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"Buchen sollst du suchen, vor Eichen sollst du weichen." Die wenigsten kennen diesen Spruch nicht, der eine Empfehlung über den Aufenthaltsort bei schweren Gewittern sein soll. In aller Munde ist er und doch ist nichts Wahres dran, denn Blitze richten sich nach völlig anderen Kriterien als Baumarten, wenn es darum geht, irgendwo "einzuschlagen".
Buchen sind aber noch aus anderen Gründen eine der bekanntesten einheimischen Bäume – sie liefern sehr gutes Brennholz, und die schönen Buchenscheite im Kamin gehören unfehlbar zu romantischen Geschichten, die in irgendeinem rustikalen Landhaus spielen. Wahrscheinlich sind die schön polierten Möbel darin auch aus Buchenholz.
Bucheckern, die Früchte des Baumes, sind für Menschen genießbar – allerdings nicht immer verträglich, da sie Saponine und Oxalsäure enthalten. Durch das Kochen soll die Verträglichkeit gesteigert werden – und tatsächlich wurden Bucheckern in Notzeiten sehr geschätzt. Das Buchenpech, eine zähe Flüssigkeit, die aus Stämmen und Ästen gewonnen wird, gilt als desinfizierend und wurde für entzündliche Krankheiten verwendet – so zum Beispiel bei Gicht und rheumatischen Beschwerden. Hautirritationen wurden ebenfalls damit behandelt.
"Buch" kommt von "Buche" – denn tatsächlich ging ihm das Runenalphabet voraus. Die Runenzeichen ritzte man in Stäbchen aus Buchenholz, sie wurden also zu Buchenstäbchen: Buchstaben. Obwohl die Runen nicht für das profane Schreiben benutzt wurden, wie später das griechische Alphabet, wurde der Name doch zum Synonym dafür. Vom Buchstaben zum Buch war dann nur ein kleiner Schritt.
Buchen können sehr alte und sehr mächtige Bäume werden, ihre mit einer Art silbrigem Hauch überzogene Rinde macht sie auch für das Auge besonders. Anders als die kraftstrotzenden Eichen wird den Buchen eine eher sanfte Ausstrahlung zugesprochen – sie sollen, so heißt es, etwas Einladendes haben. Das mag daher kommen, dass ihr imposantes Wurzelwerk oft eine Art Sitzgelegenheit bildet. Man kann sich regelrecht in den Schoß einer Buche setzen, was eine beruhigende und angenehme Wirkung haben soll. Es wird berichtet, dass die Rinde sich eher kühl anfühlen soll als mit Wärme angereichert. Das wiederum lässt an sanfte Linderung denken, wenn etwas auf der "Seele brennt". Die medizinische Indikation betrifft ja nun auch die Entzündung – in diesem Wort ist die Hitze schon enthalten. Warum also sollte der Baum nicht auch für die Seele des Suchenden und offenen Menschen die gleiche Hilfe bereit halten.
Bäume wurden zu fast allen Zeiten und überall auf der Welt, wo sie wuchsen, als besondere Wesen betrachtet und erhielten oft auch den Nimbus der Heiligkeit. Das mag an dem Wunder liegen, dass aus einem vergleichsweise winzigen Samen wie der Buchecker oder Eichel ein so mächtiger Baum werden kann. Aber wer mit offenen Sinnen den Wald betritt, bekommt wie von weither eine Ahnung, wieso es so etwas wie Baummagie gegeben hat ... und, wer weiß das schon genau ... auch heute noch gibt.
© "Kraft der Bäume: Die Buchen soll man nicht suchen": Textbeitrag zur Magie der Bäume von Winfried Brumma (Pressenet), 2014. Bildnachweis: oben: Buchecker, CC0 (Public Domain Lizenz) sowie unten: Wurzel der Buche, CC0 (Public Domain Lizenz).
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