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Schuhe – die spielen eine sehr große Rolle im Leben. Sie begleiten einen Menschen von allerfrühester Kindheit an bis zu dem Tag, an dem er keine mehr braucht.
Die allerersten Schühchen sind rein dekorativer Natur, sie sehen süß aus und sollen auch nichts anderes tun als das. Für diejenigen, die sich dann auf die eigenen Beinchen stellen, gibt es dann Lauflernschuhe – speziell für den sicheren Halt. Sind die zu klein geworden, muss man mit dem Schuhwerk klarkommen, das angesagt ist.
Für die älteren Leute war die Kindheit vom Barfußlaufen geprägt oder von diesen Holzsandalen mit Fußbett, die nur durch ein schmales Lederband gehalten wurden. Spezialisten konnten damit sogar rennen und taten das auch oft, einfach weil es so schön klapperte. Rutschte die Sandale allerdings nach vorne, während man lief, knallte ein empfindliches Teil des Fußes auf die harten Ränder der Holzsohle – und das tat weh.
Das Teenageralter brachte für Jungen nichts Neues, für Mädels allerdings schon. Irgendwie wurden da Weichen gestellt. Die Jungs trugen Fußballschuhe und Wanderschuhe, und die "Guten" waren die, welche man zum Anzug tragen konnte. Mehr war nicht. Für Mädchen sah das anders aus. Ballerinas mit winzigem Absatz, Spangenschuhe, Lackschuhe, Laufschuhe und selbstverständlich auch unbequeme Schuhe. Kleine Damen probierten heimlich die Pumps der Mama oder der großen Schwester aus und konnten es gar nicht erwarten, sich die Füße damit zu verbiegen.
Dann kamen die Plateausohlen für beide Geschlechter. Nicht gut für die Fußknöchel, aber ungemein "erhebend". Und seit diesen Zeiten wechseln sich die verschiedenen Arten von Absätzen ab – kleiner Blockabsatz, Keilabsatz, Pfennigabsatz, gar kein Absatz. Alles ist seit dem letzten Jahrhundert immer wieder erschienen und wieder verschwunden, mittlerweile darf und kann man den Kontakt mit der Straße vermeiden, womit man will.
Dass gewisses Schuhwerk einen mit bestimmten Gruppen assoziiert, muss man eben hinnehmen. Wer Sandalen trägt, ist ein Späthippie – das weiß jeder. Glänzend geputzte, eher schmale Herrenschuhe in unaufdringlichem Design weisen den Vertreter aus, Wanderschuhe den Naturfreak und Ökoapostel. Heels werden entweder Diven zugesprochen, oder Frauen, die es mit der erotischen Ausstrahlung bitterernst meinen. Ein kleinerer Absatz, der beim Laufen nicht ganz so sehr stört, ist ein Accessoire zum Businesskostüm und geht für Politik und Management. Die beiden Sparten sind ja auch nicht sehr verschieden.
Dass das im Großen und Ganzen Unsinn ist, weiß man. So mancher Teenager, der stolz die "ganz hohen" Pumps zum ersten Mal getragen hat, glaubt an Romantik und nicht an Erotik – ganz gleich, wie knapp das Top und der Rock sind.
Die Laufquanten sind für Frischluftliebhaber ein Muss – die City-tauglichen warten für den Job. Hohe Stiefel haben nichts mit gewissen Praktiken zu tun – jedenfalls kaum, wenn sie im Winter und mit warmer Kleidung außerhalb des Schlafzimmers getragen werden.
Früher war es ein sicherer Hinweis auf die gesellschaftliche Stellung eines Menschen, wenn er gepflegtes Schuhwerk der besseren Art trug. Wer sich heute auf diese antiquierte Vorstellung verlassen möchte, verzweifelt da eher. Man sieht den lässig getragenen und zerknautschten Turnschuhen mit spezieller Technik in den hohen Sohlen nicht an, wie sündhaft teuer sie waren – und die Teile jeden Tag saubermachen geht auf Kosten der Coolness. Eigentlich wäre das eine vorteilhafte Entwicklung – aber leider nur vordergründig. Man darf auch beim schlampigen Stil keinen Fehler machen, wenn man nicht ausgegrenzt werden will.
Natürlich gibt es auch Menschen, denen es egal ist, welches Label die Treter haben, falls überhaupt. Schuhe sollen bequem, geländetauglich, einigermaßen wasserdicht und leicht zu reinigen sein. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um Schuhe für Hundehalter. Aber wie überall gilt auch hier: Um wirklich zu wissen, ob Schuh und Vorurteil stimmen, muss man wohl in den Schuhen des Anderen stecken.
© "Schuhe und die ewige Wiederkehr der Modetrends: In den Schuhen des Anderen". Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2015. Bildnachweis (CC0, Public Domain Lizenz): oben Schmutzige Stiefel sowie unten Stöckelschuhe.
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