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Das Volksfest "Kinderzeche" im fränkischen Dinkelsbühl ist neben dem tatsächlichen historischen Hintergrund auch mit einer Sage eng verknüpft.
"Wie könnt Ihr das verlangen, Bürgermeister, wisst Ihr denn nicht, wie die Schweden mit eingenommenen Städten verfahren?" "Ihr kennt Eure Glaubensgenossen ja recht gut, Braumeister." Diese sehr laut gegebene Antwort ging in wütendem Geschrei unter, und man konnte in dem darauf folgenden Getöse nichts mehr verstehen.
Lore zog die Schultern hoch und verzog das Gesicht. Das Mädchen kauerte in einer Fensternische vor der schweren Eichentür des Turmsaales. Hier kamen fast jeden Tag die angesehenen Bürger der Stadt zusammen, um zu beraten. Oder besser gesagt: um zu streiten. Ihr Vater, der Turmwächter, hatte ihr nicht sagen wollen, worum es da ging. Eine Backpfeife hatte es gegeben und die barsche Aufforderung, der Mutter zu helfen.
Aber in der Küche waren alle nur am Weinen und Händeringen, jeder hatte nur Angst vor den Schweden, die jetzt im Jahre 1632 die Stadt belagerten. "Sie werfen die Kinder die Stadtmauer hinab, Gott helf uns", wimmerte die Mutter. Die alte Line, die beim Waschen half, steuerte noch schrecklichere Einzelheiten bei – die Männer würden zusammengetrieben und geköpft. Und die Frauen ... an dieser Stelle bekreuzigten sich alle und heulten erst recht.
Zuweilen fuhr der Vater dazwischen, um für Ruhe zu sorgen. Bei all dem Durcheinander konnte Lore oft entwischen, ohne dass es groß auffiel. Bei den immer karger werdenden Mahlzeiten herrschte eine düstere Stimmung, man sprach kaum und versuchte satt zu werden. Das allerdings gelang in Dinkelsbühl schon lange keinem mehr, alles Essbare war rationiert. Die Schweden hatten die Stadt völlig abgeschnitten.
Da niemand dem Mädchen etwas sagen wollte, hatte sie sich angewöhnt, an der Türe des Sitzungssaales zu lauschen. Sie verstand nicht genau, worum es ging, aber es hatte etwas mit "katholisch" und "lutherisch" zu tun. Den Unterschied kannte sie nicht genau, ihre Familie gehörte zu den Katholischen. Von denen gab es weniger in der Stadt als von den anderen, aber trotzdem hatten sie das Sagen. Wohl weil der Bürgermeister und die Würdenträger dazu gehörten ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag "Die Legende von der Kinderlore": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Sternenhimmel, CC0 (Public Domain Lizenz).
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