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Und dann passierte, was eben immer passiert: man wurde erwachsen und man wurde älter. Das Altwerden ist in unserer Gesellschaft eine ganz besondere Problematik, schon allein deshalb, weil sich die Definition des Alters ebenso gewandelt hat wie das Gefühl dafür.
Wie gehen diejenigen damit um, die in der Zeit der großen Umbrüche und Aufbrüche jung waren? Die Woodstock-Generation und die Jugendlichen, die von einem Trip nach Indien im blumengeschmückten VW-Bus träumten?
Was ist geblieben von den Kommunarden der ersten Stunde und was ist aus der Love-and-Peace-Bewegung geworden? War das ganz einfach eine Mode, ein Hype, und letztendlich nichts anderes als Protest gegen das Althergebrachte?
Das alles war es natürlich auch. Aber als Bewegung in die Jugend kam, die endgültig Trägerröcke und Gabardine-Anzüge abstreifte und in geflickten Jeans und indischen Hemden für den Frieden auf die Straße ging, da wurden die Grundsteine für so vieles gelegt, was wir heute als selbstverständlich ansehen.
Die Autorin Laetitia Barnick hat eine Art Hauptbuch der 68er geschrieben, in dem sich so vieles wiederfindet, was in den späten Sechzigern und der ersten Hälfte der Siebziger Jahre an Wichtigem und Neuem passierte.
Wer dort jung war, erlebte die Zeit als eine große Befreiung von den Zwängen der älteren Generation. Die war gerade wieder einigermaßen ausgesöhnt mit ihren Kriegstraumata, beklagte diese auch, aber fand keinen Weg hinaus. Die bürgerlichen Vorstellungen schienen so festgefügt wie Zement.
Und dann kamen die Dinge ins Rollen. Die Musik war auf einmal ganz anders – sie war eine Art Fanfare für den Aufbruch. Sie unterstützte die neuen Visionen des Wassermannzeitalters, in denen es um Liebe und Friede ging. So etwas hatte es noch nie vorher in dieser Weise gegeben. Friede war ja ganz schön, aber bitteschön sollte das Zimmer aufgeräumt sein und die Haare kurz.
Denken und Umdenken hieß das neue Bewusstsein. Und das machte Angst. Dabei waren die Blumenkinder und neuen jungen Wilden keineswegs böse oder gewaltbereit – sie wollten aber ihre eigene Welt schaffen. Und das taten sie auch – in größerem Maße als wir das annehmen. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung und biologischen Anbau erwachte in dieser Zeit und ist für uns heute wichtig wie nie zuvor. Unsere Auffassung von Erziehung wurde in dieser Zeit geprägt, in der Kinder fast als noch nicht vollwertige Menschen gesehen und eher gedrillt als erzogen wurden.
Laetitia Barnick beschreibt die Zeit, die Musik, die politischen Umwälzungen dieser Zeit und zieht Vergleiche und Schlüsse zum Hier und Jetzt. Es war ja kein so langer Weg von damals bis jetzt, doch auf diesem hat sich mehrmals vieles radikal verändert. Wie gehen wir, die wir in diesen Zeiten erwachten, damit um? Wie kommen wir mit dem Altwerden zurecht in einer Zeit, in der das Alter krampfhaft als eine Art wirkliche Jugend propagiert wird?
Als ganz besondere Hommage an die Sechziger und Siebziger gibt es ein kleines Musiklexikon, das den Ikonen des "Movement" gerecht wird. Der Bürgerschreck Frank Zappa kommt hier ebenso vor wie Canned Heat, die den weißen Blues bewiesen, indem sie ihn einfach spielten.
Laetitia Barnicks außerordentlich wertvolles Buch ist ebenso wichtig wie informativ und unterhaltsam. Und ganz bestimmt nicht nur für die "Generation Woodstock". Das Sachbuch Generation Forever Young ist Ende 2017 als Taschenbuch, E-Book, sowie auch als Buch in Großschrift erschienen.
© "Die Zeit als Bewegung in die Jugend kam": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2016. Abbildung des Buchcovers: Autorin Laetitia Barnick.
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