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Poes Rabe klopft beharrlich an ein Fenster, aber es ist ein Seelenfenster, das er hier zu öffnen wünscht. Kerling lässt ihn ein, den Raben, und nimmt den Leser mit.
Die Pfade, die begangen werden, sind dunkel, kalt und rätselhaft. Verfolgt von Monstern, was wir wohl alle kennen, zeigt sich eine rettende Hütte. Der darin wohnt, ist ebenfalls ein Rätsel – der Animus? Der archetypische Alte vom Berg, dem man die richtige Frage stellen muss?
Möglicherweise hat man Edgar Allan Poe selber gefunden, den Meister der Rabengedanken.
Die Meetings, die Kerling mit brillant gezeichneter Sprache – in nachtschwarzer Tusche gezeichnet allerdings – beschreibt, sind Trips in Spiegelräume der Verzweiflung.
Im Buch der Autorin Svea Kerling ist es nicht so, dass der Tod kommt. Es ist vielmehr so, dass das Leben geht. Todesverliebtheit am Anfang, Todessehnsucht in der Mitte – und der ungeschönte Tod am Schluss. Blutig und übelriechend, weitab von jeder Gothic-Romantik.
Was hat Poe geschrieben, was gemeint? Wovor fürchten sich alle, die hier zu Wort kommen? Wer ist das kleine Mädchen, und kann ihm denn nicht geholfen werden? Das eigene, so vielbeschworene, innere Kind – nichts weiter als eine ewig trauernde und manifestierte Erinnerung?
Das Lesen führt nur scheinbar weit fort, denn es geht nach unten im eigenen Haus. Die Kellerstufen hinab, wo sich Blumenläden und Zellen befinden, Wälder auch. Und immer ist es Nacht. Selbst dann, wenn die Sonne scheint.
Vielleicht hätte man dem Raben nicht nachgeben sollen? Aber das können wir nur wünschen, denn "Nichts weiter" und auch "Nimmermehr" ist in jeden Raum gemalt. Auch wenn wir es nicht sehen.
Die hervorragend verfasste Hommage S. Kerling meets E. A. Poe ist für den anspruchsvollen Leser, der mit Angst umzugehen weiß – die Erzählungen könnten Albträume hervorrufen. Die Autorin Svea Kerling hat nach ihrem Erstlingswerk "Schwarz oder weiß: Borderliner kennen kein Grau", das 2014 erschien, das Tüpfelchen auf dem i vollbracht. Wir sind gespannt auf ihre weiteren Bücher!
© "Brillante Geschichten mit einem Hauch Grabesluft": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2016. Abbildung des Buchcovers: Autorin Svea Kerling.
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