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Ausgerechnet in der Nacht vor seinem Vorstellungsgespräch wird Lex Falkner von einem Albtraum heimgesucht. Noch im Banne der furchterregenden Erfahrung begegnet er einem alten Freund seines verstorbenen Vaters, der eine unfassbare Forderung stellt: Er, Lex, solle in die Fußstapfen seines Vaters treten. Er habe magische Kräfte und müsse diese nun einsetzen, um die ganze Menschheit zu beschützen.
Lex tut das als Spinnerei ab, doch es geschehen merkwürdige Dinge. Nicht genug, dass ihn weiter Träume von dem unheimlichen Feuerdämon quälen, er wird von seltsamen Wesen angegriffen, soll entführt werden. Wird Lex erkennen, was es mit all dem auf sich hat, und seine Bestimmung annehmen?
Wie es im Fantasy-Roman von Maxi Forteller weitergeht, lesen Sie in "Feuerdämon: Lex Falkners Abenteuer", das als E-Book oder Taschenbuch erhältlich ist.
Als ich die Umkleidekammer verließ, suchte ich in der Tasche nach dem Schlüssel. Mir fiel die Visitenkarte von Graf von Wellerswerde aus meiner Tasche, gerade als Karla zu mir trat. Sie hob sie auf, um sie mir zu reichen. Verwundert zog sie die Augenbrauen zusammen, was sie mit einem Schlag von meiner Trainingspartnerin in einen Vertreter des Gesetzes transformierte.
"Du interessierst dich für unseren regionalen Okkultismus-Experten?"
Ihr Tonfall machte es deutlich: ich musste aufpassen, was ich sagte. Von Wellerswerde schien für Karla kein Unbekannter zu sein. Ich erzählte ihr, wie ich ihn in der S-Bahn getroffen hatte, ließ aber die fantastische Geschichte mit dem Traum weg. Sie hörte sehr viel intensiver zu, als ich es erwartet hatte, also fragte ich sie auf dem Weg zum Auto aus. So erfuhr ich, dass Von Wellerswerde der Polizei nur allzu bekannt war. Das Betrugsdezernat ermittelte seit geraumer Zeit gegen ihn und seine Befürworter, ohne ihm jedoch etwas nachweisen zu können. Dass ein Wahrsager in den Fokus des Betrugsdezernats geriet, verwunderte mich nicht weiter. Aber da war noch mehr, das konnte ich indirekt heraushören. Karla warnte mich, dem Mann nicht zu nahe zu treten, und ich versicherte ihr, dass ich das nicht vorhatte. Ich hatte schließlich genug zu tun mit der neuen Wohnung und dem Job.
Mit dem Auto dauerte es keine Viertelstunde, bis wir mein Zuhause erreicht hatten. Da das Haus in einer Seitenstraße lag, stieg ich an der Kreuzung aus und wir verabschiedeten uns. Vorher lud Karla mich noch zum Training am Dienstagabend ein. Ich sagte zu, falls ich es mit meiner Arbeit in Einklang bringen konnte.
Als Karla davonfuhr, stellte ich fest, dass es bis zum Haus noch ein Stück zu laufen war. Unvermittelt wurde mir bei diesem Gedanken angst und bange. Seit meiner Kindheit hatte ich keine Angst mehr vor der Dunkelheit gehabt, doch es war, als schlüge eine Schwärze über mir zusammen, die sich durch das pure Fehlen von Licht nicht erklären ließ. Ein bisher unbekannter Sinn meldete sich plötzlich, alle Alarmglocken meines Körpers schrillten. Ich konnte fühlen, wie die Wirklichkeit gewaltsam zum Erzittern gebracht wurde, spürte eine drohende Gefahr. Ohne nachzudenken, rannte ich. Als ich loslief, begann es.
Meine Umgebung veränderte sich, beinahe unmerklich zuerst. Feuchte Finger griffen aus der Dunkelheit nach mir. Dichter Nebel war aufgezogen, so nass und unwirklich, dass ich eine Gänsehaut bekam. Die Geschwindigkeit seines Aufziehens und die Dichte zeugten von einer Herkunft aus einer anderen Realität. Ich versuchte, schneller zu laufen, um mich herum wurde es noch dunkler. Der dicke Nebel begann, das fahle, verblasste Licht der Straßenlaternen vollends zu verschlucken.
Mit einem Mal fühlte ich, wie ich aus meiner Welt in eine Zwischenwelt gezerrt wurde. Hier galten nicht die bekannten Naturgesetze. Ein Entsetzen ungeahnten Ausmaßes ergriff mich. Ich rannte so schnell es nur ging, schneller sogar.
