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Die tiefgründige Geschichte der Autorin Eva Wahrburg führt in das Jahr 1824. Wie zu diesen Zeiten durchaus üblich, hat die junge Guts-Erbin Maria Schwierigkeiten, ihr Erbe zu halten. Als Frau, die zudem noch in der Gemeinde geächtet ist, wird ihr ein Ultimatum gestellt. Denn da gibt es ein Wandbild in der Kapelle des Gutes, das der Restaurierung bedarf.
Man gibt Maria von Eschweih zu verstehen, dass ihr der Schutz der Kirche gewiss wäre, würde sie einer Wiederherstellung zustimmen. Was als ein guter Handel erscheint, wird für die junge Frau zu einer echten Prüfung.
Sie muss den Restaurator Herwegh in ihrem Hause dulden, einen für seine Triebhaftigkeit und Rohheit bekannten Mann. Für Maria ist das nicht einfach eine Störung ihres zurückgezogenen Lebens, es ist ein böses Wiedererwachen ihrer dunkelsten Zeit.
Als Bastard verschrien und das Mündel eines Priesters, ihres väterlichen Erziehers, ist Maria in den Augen der Gemeinde nichts wert und leichte Beute für alle, die ihre Sünden auf andere werfen, um sie nicht in sich zu erkennen.
Gejagt wie ein Tier wurde sie als Mädchen, verletzt und für ihr Leben gezeichnet. Männliche Gewalt und männlicher Machtanspruch haben ihr Leben bestimmt bis jetzt, und ihr sinnenkarges Leben kann sie zwar einsam machen, jedoch nicht vor Erinnerungen schützen.
Herwegh bricht nun wie eine Art gequälter Faun in das Empfinden der jungen Frau ein – seine sinnliche Präsenz ist greifbar und erschreckend. Als er aber einen Unfall hat, pflegt ihn Maria widerwillig, doch seltsam angezogen. Und wird mit Leiden und Ängsten konfrontiert, die ihren kaum nachstehen.
"Der Dornengarten" sieht nach einer Liebesgeschichte aus, aber es ist weitaus mehr. Es geht in Eva Wahrburgs Debütroman um Vergebung, und immer wieder um Vergebung. Gewalt, Lüge, Täuschung und falsche Treue sind die Mauern, die das Gefängnis Maria von Eschweihs umgeben. Der zwar leidenschaftliche, aber kluge Mann, hilft auf seine Weise, Stein um Stein aus dieser Feste herauszubrechen, in der die Frau ihr bisheriges Leben verbracht hat.
Schritt für Schritt erkennt Maria, dass das, was ihr Sicherheit geboten hat über all die Jahre, eine Illusion gewesen ist. Sie wurde getäuscht und belogen – nicht aus bösem Willen, sondern um sie zu schützen. Aber wenn ein Leben eingeschnürt und verstümmelt wird, kann das vergeben werden, selbst wenn es aus Liebe geschehen ist? Und was wiegt schwerer: die Brutalität der Dorfbewohner, die aus reiner Lust am Bösen handeln – oder die inszenierte Hölle, die aus Liebe erschaffen wurde?
In dieser Zeit, in der nichts mehr gewiss und nichts mehr sicher ist, kommen zwei Mädchen auf das Gut. Maria nimmt sie auf, erst gegen ihren Willen. Doch das Kind und die sehr junge Frau bleiben und zeigen Maria, was sie nicht sehen will. So, als hätte sie sich Anwälte herbeigewünscht, machen sich die obdachlosen Mädchen zu Verteidigern des verletzten Mannes.
"Der Dornengarten" ist eine psychologisch äußerst dichte und tiefe Geschichte, in sehr schöner und doch klarer Sprache erzählt und mit hohem Anspruch an den Leser. Die Autorin führt in spannender Weise in die Landschaften des Unbewussten und hält manche Überraschung bereit. Philosophisch tiefgründig und sensibel – ein Buch zum Erleben.
Das Buch "Der Dornengarten" von Eva Wahrburg ist im Oktober 2016 beim Verlag edition a GmbH in Wien erschienen (ISBN 978-3990011805) und als Taschenbuch (448 Seiten) oder E-Book erhältlich.
© "Am Abgrund der Landschaften des Unbewussten": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2016. Dem Verlag edition a danken wir für das Rezensionsexemplar.
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