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John Eichlers Buch "Verbotenes Land" stellt sich als "schwarzer deutscher Roman" vor. "Gibt es das denn?", könnte eine erste Frage dazu sein. Und die erste Antwort würde mit Sicherheit lauten: "Das gibt es nicht nur, das ist schon längst überfällig."
Eichlers Erzählsprache ist anrührend, weil sie poetisch, aber nicht schnörkelig ist. Manchmal sachlich wie die Häuserfronten in diesem Land, das sich noch immer nicht seiner Bedeutung für alle Menschen, die in ihm leben, bewusst ist. Und manchmal so emotional und sogar versöhnlich wie die zum ersten Mal gefühlte wahre Liebe.
Die Geschichte des 30-jährigen Jurastudenten Issa, dessen Wurzeln in Afrika liegen und der einen Kampf gegen vieles auszufechten hat, ist unwiderstehlich authentisch und auch spannend. Die Menschen, die dem Leser im Buch begegnen, sind in ein Gewebe verstrickt, das für Spannung und Überraschung sorgt. Doch vor allem geht es eben um diese Menschen. Ganz gleich, woher sie kommen.
Sicher hat Issa Probleme hier, nicht nur wegen seiner dunkleren Hautfarbe. Das hat auch mit Dingen zu tun, die er getan hat. Möglicherweise sogar mit Menschen, die er zu seinen Freunden zählt. Klugheit und Intelligenz zählen nur bedingt, wenn man die falsche Herkunft hat. Das gilt für jeden, der durch irgendeinen Umstand in ein Ghetto gedrängt oder in einem geboren wurde.
Maurice oder Issa, Ami oder vielleicht irgendein Sven, der nie eine Chance hatte. Die Gründe mögen variieren, aber die Auswirkungen tun es nicht.
Issa ist es gewohnt, erst einmal unterschätzt zu werden, weil er afrikanisch aussieht. Die Souveränität, mit der er solchen Situationen begegnet, ist hart erkämpft und wohl auch teuer erkauft. Denn das hat er nicht immer getan. Issa war, bevor er Jura studierte, ein inhaftierter Gewalttäter. So wird es gesehen, und wenn man nach baren Fakten urteilt, ist das auch so.
Dass er mit Fäusten gegen die Häme anging, weil sein Gegner niemals eine andere Sprache verstanden hätte – selbst wenn er gewollt hätte nicht – ist sehr wohl verständlich. Wenn sich hilflose Wut Bahn bricht, weil sie nicht umgeleitet werden kann, dann wird die Lava alles verbrennen, was sie berührt. Das ist immer so, aber manchmal kommt zur Wut auch die Stärke.
Und dann verliert manchmal jemand sein Leben.
Issa lebt damit, hat Freunde und auch eine Verbindung mit einer Frau. Doch dann trifft er Ami, deren Schönheit ihn sofort berührt. Es gibt mehr Geschichten um die Liebe in diesem Buch, aber es geht auch um den Tod. Oder vielmehr um das Sterben, und um Schuld.
Ein schwarzer Roman? Das ist "Verbotenes Land" sicherlich, denn die Protagonisten sind meist schwarz. Aber das ist wirklich der einzige Unterschied. Denn entwurzelt sind wir mittlerweile alle. In geistiger Hinsicht sind wir das ganz bestimmt.
Der sehr empfehlenswerte Roman von John Eichler umfasst 355 Seiten und ist als Taschenbuch (ISBN 978-3981932508) sowie als E-Book im Handel erhältlich.
© "Ein Land, das sich seiner Bedeutung nicht bewusst ist": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2018. Dem Autor John Eichler danken wir herzlich für das Rezensionsexemplar und die Abbildungen.
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