Außer Atem, keuchend musste ich schließlich stehen bleiben. Mir wurde klar, dass hier nichts war wie sonst. Ich hätte das Haus längst erreichen müssen, aber ich konnte es durch Nebel und Dunkelheit nicht einmal mehr sehen. Ich war keinen Meter näher gekommen, es war unerreichbar. Nun begannen die Nebelschwaden, auch dieses letzte Stückchen Wirklichkeit auszuradieren. Doch nicht nur ich bebte vor Angst. Auch ein ungeahntes Etwas, das meinen Körper bisher von mir unbemerkt bewohnt hatte, zitterte vor nackter Panik. Unwillkürlich musste ich an meine Albträume zurückdenken. Dort hatte ich dieses Gefühl schon einmal gehabt. Das Gefühl, etwas Fremdes in mir zu haben. Doch es versuchte nicht, aus mir herauszubrechen wie im Traum, es warnte mich. Meine Innereien begannen, sich vor Angst zusammenzukrampfen. Was war das bloß für ein Nebel, der sein Möglichstes tat, die ganze Welt zu verschlingen?
Es war innerhalb der letzten Minuten auch deutlich kälter geworden, doch das merkte ich erst jetzt, als ich aufgehört hatte zu laufen. Trotz der Dunkelheit konnte ich kleine geisterhafte Atemwölkchen vor meinem Gesicht erkennen.
Die Nerven bis zum Zerreißen gespannt blickte ich mich um, lauschte. Es schien mir, als hörte ich Geräusche aus dem Nebel, doch sie waren so gedämpft, dass ich sie weder erkennen, noch näher bestimmen konnte, aus welcher Richtung sie kamen. Langsam drehte ich mich auf der Stelle. Ich lauschte konzentriert, nahm wahr, wie das Geräusch lauter wurde. Was immer es war, es kam ganz langsam auf mich zu.
In der Aufregung begannen meine Augen, mir Streiche zu spielen. Ich nahm Wesen im Nebel wahr, so grotesk, sie konnten nur meiner Fantasie und meinen überreizten Nerven entsprungen sein. Das Geräusch war nun lauter, ich brauchte nicht mehr zu lauschen, trotzdem schien es von überallher zu kommen. Mein Geist spann allerlei wirre Verbindungen zu diesem Geräusch. Es ähnelte Schritten, die jedoch auf unbestimmbare Art unmenschlich klangen, als wäre das, was sie erzeugte, zu schwer und feucht.
Die platschenden Schritte näherten sich unaufhörlich, inzwischen konnte ich einen modrigen Geruch wahrnehmen, der mich noch mehr schaudern ließ. Die Temperatur war weiter gefallen.
Inzwischen zitterte ich nicht nur vor Angst, sondern auch vor Kälte. Noch immer wäre ich am liebsten davongelaufen, doch der dichte Nebel hatte nun die Umgebung gänzlich ausgelöscht. Alles, was ich sah, war waberndes Weiß in einer angsterfüllten, finsteren Parallelwelt in der ich, ohne Frage, sterben würde. Ich wusste nicht einmal mehr, in welche Richtung ich hätte laufen sollen. Der total verängstigte Teil meines Geistes bestand darauf, dass es egal war wohin, nur WEG. Doch die Vernunft sagte, es wäre besser zu warten, also wartete ich.
Es dauerte nicht lange, bis die unheimlichen Schritte so nahe waren, dass ich die Richtung orten konnte, aus der sie kamen. Ich blickte konzentriert in den Nebel. Dort schien sich tatsächlich etwas zu bewegen. Mit einem Aufschrei prallte ich zurück. Ich ließ alle Vernunft fahren, rannte nun doch blindlings in den Nebel. Nur weg von dem Wesen, das sich formte, oder dabei war, die Grenze zwischen seiner Welt und dem Zwischenuniversum zu durchbrechen, in das es mich verschlagen hatte. Was ich sah, als eine Nebelschwade meinen Blick hindurch ließ, war so unbeschreiblich, so fremd, dass es meine Vernunft einfach auslöschte.
Schreiend rannte ich. Rannte und rannte, bis ich mit etwas Solidem kollidierte. Der Aufprall brachte mich zu Fall und auch das Hindernis, gegen das ich gelaufen war, schwankte, hielt sich jedoch auf den eindeutig menschlichen Beinen. Die Panik vernebelte meinen Blick, ich erkannte Winkler erst, nachdem er mir eine schallende Ohrfeige versetzt hatte.
