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Wenn Menschen in die Schöpfung eingreifen, ist das eine gefährliche Sache. Dazu gehört nun einmal mehr als das "Know-how". Wenn aber eben diese Menschen sich für Gott halten, dann kann es nur böse ausgehen. Genau das wird Florian Richter schlagartig bewusst, als er zu sich kommt und realisiert, dass er in einer Art Tank mit Nährlösung schwimmt.
Was er im Moment des Erwachens nicht weiß: eigentlich ist er tot. Gestorben bei einem Einsatz, denn Richter ist Polizist. Sein Körper wurde zum Teil eines hochwichtigen Experiments des eiskalt agierenden Forschers Grunewald, der sich die Rettung der Menschheit auf die Fahne geschrieben hat. Erreichen will der Wissenschaftler das mit seinen Nanobots, winzigen Robots sozusagen, die in den Blutbahnen der Menschen agieren und in gewisser Weise Unsterblichkeit verleihen können.
Grunewalds mikroskopisch kleine Roboter greifen in das Zellwachstum wie in alle anderen Bereiche des Körpers ein und reparieren in großer Geschwindigkeit, was da repariert werden muss. Krankheiten sind kein Problem mehr, Verletzungen ebenfalls nicht. Wer mit den Nanobots der Versuchsreihe 13 "ausgestattet" ist, kann theoretisch ewig leben. Außer einem direkten Kopfschuss kann ihn nichts wirklich töten.
Das allein sollte schon für Beklemmung sorgen, doch die kleinen Sklaven des Meisters revoltieren. Die Nanobots starten eine Art Evolution, werden hochansteckend und machen aus Menschen seelenlose Monstren. Nur die "Versuchsreihe 13" bleibt konstant. Und hier kommt der Polizist Richter ins Spiel. Aus seinem Blut könnte ein Gegenmittel gewonnen werden, das die mutierten Nanobots in die Schranken weist. Nur deshalb wurde der Polizist nach seinem gewaltsamen Ende in Grunewalds Labor gebracht.
Der Autor Uwe Hermann beschreibt in allen erschreckenden Einzelheiten den Zusammenbruch einer ganzen Zivilisation. Auf den Straßen liefern sich Infizierte und noch nicht infizierte Menschen einen erbitterten Kampf.
Um ein wenig Sicherheit zu erreichen, wird getötet, verraten und alles über Bord geworfen, was irgendwie mit Menschlichkeit zu tun hat. Bei den meisten jedenfalls. Mit Mühe gezügelte Brutalität weicht hemmungslosem Ausleben der dunkelsten Fantasien, denn ein Morgen gibt es nur mit einem ganz großen "Vielleicht".
Aber da gibt es Unterschiede, denn die Befallenen reagieren sonderbar, gewissermaßen viel zu organisiert, um nichts weiter zu sein als wandelnde Tote. Die Menschen, die um etwas kämpfen, das sie meist schon längst verloren haben, wissen nicht, wie wenig zufällig die Geschehnisse sind. Und wie sehr das Gehirn eines machtgierigen Wissenschaftlers völlig losgelöst von jedem Skrupel seine Züge macht.
Was aber den wirklichen Horror dieser Geschichte ausmacht, ist nicht der Mann, dessen Selbstüberschätzung zu einem biologischen Supergau führt – es ist das Schicksal des Einzelnen. Da werden Leute, die ihren Nachbarn morgens freundlich zunicken, zu Bestien, die alles auslöschen, das ihnen im Weg steht. Der Überlebenswille ist kein Verwandter der Menschlichkeit – das ist eine Wahrheit, die umfassende Katastrophen an das Licht bringen. Die Masse wird zur Bestie, und einige wenige müssen angesichts des Untergangs mehr als einen Kampf führen. Gegen die Anderen und gegen ihre eigenen dunklen Instinkte.
Mein Resümee: "Versuchsreihe 13" lockt den Leser in die tiefsten Abgründe, überrascht mit erstaunlichen Wendungen und ist ein Buch, das man nicht halbgelesen aus der Hand legen kann. Dazu ist es zu spannend und zu eindringlich.
Der Titel des außergewöhnlich mitreißenden SciFi-Thrillers von Uwe Hermann lautet im Ganzen "Versuchsreihe 13: Die Epidemie". Die Taschenbuch-Ausgabe weist 370 Seiten auf. Das Buch wurde im Atlantis Verlag im Sommer 2017 veröffentlicht (ISBN 978-3864025020) und ist auch als E-Book erhältlich.
Sowohl dem Autor Uwe Hermann als auch dem Atlantis Verlag danke ich herzlich für das Rezensionsexemplar und die Verwendung des Coverbildes. Und dem Illustrator Timo Kümmel, dessen Bildband "Vorsehung" ich vor kurzem rezensieren durfte, möchte ich danken, dass er mich auf Uwe Hermanns Buch aufmerksam gemacht hat.
© "Was wäre, wenn Menschen in die Schöpfung eingreifen dürften?": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 03/2019.
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