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Ursprünglich wollte Janet Großheim, geboren und aufgewachsen im Raum Erfurt/Thüringen, Mode-Designerin werden. Das ließ sich aber nicht realisieren. Schon als Kind malte sie gern, was die Menschen um sie herum auch schön und gut fanden. Zur intensiven Beschäftigung in Kindheit und Jugend kam es aber nicht. Es fehlte an Förderung.
Das änderte sich mit Beginn ihrer Lehre zur Kerammalerin im (damals) VEB "Weimar-Porzellan" in Blankenhain/Thüringen. Es sollte sich noch zeigen, dass sie mit dem erlernten Beruf auf dem richtigen Weg ist.
Etwa 1989 bis 1993 war sie in der "Möbisburger-Töpfermühle" in Erfurt/Möbisburg angestellt. Dort, und mit dem (in Hinsicht auf ihr schöpferisches Tun) glücklichen Umstand des Mauerfalls, konnte Janet Großheim ihre Kreativität und ihr Können entfalten. Nebenbei malte sie in ihrer Freizeit ihre ersten Bilder in Öl, Tempera und Bleistift. Dabei entwickelte sie den Wunsch, Malerei zu studieren.
Das Fachabitur für Gestaltung, das sie 1994/95 absolvierte, war eine enorme Bereicherung für Janet, was sich in den folgenden Jahren in ihren Arbeiten zeigte. Nach dreimaliger Aufnahme-Prüfung an der "Burg Giebichenstein" in Halle/Saale und schwindender Gesundheit begrub sie ihren Wunsch zum Malerei-Studium. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie aufhörte kreativ zu sein.
In einer kleinen Töpferei in Erfurt hatte Janet Großheim viel Gelegenheit, sich mit dem Material Ton intensiver auseinanderzusetzen und das, was sie als Form geschaffen hatte, mit den verschiedensten Techniken zu veredeln.
Ob es das Bild ist oder die Arbeit aus Ton: für Janet Großheim ist es das Spielen mit Farben, Formen und Linien; ein Experiment und eine Herausforderung zugleich, sowie die Freude daran, dass auch andere Freude daran haben. Es ist aber auch ein Zwiegespräch mit der Künstlerin selbst und ein Verarbeitungsprozess.
Ton als lebendiges Material eignet sich für sehr viele Techniken, darunter die Plattentechnik. Der Stoff wird nicht gedreht, sondern zu Platten gerollt oder geschnitten und nach einer kurzen Antrocknungszeit verarbeitet bzw geformt. Diese Technik setzt Geschick und Inspiration gleichermaßen voraus, denn der Ton ist bei der Verarbeitung nicht so weich wie bei anderen Techniken. Die Künstlerin arbeitet mit rotem und weißem Ton und behandelt die Oberflächen mit Engobe oder verschiedenen Relieftechniken, auch in Kombination mit Glasur oder Fayence-Malerei, und hebt durch die Vielfalt die Eigenarten ihrer Werke individuell hervor.
Die "Amphore aus rotem Ton" (oben) ist ein sehr schönes Beispiel für diese Kunst – sie verbindet Geometrie in Form und Bemalung mit geschwungener Linie und beeindruckt in der Gestaltung sehr. Die Bemalung ist in Engobenmalerei ausgeführt, die erst nach dem Brand ihre satte Farbe zeigt. Aufgetragen werden Engobenfarben auf den noch ungebrannten und höchstens lederharten Ton. Da sie aus Tonmehlen mit Quarz- oder sonstigen Farbzusätzen bestehen, erscheinen sie vor dem Brennen hell und matt, was sehr viel Erfahrung im Umgang voraussetzt, da sich der eigentliche Effekt erst später zeigt.
Das Thema Ton in freier Modellierung und ohne Glasur zeigt sich beeindruckend in einer weißen "Frauenfigur" (2. Bild), erdhaft kräftige und schön ausgeführte Form, die nach dem Brand mit weißem Acryl bemalt wurde. Praktisch stellt diese Technik die Umkehrung der Engobenmalerei dar, denn das fertige Werk wird bemalt und erhält seinen Ausdruck unmittelbar.
Nicht in dem Sinne be-greifbar ist das Aquarell, luftig und von kräftig bis zart die ganze Skala der Farben zeigend, aber immer im Fluss begriffen. "Fisch" (3. Bild) ist der ungemein passende Name dieser Aquarellarbeit. Wie in seinem ureigenen Wasserelement ist die Welt flüssig und großzügig hingestrichen und getupft. Aquarelle sehen meist flüchtig aus, aber sie setzen Gespür voraus, denn die "Wassermalerei" lässt sich ungern festlegen auf Formen und wirkt wohl auch gerade deshalb so ungemein bewegt und lebendig.
Graphit, Rötel, Pastellkreiden ... das sind Arbeitsmaterialien, die eigentlich zu bestimmten Techniken gehören. Trotzdem sind sie durchaus kombinierbar – dies setzt große handwerkliche Erfahrung voraus. Dann nämlich ergänzen sich die verschiedenen Mittel nicht nur, sie verstärken sich gegenseitig in der Wirkung.
"Amedeo Pompidou" (4. Bild) ist in dieser Mischtechnik ausgeführt und gibt dem Wagnis recht. Das Bild ist von großer Leuchtkraft, bunt und bewegt. Die plakative Arbeit kann jederzeit als Visitenkarte einer vielseitigen und versierten Künstlerin sein, die ihre eigenen Gesetze der Gestaltung entdeckt hat.
Seidenglanz und flammende intensive Farbgebung ergibt zusammen beeindruckende Möglichkeiten der Gestaltung. Seidenmalerei ist sehr spezifisch und vor allem nicht einfach, aber wer sich auf die Materialien wirklich einlässt, erreicht unglaubliche Effekte wie bei dem hier gezeigten 90x90 cm großen Seidentuch (Bild unten).
Den dominierenden verschiedenen Blautönen wurden als Kontrapunkt verwandte Formen in Gelb, Orange und Pink gegenübergestellt. Grün vervollkommnet die Komposition, die mehrere Ammonshörner als dynamische Formen aufweist, die nicht flächig, sondern dreidimensional ausgeführt sind. Die Arbeit ist auf jeden Fall von großer Wirkung, aber die benutzte Technik macht sie zu einem sehr extravaganten und intensiven Farberlebnis.
Janet Großheim arbeitet weiterhin an Illustrationen für ein Kinderbuch. Wir sind gespannt auf ihre neuen Werke.
© "Das Spielen mit Farben, Formen und Linien": Kunstrezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Fotomaterial und Vita: Janet Großheim.
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