Er riss mich hoch. "Schnell", sagte er. "Wir müssen hier weg."
Ich nickte hastig, drehte mich um. Entsetzt erkannte ich, dass das Wesen in den Nebelschwaden näher gekommen war. Es hatte merklich an Substanz gewonnen und schien nun fast Teil dieses Universums zu sein. Seine dunklen Umrisse verschwammen noch mit dem Nebel, doch nach allem, was ich erkennen konnte, war es grob menschenähnlich gebaut. Es besaß zwei unförmige Beine, schien aus einer schleimigen, schlammigen Masse von undefinierbarem Braun zu bestehen. Es reckte seine wabernden Arme nach uns aus. Sie waren in ständiger Transformation begriffen, das Wesen schien seine endgültige Form noch nicht gefunden zu haben. Die klauenhaften Hände kamen auf uns zu, versuchten, die Nebelschwaden zu durchdringen.
Es würde mich töten, und Winkler ebenso. Doch der tat etwas so Unerwartetes, dass ich ihn einfach gewähren ließ. Er stellte sich zu mir, nahm meine Hand in seine und hob beide Arme. Ich sah, wie er die Augen schloss. Ein konzentrierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
Einen Augenblick lang geschah nichts. Ich dachte schon, Winkler sei bei dem Anblick des Geschöpfs durchgedreht, doch dann bemerkte ich es. Das Wesen schien seine schlurfenden Schritte zu beschleunigen, trotzdem entfernte es sich von uns, langsam, kaum merklich. Es schien, als schlössen sich nach und nach die Nebelschwaden wieder um das unbeschreibliche Ding, das sie gerade erst in diese Welt geholt hatten.
Und dann passierte etwas anderes. Ich fühlte, wie Energie aus mir direkt in Winkler floss. Ich konnte nichts dagegen tun, alles ging so schnell. Der Nebel begann, sich zu lichten, das Wesen verschwand und ich wurde schwächer. Das Gefühl war beinahe so schrecklich wie der Anblick des Wesens zuvor. Winkler sog förmlich meine Lebenskraft auf. Innerhalb weniger Augenblicke sank ich zu Boden. Da ließ Winkler meine Hand fahren. Ich sah den Boden auf mich zurasen, hatte jedoch nicht mehr die Energie, mich abzufangen. Hart schlug ich auf.
Ich hatte wohl für einen Moment das Bewusstsein verloren. Das Nächste, was ich sah war Winkler, wie er sich mit besorgtem Gesicht über mich beugte.
"Keine Sorge Herr Falkner, es wird alles wieder gut. Ich bringe Sie nach Hause."
Ich war so kraftlos, dass er mich beinahe tragen musste, doch zum Glück war es nicht mehr weit bis zur Haustür.
"Der Schlüssel, geben Sie mir den Schlüssel."
Winklers Stimme klang alarmiert, wir waren vielleicht noch nicht in Sicherheit. Ich war noch immer verwirrt, kramte mit zitternden Händen in meiner Hosentasche. Der Schlüssel fiel sofort aus meinen kraftlosen Fingern. Winkler ließ mich sanft auf die Treppenstufen gleiten, griff nach dem Schlüssel und schloss die Haustür auf. Mühsam schleppte er mich hinein und in den zweiten Stock. Er schien sehr genau zu wissen, wo ich wohnte. Er setzte mich vor der Wohnungstür ab und schloss auch diese auf.
Ich hatte wieder genug Kontrolle, um mich selbst in die Wohnung zu schleppen, nur um auf der kleinen IKEA Couch erneut zusammenzubrechen. Lichter und Geräusche vermischten sich auf unangenehme Weise. Ich schmeckte Blut. Und dann etwas anderes.
Winkler hatte mir einen Wodka eingeflößt, das Einzige, was ich im Moment an alkoholischen Getränken im Haus hatte. Die widerliche, brennende Flüssigkeit vertrieb schließlich die bleierne Schwäche. Ich konnte Winkler wie durch einen Schleier erkennen. Es dauerte Minuten, bis ich das Gefühl hatte, wieder bei Verstand zu sein. Mühsam setzte ich mich auf, starrte Winkler an und wollte fragen, was zur Hölle gerade geschehen war, doch ich brachte keinen Ton heraus. Winkler blickte mich besorgt an.
"Sie wollen wissen, was passiert ist?"
Ich nickte mühsam. ...
© Bei Maxi Forteller bedanken wir uns für die Bereitstellung der Leseprobe und des Coverbildes.
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