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Nicht weit von Freienwalde, an der Berliner Chaussee, ist eine Kiefer zu finden, vor der sich ein Gedenkstein befindet. Dieser weist den Baum als "Brandfichte" aus, über die ich folgende Geschichte hörte.
Im Jahre 1628 lebte in dem Ort Freienwalde eine Frau namens Anna Liebenwaldt mit ihrem Manne. Beide waren unauffällige und hart arbeitende, aber geachtete Leute und in der Gemeinschaft wohl gelittene Bürger. Nach einiger Zeit geschah es, dass der Mann anfing zu kränkeln. Anna behandelte ihn mit allerlei Hausmitteln, die zu jener Zeit in Gebrauch waren – Kräuteraufgüsse und Wickel auf Brust und Leib, und ein Gebet dazu.
Der Zustand des Gatten verbesserte sich nicht dadurch, und die Liebenwaldtin wusste sich nicht mehr zu helfen und fragte die Gevatterinnen und Nachbarinnen um Rat. Da gab es verschiedene gut gemeinte Rezepturen und wohl auch Diagnosen, aber was immer man versuchte, es blieb ohne Erfolg. Das schlechte Befinden des Mannes war ein Rätsel für seine Frau, und auch für die teilnehmende Nachbarschaft.
Aber der Mensch gewöhnt sich an alles, und so tat Anna mit der Zeit mehr als ihren Teil der Arbeit und versuchte, das Auskommen zu sichern. Wenn sie um Holz im Wald unterwegs war, sammelte Anna dabei die Kräuter, die ihrem Mann wohltaten, wenn sie auch nicht heilen konnten. Aber für Linderung war sie schon dankbar.
An eine Heilung glaubte sie schon lange nicht mehr und fügte sich in den Willen Gottes, denn dafür hielt sie ihr Ungemach und beklagte sich nicht. Es wurde ein gewohntes Bild für die Freienwalder, die Anna Liebenwaldt, die mit ihrer Holzlast und einem Kräuterbündel aus dem Wald kam des Abends. Der eine oder andere gutmütige Nachbar hatte wohl eine Zeit geholfen bei mancher schweren Arbeit, aber mit der Zeit wandte man sich wieder den eigenen Angelegenheiten zu. Man wird der Not der anderen überdrüssig und verhärtet das Herz.
So ging es lange Zeit, Annas Mann wurde kränker und hinfälliger, und Anna müder. Und sie ging gebeugter unter den Wäschewannen und Holzbündeln. Um diese Zeit herum fingen die Weiber an zu reden, über die Angelegenheiten der Liebenwaldts. Dass es nicht mit rechten Dingen zugehen könne mit dem Mann. Er habe wohl Schuld auf sich geladen und büße seine Sünden ab, denn Gott strafe unfehlbar, so meinten wohl einige und nickten beifällig mit dem Kopf. Andere blickten scheel nach der müden Gestalt und machten Andeutungen über Kräuterkunst und sonderbare Dinge im Wald.
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag "Die Brandfichte": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Reh und Hirsch, CC0 (Public Domain Lizenz).
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