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Man kann sich nicht immer beherrschen. Das ist der Grund für meine Antwort auf einen Post, der sich in recht unbedarfter Weise gegen das neue Eherecht wendete. Ausnahmsweise, möchte ich sagen. Denn sonst wird eher gegen den Islam Stimmung gemacht.
Schließlich, so hieß es, habe ja Gott die Ehe zwischen Mann und Frau eingesetzt und deshalb gelte das nun mal. "Welcher Gott?", fragte ich dann bieder und setzte auch gleich nach: "Etwa der Gott, der seinen Anhängern das Schweinefleisch verboten hat?" Eine Antwort gab es nicht. Dafür kann ich die Posts dieses Users nicht mehr sehen.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Da werden Schweinsköpfe vor Moscheen abgelegt, und da kursieren unzählige Witze über Muslime und Schweineschnitzel im Web. Und das Alte Testament widmet sich liebevoll und lang den Speisevorschriften für die Gläubigen, da geht es nicht nur um Schnitzel und Eisbein. Wer mit dem Neuen Testament dagegenhält, möge sich vor Augen halten, dass Jesus zwar eine ironische Antwort auf die Fragen nach diesen Vorschriften hatte, sie aber nie ausdrücklich abgelehnt oder negiert hatte.
Die christliche Kirche kennt nun auch das eine oder andere Gebot, was die Nahrungsaufnahme betrifft. Wenn es dabei auch eher um die korrekte Zeit für den Verzehr geht. Wer sich über den Ramadan lustig macht, sollte sich doch einmal näher mit der Fastenzeit befassen. Beide Regelungen sind extrem leicht zu umgehen, die eine ist so unsinnig wie die andere. Da gleichen sich die Religionen doch sehr. Dass man im Judentum immer noch nichts von Schweinereien hält, muss kaum erwähnt werden.
Aber das sind Peanuts, könnte man sagen, wenn man an die Selbstmordattentäter denkt. Wer nämlich für Allah stirbt, fährt geradewegs zum Himmel und kriegt dort nur das Beste. Auch eine ganze Menge Jungfrauen zum persönlichen Gebrauch. Das klingt bescheuert? Vor dem Christentum dachte man hierzulande allerdings ähnlich. Wer auf dem Schlachtfeld starb, wenn möglich mit dem Schwert in der Hand, landete in einer herrlichen Met-Halle und war von Kriegern und vor allem von Walküren (merken Sie was?) umgeben. Dazu drehten sich wahrscheinlich riesige Ochsen über ebenso riesigen Feuern. Und die Trinkhörner wurden nie leer.
Also war man bestrebt, als Krieger zu sterben. Das nützte einem selber nicht viel, aber denjenigen, die gerade einen Krieg oder ein Scharmützel zwischen Sippen oder Stämmen angezettelt hatten, schon eher. Und lustig ist auch, dass viele Landsleute sich dem alten Götterglauben mit Gewalt annähern wollen. Und somit den gleichen Unsinn daherreden, wie die Gläubigen, die sich auf ihre Jungfrauenauswahl freuen.
Der Islam ist bei weitem nicht die einzige Religion, die den Jenseitsglauben instrumentalisiert und geschickt nutzt. Wer an Annehmlichkeiten nach dem Tod glaubt, wird sein eher entbehrungsreiches und hartes Leben gerne im Kampf riskieren. Eine einfache Rechnung, die immer aufgeht.
Das Christentum kennt ebenfalls den Märtyrertod. Da gibt es zwar keine Bankette und keine Jungfrauen, aber dafür eine höchst wundersame Stellung in der Nähe Gottes. Und natürlich eine Freifahrt allererster Klasse ohne Umwege in das Paradies. Alle anderen müssen erst mal im Fegefeuer über ihr mangelndes Glaubensverständnis nachdenken. Irdische Genüsse sind ja nicht mehr interessant. Hier wird etwas subtiler verfahren, aber der Kern ist der gleiche. Möglicherweise ist die ganze Sache noch infamer. Denn im Grunde glaubt der Christ, dass es völlig egal ist, was man mit ihm macht und was er erdulden muss in diesem Leben. Denn nach seinem Tod wird er entschädigt. So etwas macht duldsam gegen Ungerechtigkeiten.
Was immer die verschiedenen Religionsstifter im Sinn hatten, wurde verfälscht und instrumentalisiert, sobald der geistige Ansatz der Verwaltung durch den jeweiligen Klerus zum Opfer fiel. Von da an ging es um das Wollen derjenigen, die eine Lehre verkündeten. Das war nie anders. Nicht in Judäa, nicht in Rom oder Theben. Und auch nicht in Mekka oder sonst wo.
Und weil ein Haufen böser alter Männer seinen Spaß haben will, hauen wir uns gegenseitig blutig. Und unterdrücken ein Geschlecht. Und führen Kriege. Und hassen uns, weil die anderen die gleichen dummen Ideen über den Glauben haben wie wir selber.
© "Darf es eine Walküre mehr sein? Das neue Eherecht, das Christentum und der Märtyrertod": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2017. Bildnachweis: Mystisches Portrait, CC0 (Public Domain Lizenz).
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