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"Wie die Viecher*" heißt es im Untertitel von Marie Wigands verstörendem Buch. Was das genau bedeutet, erfährt der Leser dann nach und nach. Und vor allem nachhaltig.
(* Nachtrag 2019: "Wie die Viecher" lautete der ursprüngliche Buchtitel vom Februar 2017. Die zwei Jahre später erschienene Neuausgabe heißt nun "Homali Sagina – Menschenexperimente").
Ein kleiner Junge, der eine Leidenschaft für das Sezieren entwickelt, macht den Anfang des Reigens. Tote Körper bergen Geheimnisse, und der kleine Michael will sie enthüllen.
Später begegnen wir dem kleinen Forscher dann wieder – er hat Medizin studiert und ist entgegen seiner Leidenschaft kein Pathologe geworden, sondern Arzt. Er hat sich eben gebeugt – den Eltern und den Gegebenheiten. So wie es viele Menschen tun.
Dann lernen wir Linda kennen – eine junge Frau, die ihr Leben liebt und die sich ganz gut arrangiert hat. Ab und an trifft sie sich mit ihrem Ex-Freund und dessen Freundin. Ganz entspannt hat man sich für eine Freundschaft entschieden. Ihr neuer Freund ist liebenswert, aber sein Name könnte als Synonym für Antriebsschwäche und Bequemlichkeit benutzt werden.
Nichts Weltbewegendes, nichts Gravierendes, nichts Sensationelles passiert im Leben dieser Menschen. Dass sich das Verschwinden von Personen, wie es im Amtsdeutsch heißt, in der letzten Zeit häuft, betrifft alle am Rande. Mehr oder weniger. Und dann wacht Linda nicht in ihrem Bett auf, sondern anderswo.
Menschen werden in Käfigen gehalten, leben in ihren eigenen Exkrementen und haben keinen Platz zum Ausweichen. Wigand beschreibt das so eindringlich, dass man beim Lesen unwillkürlich die Füße anzieht. Die Gefangenen, es sind sehr viele, bekommen nur die allernotwendigste, widerliche Nahrung. Verwahrlost, stinkend und verzweifelt entwickeln die Entführten verschiedene Strategien zum Überleben. Gleichgültigkeit, Verleugnung, Aggression und was sonst noch taugt, wenn die Verzweiflung zu groß wird.
Die Entführer sind keine Menschen, sie kommen von weither aus der Galaxis und haben keinerlei Empathie, was ihre Objekte betrifft. Und sie haben sogar für Helfer unter ihrem Vieh gesorgt. Die Gefangenen werden gegen ihren Willen gepaart, bei Nichtvollzug drohen schlimmste Strafen. Gestank, Schmerzen, Dreck und absolute Verzweiflung beherrschen das Szenario, dass die Autorin erstehen lässt.
Und irgendwann begreift der Leser, dass er das alles kennt – dass dies alles keine sadistische Fantasie einer durchgeknallten Schreiberin ist. Denn alles, was hier beschrieben wird, findet täglich und stündlich auf unserem Planeten statt. Nur dass wir die empathielosen Fremden sind. Und unsere Opfer sind Tiere.
Linda begreift langsam, aber sicher – und sie denkt an Flucht. Dazu braucht sie Verbündete, die sie auch findet. Aber die Aliens sind praktisch unangreifbar. Gelingt ihr, was keine Käfighenne und kein Nerz, kein Kälbchen oder Schwein jemals schafft?
Der Psychothriller von Marie Wigand ist brutal, überraschend, spannend und psychologisch treffend. Und er ist wichtig. Das Buch "Homali Sagina: Menschenexperimente" wurde im Frühjahr 2019 vom Verlag Redrum Books in neuer Aufmachung als Taschenbuch und E-Book veröffentlicht. Hier kann es auch im Internet-Buchhandel bestellt werden.
Beachten Sie auch die Leseprobe aus "Homali Sagina" hier auf unserem Portal.
© "Das Überleben in absoluter Verzweiflung": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2017. Bei der Autorin Marie Wigand bedanken wir uns für das Rezensionsexemplar; © Coverbild: Verlag Redrum Books
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