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Der Debutroman "Cadbads Fall" von N. G. Forsmark entführt die Leser in vergangene Zeiten. Der Autor begeistert sich für die Vorgeschichte Deutschlands und erweckt die keltische Epoche erneut zum Leben. Ein gut recherchierter und spannender historischer Kriminalroman über die keltischen Treverer des 4. Jh. v. Chr.
387 v. Chr. an der Nordgrenze des keltischen Reiches: Der König der Treverer wird ermordet und seine Tochter entführt. Der in Ungnade gefallene Druide Cadbad soll den mutmaßlichen Täter fangen und wird wider Willen auf eine abenteuerliche Reise geschickt. Er ahnt nicht, dass der Schlüssel zur Lösung des Falls in seiner eigenen Vergangenheit zu finden ist ...
"Cadbads Fall" erzählt von Königsmord und nächtlichem Grabraub, geheimnisvollen Orten und archaischen Riten, fremder Küche und den Irrwegen der Liebe. Dabei wird der Leser in eine gefährliche, manchmal phantastisch und märchenhaft anmutende Welt geführt und darf immer wieder mit den Augen des "zivilisierten" griechischen Händlers Zenothemis das seltsame Treiben der "Barbaren" betrachten.
Die meisten Wege, die Festungen und Siedlungen des keltischen Reiches miteinander verbanden, waren aus alten Wildwechseln entstanden. Einige davon verwaisten und wurden mit der Zeit wieder von Hirschen und Bären zurückerobert, andere verbreiterten sich. Wanderer kappten langsam aber unaufhörlich hier einen störenden Zweig, dort eine wuchernde Waldrebe und drängten den Wildwuchs zurück. In der Nähe von Ortschaften geschah es, dass die Bewohner Knüppelhölzer legten oder Steine in die ärgsten Löcher warfen. Dort konnte man dann mit Karren fahren. So erklärt es sich, dass die Salzstraße eigentlich gar keine Straße war, sondern mehr eine Idee, ein durch Gewohnheit und Beharrlichkeit entstandenes Flickwerk, das ständigen Veränderungen unterworfen war. Mal war sie breit, mal ein Durchschlupf zwischen zwei Felsen, mal wiesen gekreuzte Äste und gekerbte Bäume, mal Steinhäufchen den Weg.
Wenige Abschnitte führten an Flüssen entlang. Dort hatte man die Bäume am Ufer gefällt und die Salzstraße zum Wasserweg gemacht. Huftiere zogen schwer beladene Flöße gegen den Strom. Am Ziel angekommen, wurden sie ihrer Fracht entledigt, auseinander genommen und als Bauholz verwendet oder mit neuer Fracht zurückgeschickt. Flöße konnten nur auf kurzen Strecken verkehren. Für große Entfernungen brauchte man kleine Boote, die man um Stromschnellen und Felsen herumtragen konnte. Abseits der Anlegeplätze fanden sich bedeutende Siedlungen nur auf den steinigen Höhen über dem stets mit Überschwemmung drohenden Wasser. Sie bewachten die Täler, die oft auch Herrschaftsgrenzen waren.
Nachdem Zenothemis das Tiefland Mediomatriens durchquert hatte, war er auf die Höhe hinaufgestiegen, da er sich dort schnelleres Reisen und gute Geschäfte versprach. Dennoch kam er kaum voran. Die Nahrungsbeschaffung, das Aufstellen und Abbrechen des Lagers, Unfälle und Widerspenstigkeiten von Mensch und Tier kosteten ihn Zeit und Nerven. Seine Hoffnung, die restlichen Sklaven in Barbetomagus loszuwerden, hatte sich nicht erfüllt. Am Tag war er zwar in die Festung hineingekommen, hatte sie aber aus Angst vor Räuberei nach wenigen Stunden wieder verlassen. Nun haderte er mit seinem Schicksal und wurde von Heimweh gequält.
