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Zwei Städte, zwei völlig verschiedene Lebensauffassungen. So etwas ist nicht selten, doch es wird kompliziert, wenn das gegenseitige Misstrauen zum Hass, und der Hass zum Krieg wird.
Das ist die Geschichte von Prinzessin Loga und ihrem Freund Geb, die beide in Alawar wohnen. Alawar ist die Hauptstadt des Reiches der Ordnung und der Symmetrie, könnte man sagen. Jeder hier lebt nach den Gesetzen, die vor Urzeiten vom Drachen der Eisenberge verkündet worden sind. So jedenfalls lautet die Legende. Und alle Bewohner sind sich einig, dass Magie etwas sehr Schlechtes ist.
Loga und Geb sind treue Untertanen des Königs und befolgen die Gesetze der Ordnung, was sollten sie auch anderes tun. Doch nie ist etwas so einfach, wie es zu sein scheint. Denn Geb hat ein Geheimnis, das er sogar vor Loga hütet. Ein begabter Krieger ist der Junge nicht, ganz im Gegensatz zu Prinzessin Loga, die meisterhaft mit Waffen und insbesondere mit dem Kampfstab umzugehen weiß. Seine Stärken liegen anderswo, und genau das ist sein Problem.
Eines Tages treffen die beiden Freunde auf einen Jungen, der aus der verhassten Stadt Morwen stammt. Morwen ist das völlige Gegenteil Alawars und des hohen Gesetzes, wie es dort genannt wird. Denn die Magie ist dort nicht nur nicht geächtet, sondern wird hoch geschätzt.
Für Loga ist das so etwas wie ein Sakrileg, doch auch sie kann sich der offenen Freundlichkeit des jungen Benn nicht entziehen. Doch die aufkeimende Freundschaft ist in Gefahr, denn wo sich so große Gegensätze gegenüberstehen, wie sie von den beiden Städten repräsentiert werden, sind meist noch andere Kräfte am Werk.
So manche in Alawar möchten den Krieg, und sind in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich. Und einer davon, der hohe Richter, schreckt nicht vor Betrug und Lüge zurück. Loga wird Morwen, die Stadt der Magie, kennenlernen. Das bunte, charismatische und unwiderstehlich lebendige Morwen. Und sie wird lernen, dass nichts nur eine Seite hat, sei es Mensch, Glaube oder Legende.
Martin Navarros hervorragender Fantasy-Roman ist eine immer wieder aktuelle Geschichte der Menschheit. Ablehnung, Vorurteil, Aberglaube und vor allem Ängste haben immer wieder Kriege heraufbeschworen. Das Unbekannte wird abgelehnt und gehasst, das scheinbar Bewährte zum Glauben erhoben.
Figuren wie den hohen Richter, der sich die Ängste und die Unsicherheit seiner Mitmenschen zunutze macht, um seine Ziele durchzusetzen, sind in gewisser Weise zu Archetypen unserer Geschichte geworden. Und auch hier, in der Geschichte um zwei gegensätzliche Gesellschaftsformen, gibt es solche Menschen.
Wo der Krieg ausbricht, tritt das Chaos an die Stelle der Vernunft und alles läuft aus dem Ruder, so jedenfalls in Alawar und Morwen. Dazu kommt ein dritter Spieler, denn die sogenannten Waldgeister sehen endlich ihre Chance zur Vergeltung an den Landräubern.
Wo es keinen Ausweg gibt, wenden sich die Menschen an ihre Götter oder wen sie dafür halten. Hier ist es der Drache der Eisenberge, der als Friedensstifter fungieren soll. Die Abgesandten der drei Kräfte marschieren auf ein überraschendes und fulminantes Finale zu.
Navarro erzählt seine Geschichte spannend und auch humorvoll. Das Lesevergnügen wird durch nicht zu vermeidende Ähnlichkeiten mit unserer eigenen Geschichte des Menschseins nicht geschmälert. Höchstens angereichert. Und Nachdenken hat noch nie geschadet.
Unser Tipp: "Der Drache der Eisenberge" wurde als Jugendbuch ausgewiesen (Altersempfehlung ab 11 Jahren). Aufgrund seiner gesellschaftskritischen Fragen, in denen es um Freiheit, Frieden oder Toleranz geht, ist es für Erwachsene ebenso sehr empfehlenswert.
Das Taschenbuch umfasst 380 Seiten und wurde via BoD Ende 2017 veröffentlicht (Neuauflage: April 2023). Dem Autor Martin Navarro danken wir herzlich für das Coverbild und das Rezensionsexemplar.
© "Spannendes Lesevergnügen mit Nachdenk-Effekt": Eine Fantasy Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2018.
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