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Woher kommt eigentlich das Wort "Sucht"? Das hat einer gefragt, der die Sucht kennt wie sein eigenes Ich. Denn die Sucht macht einen Großteil dieses Ichs aus. Oder vielleicht hat sie ein eigenes, ein Sucht-Ich hervorgebracht. Krankheit ist einer der Paten dieses Wortes, auch der Sog. Und ein Sog ist es auch, der einen Menschen hinabzieht in einen unguten Mahlstrom, dem man nur schwer entfliehen kann.
Was den autobiografischen Bericht Jonel Jacksons so ganz besonders macht, ist, dass der Autor ständig hinterfragt. Dass er immer wieder daran denkt, wo diese besondere Weiche gestellt wurde und der Zug seines Lebens eine völlig andere Richtung nahm.
Jackson hatte es als Sohn einer alleinerziehenden Mutter und eines farbigen amerikanischen Soldaten nicht immer leicht. Was möglicherweise den Pfad zur Sucht ein wenig schneller ebnete, war die zeitweilige Konzentrationsschwäche, die den intelligenten und neugierigen Schüler ausbremste, ihn wütend machte und an sich zweifeln ließ. Hier hätte es wohl Hilfe geben können, aber es blieb bei dem ramponierten Selbstwertgefühl des Jungen, der an so vielem interessiert war und doch in manchem scheiterte. Aber der Zug in die Abhängigkeit hat viele Waggons, die nach und nach angekoppelt werden.
Nach einer Jugend, die völlig im Zeichen der guten alten Mary Jane und weitaus schlimmeren Drogen stand, absolvierte Jonel den Wehrdienst. Die Struktur tat ihm gut, er erfuhr Zusammenhalt und Teamgeist. Er hatte sich "gefangen". Doch dann wurde er mit dem Rassismus der Kameraden konfrontiert, der ihn zwar ausnahm, aber trotzdem eine traumatische Erfahrung war. Jonel wandte sich ab. Das ehrt ihn zwar, führte aber auf ein Gleis, das noch schneller dahin fuhr, wo es nur schwer eine Wiederkehr gibt.
Gefängnis, Entzug, betreutes Wohnen, Straße und Verwahrlosung sind die Bahnhöfe, an denen ein "Suchtzug" immer wieder halt macht. Die Sucht installiert eine Art Luftpolsterfolie zwischen der Welt und dem Süchtigen. Die Realität wird blass und gedämpft, dann wieder erbarmungslos scharf fokussiert.
Jonels Kampf wird beeindruckend und real geschildert, bedrückend und oft trostlos. Aber trotzdem blieb die Welt für Jonel Jackson bunt und ist es immer noch. – Ob es ein Happy End gibt? Vielleicht. Das ist die Realität.
Das bemerkenswerte Vorwort hat die Co-Autorin Jane Jonson geschrieben, die Jonel Jackson bei seinem Buch zur Seite gestanden hat.
Hinweis: Der autobiografische Roman "Innere Dämonen – Mein Süchtiges Ich", die persönliche Lebensgeschichte des Autors Jonel Jackson, wurde leider aus dem Handel genommen.
Das 108 Seiten umfassende Taschenbuch wurde ursprünglich via epubli im Herbst 2018 veröffentlicht.
© "Wenn der Zug des Lebens eine völlig andere Richtung nimmt": Buchrezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2019. Dem Autor Jonel Jackson danken wir herzlich für das Coverbild und das Rezensionsexemplar.
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