"Zweifel führen zu nichts", beschied Hakon seinem Reisegefährten.
Zenothemis zwang sich zu einem Grinsen. "Wie Recht du hast, denn man weiß nie, was kommt. Schau mich an. Vor einem Jahr noch war ich ein angesehener Kapitän und Bürger Athens. Mein herrliches Schiff war der Stolz des Mittelmeeres." Hakon erschrak, als der Grieche plötzlich einen Wehlaut ausstieß und mit versagender Stimme weitersprach: "Der Sturm hat mein stolzes Schiff zermalmt. Ich entkam nur knapp dem Tod!"
Hakon räusperte sich. "Ja, das Schicksal ist nicht wählerisch."
"So ist es", pflichtete Zenothemis bei, "und selbst darf man auch nicht wählerisch sein. Man muss sich nach der Decke strecken. Über Nacht bin ich zum Händler geworden. Ich habe viel gelernt über Felle, seltene Steine und farbige Tücher." Zenothemis hängte einen Kessel Wasser über das Lagerfeuer und redete unentwegt weiter: "Und natürlich über Gewürze und", er hob die Stimme, "über Licht bringende Kräuter." Aus einem Beutel streute er schrumpelige Blüten in das simmernde Wasser. Er gab dem Feuer etwas Nahrung, ließ den Sud kurz aufwallen, gab dann Honig dazu und siebte ihn in kleine Zinnbecher. "Narrenkraut! Lecker, lecker, lecker! Hier, trink!"
Der herbe Tee entfaltete schnell seine berauschende Wirkung. Unterschiede in Sprache und Herkunft schwanden dahin und Zenothemis Laune besserte sich zusehends. "Wenn alle Stricke reißen, werde ich noch weiter hinauf in den Norden ziehen. Ich will das Fell eines weißen Bären aus dem Königreich aus Eis. Dem mächtigen Tarquinius Superbus verlangt es danach, und er will es mit Gold aufwiegen. Wir könnten reich werden, wenn wir uns gegenseitig helfen."
"Ich helfe dir", log Hakon. Er dachte nicht im Traum daran in den Norden zu ziehen. Im Gegenteil. Er wollte schnellstens nach Massilia, denn er brauchte weder ein Bärenfell noch Gold. Davon hatte er im Überfluss. Doch das konnte er Zenothemis schlecht erklären.
"Jetzt ist es schon zu spät im Jahr", behauptete er stattdessen. "Im hohen Norden bleibt der Sommer nur wenige Tage zu Besuch. Wir müssen im Winter aufbrechen, um den kurzen Sommer zu erwischen. Wenn wir jetzt losziehen, überrascht uns das Eis, und wir werden erfrieren. Im nächsten Jahr will ich dich führen, aber es ist gefährlich."
"Gefahren schrecken mich nicht", brüstete sich Zenothemis und nahm noch einen tüchtigen Schluck Tee. "Ich habe schon allerlei erlebt." Leichtherzig fabulierte er, wie er in Arabien mit geflügelten Schlangen gekämpft hatte, die den Weihrauch bewachten. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit berichtete er von einem großen See, wo er Fledermäusen das Kassia gestohlen hatte. Er erklärte, wie man aus dem Bart der Ziegenböcke Ledanon gewinnt, und wie man Raubvögeln das Kinnamon aus den Nestern stiehlt. Dann verfiel er in dumpfes Schweigen.
Hakon kochte eine neue Runde Tee.
Zenothemis schaute über das Feuer hinweg zu Eylinn, die stumm hinter Hakon auf der Erde lag. Da schlug seine Stimmung um. Er wurde plötzlich wieder weinerlich. "Nichts gelingt. Was habe ich nur falsch gemacht?"
Hakon legte fürsorglich seine Rechte auf Zenothemis Schulter und tröstete ihn. "Was ist mit dir, mein Freund? Verzage nicht. Nach schlechten Tagen kommen auch wieder gute." Er reichte ihm einen weiteren Becher mit Narrenkraut und sagte: "Trink, das wird dir helfen", aber er dachte: Wer kein Narrenkraut verträgt, soll keines trinken.
