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Seit jeher umgibt ein magischer Schimmer die Mistel – ob sie nun von einem berühmten Druiden in der Nähe eines kleinen, gallischen Dorfes geschnitten wird – oder wenn sie sich als Hauptzutat in allen möglichen magischen Tränken findet.
Misteln sind halbparasitische, immergrüne Pflanzen, die sich auf Bäumen ansiedeln und dort eine Interessengemeinschaft mit ihnen gründen. Ihre Vermehrung ist eine ausgeklügelte Sache der Natur, denn die Mistelbeeren verfügen über einen effizienten Klebstoff. Dieser haftet an den Vogelschnäbeln oder auch Krallen und hält die Samen am Platz, bis sie irgendwo an einer passenden Baumrinde abgestreift werden. Der Weg durch den Vogel ist hierbei unnötig.
Die lateinische Bezeichnung Viscum für die Mistel hat denn auch im erweiterten Sinne etwas mit "Kleben" zu tun.
Die Medizin hat sich der Mistel in früheren Zeiten ebenso bedient wie heute. Für die Arthrose-Behandlung werden Wirkstoffe der Mistel eingesetzt und unter anderem auch für die allgemeine Stärkung des Immunsystems. Auf Krebspatienten soll ein positiver Effekt festzustellen sein, was die Pflanze für uns heute ebenso wertvoll machen kann wie für die Trankmischer der alten Zeit.
Natürlich kommt der geheimnisvollen Mistel auch in manchen Legenden eine tragende Rolle zu. Sie soll ja sogar für den Tod des germanischen Lichtgottes Baldur verantwortlich gewesen sein. Der träumte seinen Tod durch eine Pflanze, und um das zu verhindern, wurden alle Kräuter, Gräser und Bäume durch einen Eid gebunden oder mit einem Bann belegt ... da variieren die Geschichten. Nur die Mistel wurde vergessen und ein Mistelzweig diente dem Hödur, Baldurs blindem Bruder, als tödliche Waffe.
Sonst aber sollte die Mistel Glück bringen, was sich noch in dem alten und gerne geübten Brauch des Kusses unter dem Mistelzweig findet und der zu Weihnachten gepflegt wird. Ursprünglich war die Umarmung unter der Mistel wahrscheinlich eine Art Friedensversicherung. Die keltischen Druiden schätzten die Pflanze allerdings wirklich sehr hoch und schnitten sie nur zu bestimmten Zeiten, wobei sie diese mit der größten Hochachtung behandelten.
In manchen christlichen Legenden besteht das Kreuz Christi aus dem Holz der Mistel – aber diese zweifelhafte Ehre teilen sich in so vielen Legenden so viele Hölzer, dass es wahrscheinlich auf eine Adaption dieser magischen Pflanze durch die Priester handelt. In vielen Klostergärten wird die heilkräftige Pflanze wohl durch kundige Mönche gehegt worden sein, denn ihre vielen Anwendungsmöglichkeiten waren wohlbekannt und wurden gerne genutzt.
© Textbeitrag "Die Mistel: Parasit und Heilpflanze": Winfried Brumma (Pressenet), 2016. Bildnachweis: Baum mit Mistelstrauch, CC0 (Public Domain Lizenz).
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