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Schauspieler dürften keine Lügner sein,
hast du gesagt, Albert Camus,
Scheinwerfer würden sie entlarven.
Sticht technisches Gerät die Sonne aus,
zeigt uns kostümlos, abgeschminkt,
entblöst als Täter unsrer Tat?
Wie nun, wenn Logen und Parkett
voll Viertels-, Halb-, Dreiviertelslügnern,
und deren Wünsche schwappten auf die Bühne?
Achtelslügner, ehrliche Personen
deckte weder Kleid noch Maske,
würden Narr für alle mehr und mehr.
Stiege Kunst so hoch und blieb so rein,
spiegelte in Wahrheit solches Miteinander,
Füllte sie dann Logen und Parkett?
Blattgrün, stark noch zwischen Flammenfarben,
wehret: Noch ist's nicht soweit!
Fichten präsentieren Fülle schwerer Zapfen.
Leben trotzt geformt in Fruchtbarkeit.
Schattenkühl, wo Sonnenhelle machtlos,
Schnee schon hält das Ruhetuch bereit.
Lufthauch, eisig, mahnt von dort im Nacken:
Nie entläufst du, Wand'rer, dir bemeß'ner Zeit.
Herbsttage von so brückenloser Sicht,
an Farben reicher als der Restkreis Jahr.
Schnell überdeckt ein Dunst, was eben klar,
weicht wieder Mal um Mal dem Licht.
Gefangen von den Bildern bleibst du steh'n.
"Wie schön!" klingt's ungerufen auf in dir.
Als zeige, was in Klarheit aufflammt hier,
nicht Fallenlassen, Sterben und Vergeh'n.
Wo Trost, da Reife und Erfüllung, ein Gewicht,
Geword'nes wachsend in den Wandel zieht?
Und Zeit auch ungereifter Frucht entflieht?
Als dass des Werdens Rad im Takt sich weiterdreht.
Und vor dem ungerührten ew'gen Licht
ein Tropfen in der Welle, was jetzt geht.
Unsere Empfehlung: Der Autor Friedrich Treber bietet mit seinen Erzählungen, Essays und Gedichten viele Augenblicke zum Innehalten. Die Leserinnen und Leser werden zum Nachdenken über die Welt angeregt und erfahren (vielleicht) auch die ein oder andere eigene Wahrheit. "Und das Wort ward Stein" (Mitte 2022 erschienen) gibt es als gebundene Ausgabe (177 Seiten) und auch als E-Book.
Wo Kleine den Großen willkommen sind,
erwächst ohne Weltfurcht ein fröhliches Kind.
Es spürt auf der Haut wie erfühlend so zart
kann streicheln die Hand, die so rauh sonst und hart.
Zwei Arme, die halten und tragen, sie baun
Vor noch nicht Erfaßtem den bergenden Zaun.
Ein Körper kann Wärme und Stütze ihm geben.
Aus sicherem Haus schaut das Kind in das Leben
Und lernt, wenn es kann mit Vertrauen hinsehn,
zu Menschen und Dingen den eignen Weg gehn.
Es lebt kein Kind immer im Sonnenschein.
Und sei die Zeit kurz, da es fühlt sich allein,
wenn fühlende, streichelnde Hände nicht da,
kein wärmender, stützender Körper jetzt nah,
die schützenden Arme ihm nun nicht bereit,
wenn brechen den Schlaf zwei Stimmen im Streit,
dann mag zum Anschmiegen der Teddybär taugen:
Viel Augennaß kann so ein Fell aufsaugen.
Die eigene Wärme zurück von ihm geht.
Was Kinder auch leiden, ein Teddy versteht.
Ein Kind wächst gar schnell und es spürt mit der Zeit
Des kleineren Teddybärs Hilflosigkeit.
Und weiß, was es selber nun kann für ihn tun:
Die eigenen Händchen, die streicheln ihn nun.
Den Teddy, den in seinen Armen es hält,
beschützt es und zeigt ihm die eigene Welt
Spürt eigenen Körpers wärmendes Leben.
Lernt Schwächre zu schützen und ihnen zu geben.
Den Schwachen wird Leben so weniger schwer.
Darum jedem Kind seinen Teddybär.