Zenothemis schniefte: "Ich bin ein schlechter Mensch. Das einzig gute Geschäft habe ich mit den Lingonen gemacht. Ich habe sie betrogen. Ich habe ihnen ein falsches Einhorn verkauft."
"Oh", entfuhr es Hakon ehrlich erstaunt. Sollte der Grieche doch nicht so einfältig sein, wie er schien?
"Siehst du, jetzt verachtest du mich."
"Wo denkst du hin", widersprach Hakon. "Das hast du gut gemacht. Wenn sie dich allerdings erwischen, hängen sie dich an den Eiern auf und lassen dich ausbluten. Das machen Lingonen so. Bestimmt sind sie längst hinter dir her."
"Wirklich?", fragte Zenothemis entsetzt.
"Lingonen sind sehr nachtragend", antwortete Hakon, befriedigt über die Wirkung seiner Worte. Dabei war ihm selbst nicht mehr wohl in seiner Haut. Ihm fielen die Lugenter ein.
"Ja, ja, aber was sollen wir jetzt machen? Sollen wir uns beeilen oder langsamer reisen? Wohin sollen wir uns wenden?" Zenothemis Magen krampfte sich zusammen.
Hakon zuckte mit den Achseln. "Ich weiß ja nicht, was du sonst noch alles angestellt hast."
"Nichts habe ich angestellt", rief Zenothemis dem Weinen nahe.
"Beruhige dich", sagte Hakon. "Ich habe eine Idee. Warum willst du dich länger plagen und über die unwirtliche Hochebene reisen? Lass die Lingonen doch einfach hinter dir. Reise mit mir nach Meduliobriga. Das ist eine tolle Stadt. Dort wirst du die besten Geschäfte deines Lebens machen. Das verspreche ich dir. Bei Obnodunum setzen wir morgen über die Illara, dann sind wir übermorgen bereits da. Dort lassen wir uns baden, cremen und massieren."
"So machen wir es", sagte Zenothemis und fiel Hakon um den Hals. "Du bist ein wahrer Freund."
Rückblickend wusste Zenothemis nicht mehr zu sagen, was wirklich in jener Nacht geschehen war. In seiner Erinnerung war er jedenfalls Zeuge eines beunruhigenden Schauspiels geworden. Er war mit Hakon an den Rand eines Talkessels gelaufen, hatte hinabgeblickt und im verlöschenden Schein eines Strohfeuers eine große Menschenmenge gesehen. Frauen hatten einen steil aufragenden Stein mit einer glänzenden Flüssigkeit begossen und sie zuerst mit den Händen, dann mit ihren nackten Körpern verteilt. Unter anschwellendem Gesang hatten sie sich immer schneller bewegt, den glänzenden Monolith stöhnend umschlungen, ihn erklommen und waren dann seufzend zu Boden gesunken.
In der gleichen Nacht wurde Zenothemis von einem schrecklichen Traum verfolgt, dessen Höhepunkt in seiner Entmannung ein Ende fand. Als er erwachte und sein Gemächt in panischer Angst befühlte, sah er Hakon bei einem jungen Sklaven liegen. Verwirrt vergrub sich Zenothemis wieder in den Fellen. Wind bauschte das Stoffdach und erste Tropfen fielen. ...
Im Buch von N. G. Forsmark erfahren Sie, wie es weitergeht. Cadbads Fall ist in verschiedenen Formaten über den Buchhandel erhältlich.
N. G. Forsmark ist das Pseudonym des Autors Norbert Forsch, bislang bekannt für Kompass- und Bruckmann Wanderführer. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit dem traditionellen Bogenschießen und der experimentellen Archäologie.
© Beim Autor N. G. Forsmark bedanken wir uns für die Leseprobe und die Abbildung des Buchcovers.
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