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Die Läden der niedrigen Gaststube waren geschlossen, denn draußen herrschte strenges Wetter und die Windböen warfen sich gegen das strohgedeckte Dach. Die Glut der offenen Feuerstelle leuchtete rot im Dämmer des Raumes, der nur von einigen Binsenlichtern erhellt wurde. Jetzt, zur frühen Mittagsstunde, waren es nicht eben viele, die hier auf den grob gezimmerten Bänken saßen und miteinander sprachen. Aber die wenigen sahen sich immer verstohlen nach einem Mann um, der sich einen Platz gesucht hatte, der nah am Feuer, aber ebenso nah an der Türe lag.
Der Mann war nicht nur ein Ortsfremder, er kam wohl auch von weit her – denn seine Kleidung war sehr verschieden von den Kitteln der Bauern und Handwerker, die hier ihren Schoppen tranken. Aber so wenig wie er diesen glich, so wenig hatte der Aufzug des Fremden mit dem hier ansässigen Adel gemein. Ein langer, fein gewirkter Umhang von guter Wolle bedeckte das meiste seiner sonstigen Tracht. Das Stück war von feiner Qualität, aber abgetragen und wies hier und da einen Riss auf. Beinkleider und Wams waren von unauffälligem Muster und nicht eben farbenfroh – doch war der Schnitt etwas fremdartig. Die Handschuhe aus grauem Leder mit den langen Stulpen lagen neben der Holzplatte, von der sich der Mann mit Fleischstücken und dem körnigen Brot bediente.
Es sah aus, als habe der Fremde lange nichts Warmes im Bauch gehabt und hole nun das Versäumte nach. Was ihn aber tatsächlich unwiderstehlich für die Wirtsfrau und ihre Mägde machte, waren weniger der überaus interessante fremde Akzent, mit dem der Mann, nach den richtigen Worten suchend, seine Bitte um Essen und Wein vorbrachte, noch war es das flachsblonde Haar, das bis auf die Schultern reichte. Was alle Blicke anzog, war das Lautenfutteral, das neben dem Essenden auf der Bank lag und das den Mann als Sänger auswies.
Man tauschte Blicke untereinander, die nichts anderes bedeuteten, ob man es wohl wagen könnte, um ein Lied zu bitten. Aber niemand richtete das Wort an den Mann mit der Laute. Dieser aber, nachdem er sein Mahl beendet hatte, drehte sich zu den anderen in der Gaststube um und verneigte sich lächelnd im Sitzen. Mit schwungvoller Geste zog er dann sein Instrument aus der Hülle und zwinkerte den Frauen lustig zu: "Eine Lied viellaisch? Für der gute Mahlzeit?" Wäre der eine oder andere Reisende anwesend gewesen, hätte er vielleicht erklären können, dass dieser Akzent aquitanisch war, so aber klang er einfach charmant.
Die erfreut grinsenden Männer setzten sich zurecht, nicht ohne noch schnell einen Becher Wein "vom Guten" für den Sänger zu ordern, den die Wirtin selber sich nicht nehmen ließ an den Tisch des Fremden zu bringen ...
* * * Ende der Leseprobe aus "Die Magie der Musik" * * *
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© Textbeitrag zur Legende "Der Fremde und die Magie der Musik": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Illustration Musik und Noten, CC0 (Public Domain Lizenz).
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