhen. Sie mussten für den Ernstfall gerüstet sein und wenn es zu Kriegshandlungen kam, konnte man nicht erst anfangen, dafür zu üben.
Thumelicus war am Abend zumeist so müde, dass er mit seinen Kameraden das Lager kaum verließ, um sich zu amüsieren. Viele blieben in der Canabä, der Vorstadt hängen, um sich mit den dort lebenden Frauen einzulassen, und so lebten die Männer im Lager, das wie eine Stadt für sich war, zufrieden. Thumelicus ließen sie in Ruhe, er ging nicht zu den Frauen der Canabä und heimlich, hinter seinem Rücken, wurde wie vor Jahren bei Petronius, gemunkelt, er sei homosexuell, aber mit Männern hatte er auch nichts am Hut.
Manches Mal erkundete er allein die nächste Umgebung und er suchte immer wieder Pella, den Geburtsort seines großen Vorbildes Alexander des Großen, auf. Hier entdeckte er jedes Mal etwas Neues und hier lag der Ursprung für die beginnenden Unruhen.
"Du bist zurückgekommen ...", hörte er eine dunkle, hohle Stimme, die einem Mann genauso wie einer Frau gehören konnte, neben sich. Der sonst so scharfsinnige Thumelicus hatte nicht bemerkt, dass er beobachtet wurde, so sehr war er mit der Geburtsstätte seines großen Vorbildes beschäftigt.
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© "Thumelicus": Leseprobe von Autorin Ulla Schmid.
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