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Es ist wieder soweit – bald kommt die Nacht der Nächte für Schokoladenfans und Gruselbegeisterte. Schon Wochen vorher waren sie überall, die grinsenden Kürbisse – aus Holz, Keramik, Glas, Kunststoff und sogar aus Kürbis.
Diese vielseitigen Früchte haben eine der wichtigsten Rollen bei diesem Fest, sie sind sozusagen die Bannerträger.
Ausgehöhlt, was nebenbei eine ziemlich klebrige Angelegenheit ist – man glaubt gar nicht, wie viel in so einem Ding drin ist – werden die Früchte mit Gesicht und einer Kerze versehen. Das sieht in der Theorie wirklich gut aus, aber in der Praxis weichen die Leute meist auf andere Materialien in Kürbisform aus.
Außer diesen biologischen Laternen wird in den Läden so einiges an Zubehör angeboten: Plastikspinnen mit Netzen, Ratten, Totenschädel in allen Variationen und Kostüme der gruftigeren Art. Man könnte denken, dass eher "Familie Monster Gedenktag" oder "Addams Family Revival Day" gefeiert wird, wenn man sich so umsieht.
Und die Kinder lieben dieses Fest. Einerseits wohl wegen der Gelegenheit, sich zu verkleiden, andererseits wird der natürliche Beutetrieb ausgelebt. "Süßes oder Saures", und der mitgeführte Beutel füllt sich zusehends. Außerdem darf man spätabends unterwegs sein, also ein Feiertag der Superlative für Kinder. Der langweilige Fasching ist da sehr ins Hintertreffen geraten, denn was sind Funkenmariechen schon gegen Vampire und andere Untote. Zudem wird die Fastnacht in Deutschland für den Geschmack von Kindern zu ernsthaft betrieben. Halloween ist bis jetzt noch nicht der Vereinsmeierei anheim gefallen und macht deshalb auch noch richtig Spaß.
In Deutschland grassiert das Kürbisfieber noch nicht so lange, in Britannien und Amerika hat es in dieser Form allerdings eine lange Tradition. Im Zusammenhang wird die Legende vom "Jack O'Lantern" erzählt, einem Iren, der eine Meinungsverschiedenheit mit dem Teufel hatte und den Kürzeren zog. Da er nun nach seinem Tod weder hierhin noch dorthin konnte, schenkte ihm der Gehörnte eine Laterne, die aus einer Rübe bestand, damit er im immerwährenden Dunkel zurechtkam.
Die eigentlichen Ursprünge liegen allerdings viel weiter zurück, bei den Kelten nämlich. Die feierten Samhain in dieser Nacht, einer ihrer höchsten Feiertage. Grob zusammengefasst nahm man an, dass in dieser Nacht der Schleier zwischen den Welten dünner sei als gewöhnlich und Geister in der Welt der Menschen unterwegs seien.
Andere Deutungen sprechen von den Toten, die zu dieser Zeit wieder unter den Lebenden weilen können für eine kurze Zeit. Die sollten durch Verkleidungen irregeführt werden und auch abgeschreckt durch Symbole und Lichter.
Das Fest bedeutet auf jeden Fall die Vorbereitung auf den Winter, in dem alles in Tod erstarrt, bis im Frühjahr wieder neues Leben keimt. Unsere Vorfahren nahmen die Kreisläufe der Natur als wichtigsten Kalender, und ihre Sicht der Dinge basierte zum großen Teil darauf.
In Amerika, England und auch in Deutschland wenden sich die Kirchen zum Teil gegen das Fest, seiner eindeutig heidnischen Prägung wegen. Der Tag nach der Halloween-Nacht ist der erste November, also "Allerheiligen", ein kirchlicher Feiertag. Dieser Tag ist so etwas wie ein Sammelgedenktag für alle Heiligen, da unmöglich jedes einzelnen gedacht werden kann im Lauf eines Kirchenjahres.
Das darauf folgende "Allerseelen" ist ein Fest für die Verstorbenen und recht interessant des Brauches wegen, rote Kerzen auf die Gräber zu stellen. Das im Dunkeln rot leuchtende Lichtermeer auf dem abendlichen Friedhof erinnert tatsächlich sehr an die roten und orangefarbenen Lichter an Halloween.
Beide Tage haben im Prinzip dieselben Wurzeln, es geht um die Toten oder um Geister aus der Anderswelt. Bei den meisten Kirchenfesten liegen die Wurzeln im heidnischen Glauben und bei näherem Hinsehen ist das auch offensichtlich. Die Kirche leugnet den Glauben an Geister auch keineswegs, im Gegensatz zu den meisten weltlichen Menschen.
Aber abgesehen von den Ursprüngen ist in der Halloween-Nacht jede Menge Gaudi geboten. Ganze Filmserien nahmen sich des Festes an, und tatsächlich ist Michael Myers, der Held vieler Schlitzerstreifen, das Vorbild einer der beliebtesten Masken. Ängste ausleben und damit spielen, sie dadurch negieren, ist ein wichtiger Aspekt dieser Nacht. Kinder, die unter dem Bett ein Rudel Werwölfe vermuten und deshalb nicht einschlafen können (was nachvollziehbar ist), kriegen es an diesem Abend nicht blutig und gespenstisch genug. Das kollektive Spiel mit der Angst bringt, so sonderbar es klingen mag, Sicherheit. Der verdorbene Magen wird am nächsten Tag mit Kamillentee behandelt, und das finden die meisten Kinder wirklich gruselig.
Wenn sich auch die Geschäftswelt längst des Festes bemächtigt hat, den Spaß daran braucht dies nicht zu schmälern. Die Erwachsenen haben die Halloween-Party ebenfalls für sich entdeckt, und Vampirellas und karpatische Grafen durchtanzen die Nacht. Das ist nur gerecht, denn die Großen wollen auch mal etwas Abwechslung haben.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen mehr Süßes als Saures.
© "Süßes oder Saures? Viel Spaß in der Halloween-Nacht": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Kürbis und Fledermäuse, CC0 (Public Domain Lizenz).
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