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Im Mai 2017 startete die Bochumer Lesebühne "Wir müssen r3den" mit dem Rockpoeten Marock Bierlej, der Poetin Felicitas Friedrich und dem Romanautor Tim Szlafmyca. Geboten werden neben guten Texten auch Musik und Gesang.
Nach einjährigem Jubiläum der Lesebühne ist die erste Anthologie nun unter dem Titel "Wir müssen lesen" erschienen. Die drei Künstler veröffentlichen hier in Buchform unterschiedlichste Texte: Gedichte, Kurzgeschichten, Romanauszüge, Erzählungen; lustig bis absurd, wortwitzig bis worternst, politisch bis eskapistisch, nachdenklich bis traurig.
Der Herausgeber Marock Bierlej betrachtete das Buch in erster Linie als Geschenk an die Autoren und die Fans der Bühne, nun aber "ist eine echt zünftige, abwechslungsreiche Anthologie dabei herausgekommen, die sich auch außerhalb Bochums sehen lassen kann", wie Bierlej uns sagte. Das machte unser Team neugierig und wir haben uns das Buch näher angeschaut.
Oder nein, gehen wir zurück zum Buchanfang: Da war das Vorwort. Und davor wiederum gibt es ein Chatprotokoll, das sehr gut als Vorbereitung für das Kommende gelesen werden kann. Und lesen müssen wir, da führt kein Weg daran vorbei.
Was nun wirklich kommt, sind Texte verschiedener Autoren, die wieder hoffen lassen für so einiges, das wir schon abgeschrieben hatten. Vor allem den wirklich virtuosen Umgang mit der Sprache, dem wir eine Trauerrede widmen wollten.
Aber das war zu früh, denn was wir hier "lesen müssen" sind hervorragende Texte, die vor Einfällen nur so überquellen. Von bitterböse bis bittertraurig, von überaus sarkastisch bis zum Schreien komisch ist alles dabei, was man sich so wünscht. Jedenfalls, wenn man gerne liest. Die Beiträge der neun Autorinnen und Autoren sind spannend und fantasievoll, nicht zuletzt der geradezu hinreißenden Wortschöpfungen wegen. Sprache kann abenteuerlich sein, das Sich-darauf-Einlassen sowieso. Und lesen ist wundervoll.
Wer Sarkasmus mag, kommt hier auf seine Kosten ebenso wie der Lyrikliebhaber. Ironie und böser Humor schützen nicht vor Tiefgang – hier besonders nicht. Es ist einfach so, dass die Autoren ein komplexes Stück Sprachverliebtheit abgeliefert haben, das in all seinen Facetten unwiderstehlich ist.
Ob es um die Liebe geht, um die Sprachverflachungen der Leute oder ob die Sache mit Abraham richtig beleuchtet wird – immer ist es wirkliches Vergnügen. Wenn man vor sich hingrinst beim Lesen oder ob man traurig wird, weil man die Adresse in der Schmerzgasse kennt: man wird immer überrascht.
Und eines kommt im Buch nicht vor: das Eingefahrene. Hier wird die Spur so richtig verlassen und querfeldein gefahren. Aber niemals ohne die beste sprachliche Steuerung. So etwas haben wir uns wirklich gewünscht. Die Beiträge sind zu kleinen Blöcken zusammengefasst, die unter anderem "Sündenfall", "Vertreibung" und auch elegant "Himmelarschundzwirn" heißen. Wen das nicht neugierig macht, dem ist nicht zu helfen. Die jeweiligen Überschriften machen dann ein "Nicht-Lesen" völlig unmöglich.
Es stimmt – am Anfang war das Wort. Aber dann kam auch gleich das Lesen.
Der gesamte Titel dieses qualitativ auf hohem Niveau verfassten Buches lautet: "Wir müssen lesen: Die Mottotexte aus einem Jahr 'Wir müssen r3den', Bochums exuberanter Causerie". Als Taschenbuch umfasst es mehr als vierzig Texte auf 224 Seiten; zusätzlich ist es als E-Book im Online-Buchhandel erhältlich.
Die Herausgeber von "Wir müssen lesen" sind: Marock Bierlej, Felicitas Friedrich und Tim Szlafmyca. Das Buch enthält weitere Textbeiträge von Christofer mit F, Jasmin Sell, Kim Catrin, Carolin Annuscheit, Daniel Wagner sowie Pia Lüddecke.
© "Ironie und böser Humor schützen nicht vor Tiefgang": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 02/2019. Dem Herausgeber Marock Bierlej danken wir herzlich für das Rezensionsexemplar und die Abbildung des Buchcovers.
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