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Fürsorglich schob sie mit ihren Klauen etwas mehr Moos um das große, glänzende Ei. Wie eine riesige Perle glänzte das Kleinod in seinem warmen Bett aus kuscheligem Naturpolster. Entzückt bewunderte die Drachin das Wunder, das ihr einmal mehr widerfahren war und für das sie gar nicht genug dankbar sein konnte.
Mit glücklichem Summen verschob sie ein wenig die große Felsplatte, die über dem zweiten Höhleneingang an der Decke lag und die ihr als Wärmeregulator diente. Es war wunderbar warm hier drinnen, gerade richtig für ihren Schatz. Ein wenig frische Luft konnte allerdings nicht schaden, wenn auch draußen vor der Höhle die Welt mit Schnee bedeckt war. Dem dämpfenden Effekt des wattigen Belages war es wohl letztendlich zu verdanken, dass sie die Hufschläge erst wahrnahm, als sie praktisch schon vor ihrer Haustüre im Schnee ploppten. Misstrauisch fuhr der gewaltige Drachenschädel herum, die roten Ohrfransen in Richtung Eingang gestellt.
Die Hufschläge waren verklungen, aber kurz darauf hörte man ein Schnauben und dann noch ein Geräusch, welches die Drachin veranlasste, sich näher an den Höhleneingang zu bewegen, denn jemand war vom Pferd gestiegen. Nicht ein einfacher "Jemand", sondern einer in Rüstung, denn es hatte wie von Metall gescheppert. Seufzend warf sie einen liebevollen Blick auf ihr Ei und schickte sich an, ihren Kopf aus der Behausung zu schieben. "Nicht schon wieder einer", brummelte sie dabei. ...
Das metallisch glänzende Etwas, das da im Schnee stand und sich bemühte, einen riesigen Beidhänder so weit in die Höhe zu wuchten, dass er geschwungen werden konnte, verstand wohl nicht die Sprache der geschuppten Echsen. Die erheiterte Drachin schob nun ihren Oberkörper vollends ins Freie, wobei sie mit der Schwanzspitze im Innern der Höhle fürsorglich die Lüftungsfelsplatte schloss. Ihr Kind sollte sich schließlich nicht erkälten.
"Zurück, Bestie! Gebt die Jungfrau heraus, wenn dir dein Leben lieb ist!" Diese Worte klangen recht dumpf hinter dem geschlossenen Visier des Menschen hervor und hatten einen regelrechten Glucksanfall zur Folge. Der närrische kleine Mensch in seinem Eisenanzug war nicht in der Lage, sein Schwert zu heben, drohte aber einem ausgewachsenen Drachen. Und dazu einem, der gerade ein Ei pflegte. Er musste wahnsinnig sein, der Kleine. Zumindest war er aber spaßig, und so verließ die immer noch vor sich hinkichernde Drachin die Höhle ganz und setzte sich in den Schnee, brachte ihren Kopf etwas näher an den Wüterich heran und schnippte dann mit einer Klaue den Beidhänder fort ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Text zum Märchen "Drachenweihnacht" (Eine Geschichte aus dem Drachenland): Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Illustration Fabelwesen, CC0 (Public Domain Lizenz).
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