Hadubrand Blass schob Briefe, Kataloge und Pfeifenzubehör auf seinem Wohnzimmertisch beiseite, um Platz für das Telefon zu schaffen. Den Kaffeehumpen setze er vorsichtshalber auf dem Fensterbrett ab.
"Nein, Samantha, Kind", raunte er dabei in den Hörer, "du störst mich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich freue mich doch immer wenn eine von euch beiden anruft."
"Doch, ich habe ohnehin grade Zeit. Im Garten wäre vor Weihnachten noch einiges winterfertig zu machen, aber dazu ist mir das Wetter heute zu ekelig."
"Nein, es ist nichts passiert. Da ist nur ein Katalog runtergefallen." Was war das da für ein silbriges Ding auf der Katalogseite? Sah aus wie eine Thermosflasche. Das wäre doch vielleicht ... Den Preis mit zwei malgenommen! Noch erschwinglich, aber wäre schon was Anständiges.
"Doch, natürlich höre ich dir zu. Aber ein alter Mann kommt nicht immer so schnell mit."
"Ja, meine Kaffeezeit, aber das spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle."
"Nein, nein, nein, wirklich nicht. Ach weißt du, heute warte ich sowieso, bis der Italiener in der Fußgängerzone aufmacht."
"Auf jeden Fall mal keinen deutschen Filterkaffee heute."
"Weiß ich jetzt noch nicht. Da gibt's:" Und, als hole er Wort für Wort aus seinem Gedächtnis, las er das Schwarzgedruckte aus dem Katalog vor, das über dem silbrigen Ding stand: "Espresso, Cappuchino, Latte macchiato, sogar cremige Trinkschokolade."
"Makkjato heißt das? Nicht Matschiato? So!"
"Nein, habe ich noch nicht probiert, ...äh, nur so gemerkt."
"Mit Schwesterchen nach dem Einkaufsbummel noch beim Italiener zusammensitzen? Das darf man sich doch auch leisten!"
"Wißt ihr auch nie? Ihr seid doch noch jung."
"Alles nacheinander wäre auch ein wenig viel."
"Klar, München ist teurer als hier."
"Ja, habe ich gehört. Bei Dir klingelt's, na, bis bald!"
Herr Blass legte den Hörer auf und hob den Arm mit einer Boris-Becker-Siegerfaust.
"Habe ich dich gekriegt, meine Süße? Na ja, im Krieg und in der Liebe ist Alles erlaubt. Und zur Liebe gehört nun mal auch das richtige Geschenk!"
Zu Heiligabend war der Tisch im Wohnzimmer des Herrn Blass sauber abgeräumt. Im Licht eines mehrarmigen Kerzenleuchters öffnete er andächtig das Weihnachtspaket seiner Tochter Samantha. Zuoberst lag eine hübsche Karte.
Herr Blass betrachtete lange das Bild, dann drehte er die Karte um und las:
"Lieber Papi, das Geschenk für Dich fand ich in einem Katalog für besondere Neuheiten. Glücklicher Zufall! Nun brauchst Du nicht mehr durch jedes Sauwetter zu stapfen, wenn Du mal Espresso, Cappuchino, Latte macciato oder cremige Schokolade trinken willst. Zum Ausprobieren habe ich mir gleich so ein Ding gekauft. Und Schwesterchen Manu kriegt auch eins zu Weihnachten."
© "Bühne frei für Lügner" – viel Literatur von Friedrich Treber. Der Künstler und Schauspieler, Jahrgang 1943, ist Lehrer im Ruhestand und lebt im pfälzischen Pirmasens. Hören Sie Musik und Literatur von Friedrich Treber auf Spotify.
Mehr Literatur von Friedrich Treber finden Sie auf diesen Seiten: Das Ziel des Rufens | Rettender Bruch | Teddybärs wichtigste Weihnacht
Werkverzeichnis Friedrich Treber:
– Moderne deutsche Gedichte "Immer wieder Licht ein Fenster", 2017
– CDs: "Steine und Blumen" sowie "Von der anderen Seite", beide: Laura Records 2005–2008
– Ein Geschenk für Lehrer Müller? Weinheim, 1994
– Sitzengeblieben. Weinheim 1994
– Glaube, Liebe, und so weiter. Weinheim 1998
– Alleine hält das keiner aus! Weinheim 1999
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