|
Die Autobiografie der Autorin Liane Scholl erzählt die Geschichte eines Lebens, das lange Zeit fremd geblieben ist und vielleicht noch immer fremd ist. Erst mit 44 erfährt Liane, wer ihr biologischer Vater ist und macht sich auf, ihn kennenzulernen ... Bis hierher könnte es eine Geschichte über eine Familienzusammenführung sein. Eine Story mit Happy End. Aber dann wird die Erzählung zum minutiösen Protokoll einer Sucht.
Die Protagonistin hat eine überaus schwere Kindheit hinter sich. Ein psychopathischer Stiefvater hat eine familiäre Hölle geschaffen, brutal und völlig verantwortungslos. Misshandlungen jeder Art haben ein Kind geprägt, das nur eines wollte: einen sicheren Ort für sich. Die späte Erkenntnis, dass der bösartige Despot nicht der leibliche Vater ist, lässt in dem noch immer hoffenden, inneren Kind der Protagonistin die alten Wünsche und Hoffnungen wieder erstehen. Und tatsächlich übernimmt das kleine Mädchen ab hier die Regie, dieses misshandelte und nach einem Retter suchende Kind, das immer noch in der Seele der erwachsenen Frau weint und hofft.
Der "neue" und tatsächliche Vater ist ein sehr charmanter Mann – aber das ist nur eine Seite seines Wesens. Schnell zeigt er eine andere Perspektive – Wutausbrüche und Manipulationsversuche in raschem Wechsel verunsichern Liane sehr.
Obwohl sie viele Hinweise erhält und dem Wesen des Vaters hilflos gegenübersteht, verweigert sie die Erkenntnis, dass ihr ersehnter Vater kaum besser ist, als der Stiefvater es war. Sie weiß auf einer bestimmten Ebene, dass ihr dieser Mann nicht guttut – aber wie ein Süchtiger ignoriert sie dies, weil sie an die Verheißung der Droge glaubt. Die Droge ist in diesem Fall der Traum ihrer zerstörten Kindheit, die Sehnsucht nach dem "Gutmachen". Das Verdrängen macht sie krank und löst Depressionen aus – es dauert lange, bis das Kind in der erwachsenen Frau loslassen kann.
Der Leser möchte dreinfahren beim Lesen des Buches, er möchte der Frau sagen, dass sie weitaus mehr ist als die Summe ihrer Gene. Dass blutsverwandt sein zwar etwas bedeuten kann, aber nicht zwingend muss. Dass die Rettung aus ihr selber kommen muss – und nur aus ihr.
Mehr als einmal sagt Liane, dass sie sich als Kind nie richtig zugehörig gefühlt hat, dass sie "anders" war als die anderen Familienmitglieder. Aber jeder Mensch ist anders, jeder Mensch ist eine eigene Schöpfung. Wir haben unsere Wurzeln nicht in unseren biologischen Vorfahren, sondern in uns selbst, in unserer Seele.
Das Buch gerät zu einer Anklage – es zeigt auf, was geschieht mit Kindern, die derart traumatische Erlebnisse bewältigen müssen. Zwar geht es der Protagonistin gut, weil sie eine sehr verständnisvolle Familie hat – aber trotzdem krankt sie schwer an ihren seelischen Wunden. Und bekommt neue, die ihr vermeintlicher Retter ihr schlägt.
"Tochter mit 44 – Tagebuch eines Kuckuckskindes" ist ein Tagebuch, ein Suchtbericht, ein Thriller über die Seele. Das bemerkenswerte Buch von Liane Scholl ist derzeit als 290-seitiges E-Book über den Buchhandel erhältlich.
© "Die Wurzeln in unserer Seele": Buchrezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2017. Bei der Autorin Liane Scholl bedanken wir uns für die Abbildung des Buchcovers.
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Bücherblog |
Ratgeber |
Sagen & Legenden |
Fantasy Mythologie |
IT & Technik |
Krimi Thriller |
Fachartikel & Essays |
Jugend- & Kinderbücher |
Bedeutung der Tarotkarten |
Bedeutung der Krafttiere
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed