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Freundschaften zwischen Mensch und Hund sind mitunter die, welche am längsten halten. Zumindest solange wie ein Hundeleben dauert – und das kann weit über zehn Jahre sein. Meist klappt es auf Anhieb zwischen den beiden Spezies, vor allem wenn der Mensch sich einen Welpen besorgt.
So ein mit Fell bespannter Wonneproppen ist immer hinreißend, ob er nun einmal ein gestandener Minipudel oder ein Bernhardiner werden soll. Beim Blick in diese braunen, feuchten Knopfaugen vergisst man meist alles und denkt nicht unbedingt an Widrigkeiten.
Wenn der Mensch eigentlich nur einen Stadtbummel mit anschließendem Konditorbesuch geplant hat, dann irgendwie in einem Tiergeschäft gelandet und dem Charme eines Welpen anheimgefallen ist, spielt er eine Art Roulette. Vor allem dann, wenn es sein erster Hund ist. Selbst Hundefreunde mit jahrelanger Erfahrung erleben immer wieder die erstaunlichsten Überraschungen, aber ein "Greenhorn" wird von einer sonderbaren Situation in die andere fallen.
Wenn er mit dem kleinen Kerl nach Hause kommt, wird er wünschen, er hätte Küchenrollen auf Vorrat gekauft, denn die Pfützchen werden schneller produziert, als man sie wegwischen kann. Dann, nachdem man den kleinen Liebling mit Schmusedecke und sündhaft teurem Spielzeug (hat man rasch beim Händler noch mitgenommen) im neuen und ebenso teuren Körbchen verstaut hat, geht man zu Bett und schläft nicht.
Niemand schläft, wenn ein kleiner Hund stundenlang am Weinen ist. Also steigt man im regelmäßigen Turnus aus dem warmen Bett und lässt sich in eine Diskussion verwickeln. Das Kleine wedelt allerliebst mit dem Schwänzchen und freut sich unbändig, einen zu sehen. Himmlische Ruhe kehrt ein, jedenfalls so lange, bis die Schlafzimmertür geschlossen wird. Hat man Familie, gibt es bedeutend mehr Spaß, da sich alle Mitglieder am Körbchen abwechseln mit Trösten und Streicheln und so richtig Leben in der Wohnung ist.
Die Zeiger auf dem Wecker rücken unerbittlich vor, und man sieht vor Müdigkeit schon zwei Hündchen mit traurigen Augen. Also wird eine Ausnahme gemacht, nur diese eine Nacht. Und wenn die Teufelsmaschine dann anfängt mit dem Weckton, so nach anderthalb Stunden Schlaf, kriegt man zum Trost einen warmen Schlabberkuss von dem Kleinen, der zufrieden in der Armbeuge geschlafen hat.
Nach etwa drei bis vier Tagen hat man die Situation endlich im Griff, der Hund schläft jetzt in der Kniebeuge, und man hofft es so weit zu bringen, dass er nur noch das Fußende als Schlafplatz benutzt. Hoffnung keimt auf, als es an der Türe klingelt und der Vermieter mit düster zusammengezogenen Brauen meint: "Ich habe gehört, Sie haben jetzt einen Hund? Man hat sich beschwert." Nun, das hätte man abklären sollen, aber leider wusste man es ja nicht vorher.
Jeder frischgebackene Hundebesitzer wird seine Nachbarn von einer ganz neuen Seite kennenlernen. Die teilen sich nämlich in drei Gruppen:
Gruppe A liebt Hunde und streichelt bei jeder Begegnung den putzigen Kleinen ausgiebig.
Gruppe B hört ihn stundenlang bellen. Auch wenn er schläft oder Herr und Hund gar nicht zu Hause sind. Gruppe B würde ihn sogar bellen hören, wenn er ohne Stimmbänder geboren wäre. Gruppe B hat Angst, gebissen zu werden, auch wenn es sich um einen Zwergpinscher handelt, der im Treppenhaus grundsätzlich getragen wird. Gruppe B mag keine Tiere und auch keine Menschen, die mit Tieren gut auskommen.
Gruppe C ist weder dafür noch dagegen, die Mitglieder haben andere Probleme und nehmen den Hund vermutlich nicht einmal wahr.
Dafür sind sämtliche Kinder des Viertels auf der Seite des Hundebesitzers mit dem süßen Winzling. Und wollen ihn auch alle streicheln, was eine sehr gute Idee ist und auf jeden Fall erlaubt werden sollte. Verfügt die Familie nämlich nicht über kleinere Kinder, ist die Gelegenheit gut, den Hund an die mitunter etwas tollpatschigen Aufmerksamkeiten der Kleinsten zu gewöhnen.
Mittlerweile ist der Hausbesitzer besänftigt – zum einen, weil der Familienzuwachs gar zu charmant ist, und er selber einen Hund hat. Außerdem ist es ihm eigentlich gleichgültig, er will nur Frieden unter den Mietern. Diese Hürde ist genommen und man kann das Leben mit Hund genießen. Hunde sind gut für die Gesundheit, denn man muss raus an die frische Luft mit ihnen. Auch wenn sie sehr frisch ist. Oder nass. Oder auch stürmisch. Hunde lieben eigentlich jedes Wetter, im Gegenteil zu ihren Besitzern.
Dafür kann man viele neue soziale Kontakte knüpfen, denn man ist nicht allein. Auf jeder Gassirunde um den Block trifft man auf Verwandte – und Hundehalter finden immer Gesprächsthemen. Man bekommt so viele gute Ratschläge wie man möchte, und noch einige dazu. Und Hündchen findet viele Freunde. Wenn ein ausgewachsener und gut sozialisierter Hund auf einen Welpen trifft, gibt es keine Probleme. Sollte manch erstes Zusammentreffen doch einmal zu einer Feindschaft werden, kann man sich immer noch freundlich zuwinken und dann den wütend bellenden Hund in die entgegengesetzte Richtung ziehen. Wie viel Kraft man dafür aufwenden muss, kommt auf die Größe an.
Solange man einen Welpen hat, kann man auf die Frage "Wie groß wird denn der?" mit einer recht exakten Antwort Auskunft geben – wenn es sich um einen Rassehund handelt. Sollte man sich für einen hinreißenden Mischling entschieden haben und dessen Eltern nicht kennen, reicht manchmal eine diffuse Handbewegung zwischen Knie und Hüfte. Sollte das Gegenüber hartnäckig weiterfragen, lässt man sich die Adresse geben, um später Fotos vom ausgewachsenen Hund schicken zu können.
Bei den Promenadenmischungen sei man auch auf die Frage der Herkunft gefasst, die grundsätzlich gestellt wird. "Was ist denn das für einer?" fragen ratlose Passanten, und mit einem herzlichen "Ein richtig lieber Hund" kann man sich meist aus der Affäre ziehen. Eine weitere beliebte Frage ist "Beißt der?" Hier wird geraten, zu einem "Nein, er spielt Klavier" Zuflucht zu nehmen. Die Regel die besagt, dass eine dumme Frage eine ironische Antwort verlangt, kommt hier zum Tragen.
Mit der Zeit wird der noch unerfahrene Hundehalter schlagfertiger, bringt seine Ausflüge mit dem besten Freund ohne Missmut hinter sich und fragt sich, wie er früher ohne die Begleitung Bellos oder Lumpis seine Spaziergänge genießen konnte – als wahrer Hundefreund vergisst er, dass er eigentlich nie welche gemacht hatte.
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© "Tipps für frischgebackene Hundebesitzer": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Freundschaft mit Hund, CC0 (Public Domain Lizenz).
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