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"Unter der Linden an der Heide" ... so fängt das berühmte Lied des Walther von der Vogelweide an und beschreibt darin die Zweifel eines Mädchens, das gerade unter einer Linde ein Liebeserlebnis hatte und uns davon erzählt. Vielleicht hat der Sänger diesen Baum nicht zufällig des Versmaßes wegen gewählt, denn die Linde steht im Rufe, ein sehr freundlicher Baum zu sein und wird von Liebenden seit jeher geschätzt, denn in Liebesgeschichten sind Linden oft präsent.
Die Bedeutung des Wortes "lind" entspricht auch positiven Dingen wie sanft, zart oder hold möglicherweise. Man spricht auch von Linderung, von linder Berührung – alles Worte, die mit der Linde in Verbindung gebracht werden können.
Linden sind erstaunliche Bäume, die sehr alt werden können. So manches Dorf hat noch eine alte Linde im Zentrum, wo man sich – wie in alten Zeiten – auf einen Plausch trifft und es sich unter ihrem grünen Blätterdach wohl sein lässt. Linden, so wird gesagt, haben eine beruhigende und wohltätige Wirkung auf Menschen und fördern auch die Kommunikation. Neben der Dorflinde gibt es auch kaum eine Stadt, in der es kein Gasthaus mit der Linde im Namen gibt. In so mancher Gartenwirtschaft sitzt man gemütlich unter einer Linde und lässt es sich wohl sein, mit sich und der Welt im Frieden. Ob das nun mit der Ausstrahlung des Baumes zu tun hat oder nicht, der Klang des Namens "Linde" hat für viele Menschen den Beigeschmack von Gemütlichkeit und Heimeligkeit, was nicht nur mit den Biergärten zu tun haben dürfte. Manchmal sind wir klüger als wir ahnen und wissen ganz einfach Dinge – so zum Beispiel, dass Linden für so viel Freundliches und Positives stehen, weil wir ihre Ausstrahlung spüren.
Es sind oft Linden, die als Hoffnungszeichen nach einem Krieg oder einer Katastrophe gepflanzt werden, allerdings gelten Linden auch als Gerichtsbäume. Unsere Vorfahren hielten Gericht unter einer Linde, die im übrigen der Göttin Freya zugerechnet wurde. Der Baum hat gewissermaßen eine weibliche Ausstrahlung.
Linden neigen zur frühzeitigen inneren Fäule, sind aber in der Lage, sich zu regenerieren, indem sie neue Wurzelstränge bilden und tatsächlich den Stamm in gewisser Weise reparieren. Das verhilft ihnen sogar zu größerem Volumen, was eine Linde über ihre lange Lebenszeit zu einem sehr mächtigen Baum werden lassen kann. Vielleicht hatte die Verehrung der Linde in alter Zeit etwas mit ihrer Regenerationsfähigkeit zu tun.
Lindenholz war immer ein beliebter Werkstoff für Schnitzereien und Drechselarbeiten, da es sich leicht bearbeiten lässt und einen schönen Farbton aufweist. Auch in der Heilkunde hat die Linde ihren Platz, denn ein Tee aus ihren Blüten wird bei Fieber und ebenso bei Unruhezuständen oder Krämpfen eingesetzt. Die freundliche und sanfte Weise der Linde bringt so ihre beruhigende und der Hitze entgegenarbeitende Kraft zum Einsatz.
Da diese Baumgattung oft vorkommt, in der freien Natur ebenso wie in Parks und Anlagen, nehmen wir sie möglicherweise nicht als die interessanteste wahr, die sie ist. Aber vielleicht hat man beim nächsten Spaziergang etwas Zeit, um zu erspüren, ob "etwas dran" ist, am guten Ruf der Linde.
© "Baumorakel: Die Linden und das Lindenholz": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2014. Bildnachweis: oben Lindenallee, unten Dorflinde, beide: CC0 (Public Domain Lizenz).
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