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Ein Sprichwort sagt, dass man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen sollte. Aber das ist nicht immer richtig, denn gerade hier, bei dem Roman "Die wundersame Erkundung der Farbe Moll" kann man das getrost tun. Ein Ruhe ausstrahlender Bergsee mit Booten und darüber hohe Berge. Alles in betörender Fliederfarbe gehalten; ein Bild des Friedens, oder vielleicht eher des "Zufrieden-Seins".
Die bemerkenswerte Novelle der Autorin Esther Grau erzählt die Geschichte von Mona und Ben. Beide begegnen sich in der Schlaflosigkeit, könnte man sagen. Denn beide sehen sich in gegenüberliegenden Fenstern in der Nacht, weil sie keine richtige Ruhe finden. Mona lebt ihre Runden, trottet täglich weiter und kommt doch nicht vorwärts, kann nicht fort. Sie ist Berufsberaterin; empathisch, aber doch hilflos vor dem, was sie täglich sieht.
Ben ist anders, spricht anders, lebt eine andere Geschwindigkeit. Und doch ist er in der gleichen rotierenden Trommel gefangen wie Mona. Managerkrankheit oder Leerlauf im Job nannte man das früher, heute heißt das Burnout oder Boreout. Aber wie man es auch nennen möchte: Ben und Mona stehen kurz davor.
Beide treffen sich in der Nacht, nehmen sich wahr und beschließen eine Flucht. Sie verlassen die Stadt und fahren los, wollen den Kreis durchbrechen. Und erkennen Gemeinsamkeiten.
Es ist nicht einfach, die tiefen Furchen zu verlassen, die Gewohnheit und Denkweise in den Lebensacker gegraben haben. Zu verlockend ist es, das Weitergehen in den bequemen Rillen zu belassen und nicht auszubrechen. Man könnte vergessen haben, wie man auf wildem Boden geht.
Ben hat einen großen Teil seiner selbst aus seinem Leben verbannt, seine Kunst. Mona findet durch die Kunst, genauer gesagt durch ein Bild von Ferdinand Hodler, die Kraft zum Kurssetzen auf das eigene Leben. Beide, Ben und Mona, begegnen immer wieder Bilder von diesem bestimmten Künstler, die auf geradezu magische Art zum Wegweiser werden.
"Die wundersame Erkundung der Farbe Moll" ist eine ausdrucksstarke Geschichte vom Leben, über das Leben und das Finden von Verlorenem. Esther Grau erzählt in wunderschöner, geradezu zauberisch bildhafter Sprache von Mona und Ben und wie sie wiederfanden, was ihnen zu eigen ist und immer war.
Die Farbe Moll ist eine besondere Färbung, und manche können sie besser wahrnehmen als andere. Aber man kann seine Augen lehren, diesen bestimmten Ton zu sehen. Und wer weiß, vielleicht ist sie ja wirklich so ähnlich wie der Flieder.
Die Novelle von Esther Grau ist eine zauberhafte Geschichte, die bei uns einen starken Eindruck hinterlassen hat. Die gebundene Ausgabe umfasst 144 Seiten und wurde im August 2018 veröffentlicht; als E-Book ist dieser Roman ebenfalls erhältlich.
© "Die magische Art, auf wildem Boden zu gehen": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2018. Der Autorin Esther Grau und dem acabus Verlag danken wir herzlich für das Coverbild und das Rezensionsexemplar.
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