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Bei der Stadt Regen im Bayerischen Wald liegt die Ruine der Burg Weißenstein, einer Feste, von der die Leute viel zu berichten wissen. So kam die Sage der Burg Weißenstein auch zu mir, und ich erzähle euch, was ich gehört habe.
Vor langer Zeit lebte auf Weißenstein ein Ritter mit seiner Ehefrau. Diese war eine noch junge Dame und ihr Mann war ihr sehr zugetan. Er war geradezu närrisch mit ihr und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab, tändelte und scherzte und war galant wie die Prinzen im Märchen.
Die junge Frau war von stolzer, aber auch verwöhnter Art, und sich ihrer Schönheit sehr wohl bewusst. Was immer sie tat, war in den Augen ihres Gatten wohlgetan. Denn wenn er zu seltenen Zeiten ungeduldig mit ihr wurde, so kraulten ihre zarten Finger ein wenig seinen Bart und ihre Augen sahen groß und unschuldig zu ihm auf – sie legte ihr Köpfchen schief und lächelte verheißungsvoll. Da konnte er nicht anders, als ihr die kleinen Torheiten zu verzeihen und ganz ihr williger Diener zu sein.
Die Dame hatte auch eine andere Seite, die sie ihrem Manne nicht, wohl aber dem Gesinde zeigte. Da fürchtete man sich vor dem kalten Blick und der scharfen Stimme nicht wenig. Und zu strafen verstand die Herrin auch, wenn etwas nicht nach ihrem Willen ging. Manche Jungfer ging mit einer roten Wange und Tränen in den Augen in ihre Kammer abends, nachdem sie der Herrin aufgewartet und deren Missfallen erregt hatte. In den Wirtschaftsräumen der Burg waren die Auftritte der Edelfrau gefürchtet, denn zu diesen Zeiten waren Prügel mit dem Riemen für die Knechte und Mägde nichts Außergewöhnliches.
Immer öfter nun kamen Nachrichten, und wohl auch Edelleute aus anderen Teilen der Region, um Rat zu halten, denn es wurde Krieg befürchtet. Des Ritters Blick verweilte wohl oft in Sorge auf seiner jungen Frau, doch teilte er seine Befürchtungen nicht mit ihr.
Eines Tages nun wurden die Ahnungen zur Gewissheit, der Ritter musste seinem Kriegsherren in den Kampf folgen. In der Burg und den Werkstätten herrschte fieberhafte Betriebsamkeit, der Schmied hatte Arbeit zuhauf und ebenso die Knappen und Pferdeknechte. Alles wurde geregelt und die Herrschaft über Burg und Menschen in die zarten kleinen Hände der Dame gelegt, was die Hörigen auf der Feste nicht eben fröhlich in die Zukunft blicken ließ.
Der tränenreiche Abschied war begangen worden, das Fallgitter hatte sich hinter dem Herrn und seinem Tross geschlossen, da gab es Vorbereitungen anderer Art in der Burg ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag zur Sage von Burg Weißenstein: Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Rabe vor Burgruine (Illustration), CC0 (Public Domain Lizenz).
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